Jill Biden gegen Melania Trump: Der US-Wahlkampf der First Ladies
Jill Biden: Eine Löwin mit Elefantengedächtnis
Seit fast 50 Jahren ist die Tochter eines Bankers und einer Hausfrau mit dem heutigen US-Präsidenten verheiratet. Wie niemand anders hat Jill Biden damit Erfahrung mit dem Politiker Joe Biden. Sie war an seiner Seite, als er in den 1970er-Jahren Senator war. Sie war „Second Lady“ zu Zeiten seiner Vize-Präsidentschaft unter Barack Obama (2009 bis 2017). Jetzt blickt sie auf bald vier Jahre als “First Lady“ zurück.
Seither ist die promovierte Pädagogin, die in Teilzeit als Englisch-Lehrerin an einem Community College vor den Toren Washingtons arbeitet, omnipräsent. Wie ein neues Buch der New York Times-Autorin Katie Rogers bestätigt, ist sie nicht nur die wichtigste und einflussreichste Beraterin und Vertraute ihres Mannes – Sie redet auch bei Personalentscheidungen, politischen Konzepten und beim Wahlprogramm mit. Immer wieder frage Joe Biden seine Frau: „Was denkst Du, Jill?“
Jill Biden steht hinter zwei Kern-Überzeugungen, für den laufenden Wahlkampf. Erstens: Joe Biden, und nur Biden, hat Trump bereits ein Mal geschlagen – er wird es wieder schaffen. Zweitens: Joe Biden ist trotz enormer Leistungsbilanz beim milliardenschweren Umbau der US-Wirtschaft und -Gesellschaft noch lange nicht fertig; vier weitere Jahre müssten her, um den Job zu Ende zu bringen.
Wer daran Zweifel sät, kriegt es mit einer resoluten Kämpferin zu tun, die ihren Mann verteidigt wie eine Löwin. Jill Biden, sagen Vertraute, hat ein Elefantengedächtnis für Attacken gegen ihren Mann. Dass die jetzige Vize-Präsidentin Kamala Harris ihm im Vorwahlkampf der Demokraten 2020 Rassismus vorwarf, hat die „First Lady“ bis heute nicht verziehen.
„Echte Love-Story“
Heute übernimmt sie auch am neuralgischen Punkt ihres Mannes eine Wächterfunktion: Jill Biden ist es, die ihren 81-jährigen Mann auf öffentlicher Bühne „auffängt“, wenn der kurzzeitig orientierungslos wirkt. Sie ist es, die die Debatte um die mentale Gesundheit des ältesten Präsidenten der amerikanischen Geschichte demonstrativ abwettert: „Ich sage: Sein Alter ist ein Vorteil. Joe macht mit 81 in einer Stunde mehr als die meisten Menschen an einem Tag.“
Klar ist, so hat Autorin Katie Rogers in ihrem Buch herausgearbeitet, dass Biden auf seine Frau hört, weil sie eine „echte Love-Story“ zusammen haben. Sie stütze ihn mit all ihrer Kraft vorbehaltlos. Weil sie an ihn glaubt. Von Melania Trump sind solche Schilderungen nicht überliefert.
Melania Trump: New York und Florida statt Washington
Das frühere Model aus Slowenien war schon als First Lady nur in homöopathischen Dosen sichtbar. Politik, so sagt sie, interessiere sie nicht. Heute hält sich die 53-Jährige vollständig im Hintergrund. Weder bei den Anklage-Erhebungen gegen Donald Trump im Vorjahr noch im seit Monaten laufenden Wahlkampf war sie an seiner Seite zu sehen. Spekulationen zufolge würde Melania Trump im Fall einer Wiederwahl nicht komplett nach Washington ziehen. New York und Florida, so heißt es, liegen ihr mehr.
Erst im Jänner hatte Melania Trump ihre Mutter Amalija beerdigen müssen. Barron, ihr einziger Sohn (18), steht im Mai vor der Highschool-Abschlussfeier, ist also kurz davor, flügge zu werden. Und das Verhältnis zum Gatten, nun ja – kompliziert, unterkühlt und undurchsichtig, wie seit Jahren.
Mit anderen Worten: der Zeitpunkt des ersten Strafprozesses gegen einen US-amerikanischen Ex-Präsidenten hätte für Melania Trump kaum ungünstiger kommen können. Sie wird emotional zu den Hauptleidtragenden des Justiz-Spektakels gehören.
Demütigung vor Gericht
Mehrere Sex-Affären stehen zur Debatte, die in konventionellen Ehen womöglich die Scheidung einläuten würden. Bei den Trumps soll ein mehrfach nachverhandelter Ehevertrag Schäden aufseiten Melania Trumps mit Millionensummen abfedern.
Im Juni 2006, Barron war keine vier Monate alt, ließ sich ihr Gatte mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels ein. Donald Trump bestreitet den „one night stand“ beharrlich, aber nicht, dass 130.000 an Dollar Schweigegeld geflossen sind.
Auch mit dem Playboy-Model Karen McDougal führte Donald Trump eine Beziehung. Der Boss des Boulevard-Blatts „National Enquirer“, David Pecker, kaufte McDougal die Geschichte für 150.000 Dollar ab – um sie in Absprache mit Trump zu begraben. Pecker sagte in dieser Woche aus, Trump sei nicht besorgt gewesen, dass seine Gattin verletzt werden könnte. Es sei ihm nur um die bevorstehende Präsidentschaftswahl 2016 gegangen.
Trotz dieser Demütigungen hat sich Melania Trump nach monatelanger Abstinenz erstmals im Wahlkampf ihres Mannes engagiert. Sie trat in Mar-a-Lago beim Interessenverband homosexueller Republikaner auf.
Bei der Veranstaltung sollen eine Million Dollar Spenden eingenommen worden sein. Unklar ist, ob das Geld in Donald Trumps Wahlkampfkasse fließt. Oder ob seine Frau es für eigene Ambitionen behält.
Kommentare