Von Valentina Luger
Als „Presidential Pack“ betitelt, bietet die kanadische Brauerei Moosehead 1.461 Dosen Bier an. Es ist die exakte Anzahl, die man braucht, um jeden Tag der vierjährigen Präsidentschaftsperiode Trumps eine Dose Bier trinken zu können. Zunächst als Marketing-Gag gedacht, wurde die Aktion zum Verkaufsschlager. Stand Dienstagabend waren 100 Personen auf der Warteliste, um eines der limitierten „Präsidenten-Pakete“ zu ergattern.
Gestern Americano, heute Canadiano
Auch die Namensänderung eines Getränks kann zum Protestakt werden. Der mit Wasser verdünnte Espresso, bezeichnet als „Americano“, wird von einigen kanadischen Cafés in „Canadiano“ umbenannt. Todd Simpson, Besitzer eines Cafés in Ottawa, hat auf den Vorschlag eines Freundes hin, den Kaffee umbenannt und damit eine große mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun tun es ihm zahlreiche Cafés gleich.
Aus Spaß wird Ernst
Obwohl manche der Aktionen zum Schmunzeln anregen, ist die Ernsthaftigkeit der wirtschaftlichen Bedrohung, die Trump für Kanada darstellt, nicht zu vergessen. Viele Kanadier sind verärgert darüber, wie sie vom US-Präsidenten schikaniert werden.
Die USA und Kanada pflegen enge wirtschaftliche Verbindungen. Kanada ist der wichtigste Rohöllieferant für die USA. An den südlichen Nachbarn exportiert Kanada große Mengen Rohstoffe wie Aluminium oder Titan. Doug Ford, Premierminister der Provinz Ontario bezeichnet die USA als eines „der engsten Freunde und Verbündeten“ und drückt im gleichen Satz sein Unverständnis für die plötzliche Gemütsveränderung Trumps aus.
Der amerikanische Präsident verhängt Zölle in der Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumlieferungen. Als größter Lieferant der USA trifft Kanada diese Maßnahme besonders stark. Kanada reagiert nun mit Gegenmaßnahmen: Ab Donnerstag Mitternacht werden Zölle auf US-Produkte wie beispielsweise Computer und Werkzeuge in Höhe von insgesamt rund 20 Milliarden US-Dollar (etwa 18 Milliarden Euro) erhoben.
Für kurze Zeit hatte Trump die Zölle auf Stahl- und Aluminium sogar auf 50 Prozent erhöht, halbierte sie jedoch wieder, nachdem Ford mit einem 25-prozentigen Aufschlag auf Stromlieferungen drohte.
Ontario versorgt rund 1,5 Millionen Haushalte in Michigan, Minnesota und New York mit Strom. In der Zukunft würde womöglich der Strom ganz abgedreht werden und das „mit einem Lächeln im Gesicht“, sagt Ford. Darüber hinaus hat die Provinz einen 100-Millionen-Dollar-Vertrag mit Elon Musks Satellitenfirma Starlink gekündigt.
Leere Alkoholregale
Manitoba, British Columbia und weitere kanadische Provinzen haben erklärt, den staatlichen Vertrieb von Alkohol aus den USA einstellen zu wollen. Für den Firmenchef der Whiskey-Marke Jack Daniel’s ist das „schlimmer als Zölle“. Aber nicht nur Jack Daniel’s treffen die Boykott-Maßnahmen. Folgenschwerer noch ist der Import-Stopp für US-amerikanischen Wein, denn Kanada ist dafür der wichtigste Absatzmarkt.
Parallel dazu kommt die „Buy Canadian“-Bewegung in den großen kanadischen Supermärkten Sobeys und Loblaws an. Mit roten Ahorn-Blatt-Aufklebern werden in Kanada produzierte Produkte gekennzeichnet. Websites und Apps wie „made in CA“ sollen dabei helfen kanadische Alternativen zu finden.
Der Supermarktriese Sobey wirbt damit, dass „die besten Produkte in Kanada produziert werden“ und fordert Konsumenten dazu auf, zu einheimischen Produkten zu greifen. Kanadische Unternehmen freuen sich: Der alteingesessene Familienbetrieb Sprague Foods berichtet über ein Rekordhoch bei den Verkaufszahlen. Auch der Umsatz sei sprunghaft gestiegen und die Social Media Accounts des Unternehmens mit positivem Feedback überflutet. Für Kanadier sind die deftigen Suppen, Chilis und Bohnen zum Symbol des Protests geworden.
Statt USA Mexiko als neues Reiseziel
Auch in der Tourismus-Branche ist der Protest sichtbar. Fluggesellschaften und Reiseunternehmen verzeichnen einen starken Einbruch der Buchungen in die USA. Laut Angaben der Reiseagentur Flight Center gegenüber dem kanadischen Sender CTV, gingen die Urlaubsreservierungen für US-Städte im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent zurück.
Jeder fünfte Kunde habe Reisen in die USA in den letzten drei Monaten storniert. Die kanadische Fluggesellschaft berichtet auch von einer Verschiebung weg von Buchungen in den USA, zu anderen Zielen, wie Mexiko.
Nicht nur Kanada boykottiert
Auch in Schweden und Dänemark wächst der Widerstand gegen amerikanische Import-Produkte. Eine Facebook-Gruppe, die zum Verzicht auf US-Produkte aufruft, hat innerhalb kurzer Zeit über 65.000 Mitglieder gewonnen. In Dänemark kennzeichnet die Salling Group europäische Lebensmittelprodukte mit einem schwarzen Stern. Hintergrund sind die von Donald Trump an Europa adressierte Handelskrieg-Drohungen.
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