Johnson will „Brexit vollziehen, Land vereinigen, Corbyn besiegen“

Boris Johnson arrives at the Conservative Party headquarters in London
Auf Premier Johnson warten große Herausforderungen, er stellt sich ihnen mit drei Schlagworten.

Boris Johnson ist am Ziel seiner Träume. Mit überwältigender Mehrheit wählten ihn die 160.000 Tory-Mitglieder zum Nachfolger der glücklosen Premierministerin Theresa May, die heute, Mittwoch, offiziell ihren Rücktritt einreichen wird.

„Brexit vollziehen, Land wiedervereinigen, Corbyn besiegen“, erklärte er zu den ersten Schritten seiner Amtszeit. Doch seine Vorgängerin kann ein Lied davon singen, wie schwierig bereits der erste Schritt ist: May war mit ihrem mit Brüssel ausgehandelten Abkommen dreimal im Parlament krachend durchgefallen.

Genau dieses Parlament könnte auch Johnsons Träume begraben – die Regierung hat dort nur eine knappe Mehrheit, einige Konservative sind mit Johnson unzufrieden. Am Donnerstag gäbe es die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen Johnson, ehe es in die Sommerpause geht. Laut der renommierten Politologin Melanie Sully wird das jedoch nicht passieren: „Noch hat Johnson nichts gemacht, es wäre unklug, ihn vor der Sommerpause abzuwählen“, sagt sie im KURIER-Gespräch.

Geplänkel mit Corbyn

Die oppositionelle Labour-Partei sieht derzeit noch keine definitive Mehrheit im Unterhaus, die Johnson tatsächlich stürzen könnte. Die Johnson-Gegner in den Reihen der Tories würden dem neuen Premier die Chance geben wollen, mit Brüssel zu verhandeln und einen No-Deal-Brexit zu verhindern. Würden sie das Votum verlieren, könnte das Johnson einen großen Vorteil verschaffen. Trotzdem spuckte Labour-Chef Jeremy Corbyn Gift und Galle nach Johnsons Wahlsieg: „Die Bevölkerung unseres Landes sollte in einer Parlamentswahl entscheiden, wer Premierminister wird“, schrieb er auf Twitter und meinte, das Land stehe nicht hinter Johnson.

Johnson möchte sich über den Vertrag hinwegsetzen

Boris Johnson tritt nach einigen Skandalen zurück - damit räumt ein Politiker das Feld, der die Macht der Bilder nutzte wie wenig andere. Seine selbstironische Art und Weise hat der Öffentlichkeit regelmäßig Fotos zum Schmunzeln geschenkt.

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Boris Johnson mit einem Räucherfisch, der angeblich wegen EU-Regularien in Plastik verpackt werden müsse, was Johnson aufregte (auch wenn es sich in Wahrheit um ein britisches Gesetz handelte), Juli 2019.

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Johnson schert ein Schaf im nordenglischen Nosterfield, bei einem Wahlkampf-Auftritt im Juli 2019.

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Und riecht danach an seinen Händen.

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Johnson mit einem selbst gemalten Gemälde der Queen

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Boris Johnson steht kurz vor seinem größten politischen Erfolg, Juli 2019.

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Johnson auf einem Wahlkampf-Event der Tories, im Juli 2019.

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Johnson zapft öffentlichkeitswirksam Bier, in der Wetherspoons Metropolitan Bar in London, Juli 2019.

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Boris Johnson, außerhalb seines Hauses in Oxfordshire, serviert Journalisten im August 2018 Tee.

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Johnsons Markenzeichen: Die Haarpracht, vom Winde verweht, im August 2010.

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Noch einmal Johnsons Haarpracht, vom Londoner Winde verweht, im Mai 2015.

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Beim Seilziehen am "Poppy Day" 2015, in London, setzte sich Johnson in Szene. Er tritt allgemein immer wieder in sportlicher Pose vor die Kamera.

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Johnson spielt nämlich auch gerne Rugby...

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...und nimmt dabei wenig Rücksicht. Auch nicht auf japanische Kinder. Im Oktober 2015 rammte er den zehnjährigen Toki Sekiguchi bei einem Spiel in Tokio.

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Johnson ist ein begeisterter Fahrradfahrer, wie auf diesem Foto, aus dem Jahr 2015 zu sehen ist.

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Als Boxer macht er sowieso gute Figur, wie hier, im Mai 2014, in North Woolwich, London.

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Johnson als Bürgermeister von London, im Mai 2015

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Johnson vor dem Kunstmuseum in Singapur, 2014

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Johnson mit Prinz Harry im September 2014, während er dem Rollstuhl-Rugby-Team Großbritanniens applaudiert.

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Anders sieht das die letzte Umfrage vor der Wahl Johnsons: Hätten die Briten Mitte Juli gewählt, hätten die Tories mit 25 Prozent gewonnen – vier Punkte vor Labour.

Ab dem 3. September, wenn die Sommerpause des Unterhauses vorbei ist, brechen jedoch andere Zeiten an: Da muss Johnson zeigen, dass er seine Ankündigungen wahr machen kann und tatsächlich Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen rund um den sogenannten Backstop an der nordirischen Grenze bringt.

Problem Backstop

Laut Sully hat er dabei zwei Möglichkeiten: „Eine politische Erklärung, in der die Regierung klarmacht, dass sie die „Scheidungsgelder“(43 Milliarden Euro) nicht überweist, solange es keine Handelsabkommen gibt, wäre eine Option“, sagt sie. Allerdings wird Johnson auf eine EU treffen, die sich betont sicher gibt (mehr dazu unten).

Eine zweite Möglichkeit wären alternative Regelungen an der nordirischen Grenze: „Es gibt tatsächlich bereits fertige Pläne, selbst Angela Merkel soll dafür Verständnis und Gesprächsbereitschaft zeigen“, sagt Sully.

Gelingt Johnson keine Einigung – für die er auch die Zustimmung des Unterhauses benötigen würde –, könnte ihn die Opposition knapp vor dem Austrittstermin am 31. Oktober stürzen und Neuwahlen einleiten. Es sei denn, er kommt ihnen zuvor: „Er weiß genau, dass er, wenn er den Brexit nicht zustande bringt, von Nigel Farage und dessen Brexit-Partei inhaliert wird“, analysiert Sully. Daher könnte es auch sein, dass Johnson im Falle gescheiterter Verhandlungen selbst Neuwahlen vom Zaun bricht und damit die Flucht nach vorne antritt. Derzeit rangiert die Brexit-Partei ungefähr gleichauf mit Labour, im Mai hatte sie bei den EU-Wahlen mehr als 30 Prozent geholt.

Iran als Feuerprobe

Während der Sommerpause wird Johnson keine Ruhe finden: Nach den angekündigten Rücktritten einiger Minister muss er ein neues Kabinett bilden und die Krise am Persischen Golf lösen. Von dort kamen am Dienstag immerhin Glückwünsche: „Ich gratuliere meinem früheren Gegenüber Boris Johnson, dass er Premierminister des Vereinigten Königreiches geworden ist“, schrieb der iranische Außenminister Mohammad Zarif. Er kritisierte aber auch das Vorgehen der derzeitigen britischen Regierung: „Die Beschlagnahme von iranischem Öl durch die May-Regierung auf Geheiß der USA ist Piraterie, ganz einfach.“

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