Judenvertreibung: Eine späte Versöhnung mit Österreich

Judenvertreibung: Eine späte Versöhnung mit Österreich
Der Vater starb in Hass, der Sohn nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an.

Da sitzt er nun in einem Wiener Hotel. In einem Land, zu dem sein jüdischer Vater Eric nie mehr wieder einen versöhnlichen Zugang gefunden, im Gegenteil, das er bis zu seinem letzten Atemzug gehasst hat. Mit diesem Hass wuchs David Harris auf. Doch am Ende fand der heute 70-Jährige das, was seinem Vater verwehrt blieb – Frieden mit Österreich. Der Amerikaner hat sogar die rot-weiß-rote Staatsbürgerschaft angenommen, die Eric Harris verweigert worden war. Für den Direktor des American Jewish Committee (AJC) schließt sich so nach vielen Jahrzehnten der Kreis der Familiengeschichte, deren Anfangspunkt in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts liegt.

„Damals kam mein Vater von Budapest nach Wien. Nach der Schule inskribierte er bereits mit 16 im Jahr 1936 auf der Uni Physik. Nach dem Anschluss war es damit vorbei. Statt studieren stand – wie für viele andere Juden – Schuhe putzen für die Soldaten am Programm. Das empfand mein Vater als ersten Betrug Österreichs an ihm“, erzählt David Harris im KURIER-Gespräch. Auch die Flucht 1939 nach Frankreich brachte nicht die erhoffte Freiheit: Harris’ Vater wurde vom nazi-treuen Vichy-Regime verhaftet und landete für drei Jahre in einem Lager in Algerien. „Das war für meinen Vater der zweite Betrug, den er Europa anlastete.“

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