Wird Trump geschützt? Kehrtwende im Epstein-Skandal, FBI schließt Akte

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US-Regierung will plötzlich von einer „Kundenliste” des Sexhandelsring-Chefs nichts mehr wissen. Schlussstrich im Schutzmodus - nur für wen?

Über Monate hatte die US-Regierung die vollständige Veröffentlichung von Ermittlungsakten im Sexmissbrauchs-Fall um Jeffrey Epstein versprochen. Sie sollten einen umfassenden Einblick in die Taten des bis zu seinem Tod 2019 international vernetzten Geschäftsmanns gewähren, der Hunderte teils minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und sie anderen, oft prominenten Männern zugeführt haben soll.

Doch jetzt kommt die Kehrtwende. Wie aus einer offiziellen Mitteilung der Bundespolizei FBI in Abstimmung mit dem Justizministerium hervorgeht, die am Sonntagabend bekannt wurde, soll die Akte um den ehemaligen Donald-Trump-Partyfreund Epstein de facto endgültig geschlossen werden.

Wichtigste Bestandteile: Es wird keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen Dritte geben. Und: Weitere Veröffentlichungen aus den „Epstein-Akten”, die zum Schutz der Opfer einer „gerichtlichen Versiegelung” unterlägen, seien „weder angemessen noch gerechtfertigt”.

Die Entscheidung, die umgehend in sozialen Medien Vertuschungsvorwürfe provozierte, kommt wenigen Wochen nach einer spektakulären Attacke von Tech-Milliardär Elon Musk. Der ehemalige Berater des Präsidenten behauptete, der wahre Grund, warum die Akten bislang nicht vollständig freigegeben wurden, sei der, dass Donald Trump darin (unvorteilhaft) vorkomme.

"Er mag schöne Frauen genauso wie ich, und viele sind jünger"

Trump und Epstein waren jahrelang eng verbunden. Diverse Videos aus den 90er Jahren zeigen die Männer ausgelassen auf Partys. Ebenfalls darauf zu sehen: Epstein Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell, die 2021 wegen Sexualdelikten im gleichen Kontext zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde.

Anfang der 2000er Jahre sagt Trump über Epstein: „Es macht viel Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Es heißt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind jünger.” Nachdem Epstein 2019 festgenommen wurde, änderte Trump seine öffentliche Meinung. „Ich glaube, ich habe seit 15 Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich war kein Fan.”

Auf Audio-Mitschnitten des Enthüllungsjournalisten Michael Wolff ist Epstein 2018 mit dem Satz zu hören, Trump sei über zehn Jahre sein „bester Freund” gewesen. Wolff behauptet öffentlich, Epstein habe ihm Fotos gezeigt, auf denen Trump mit mehreren minderjährigen, teilweise unbekleideten Mädchen zu sehen gewesen sei. Auf einem Foto sei ein Fleck auf Trumps Hose zu sehen gewesen, auf den die Mädchen grinsend gezeigt hätten. Was es damit auf sich hat, bleibt voraussichtlich ungeklärt.

300 Gigabyte an pornografischem Material

Laut FBI haben die Behörden in der Causa Epstein „digitale Durchsuchungen seiner Datenbanken, Festplatten und Netzlaufwerke sowie physische Durchsuchungen von Mannschaftsräumen, verschlossenen Schränken, Schreibtischen, Wandschränken und anderen Bereichen durchgeführt”. Bei diesen Durchsuchungen seien erhebliche Mengen an Material gefunden worden, „darunter mehr als 300 Gigabyte an Daten und physischen Beweismitteln”. 

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Jeffrey Epstein mit Ghislaine Maxwell, die für ihn minderjährige Frauen ausfindig gemacht und auf seine Partys gelockt haben soll.

Die Dateien zu Epstein enthielten „eine große Menge an Bildern von Epstein, Bilder und Videos von Opfern, die minderjährig sind oder minderjährig erscheinen, sowie über zehntausend heruntergeladene Videos und Bilder mit illegalem Material über sexuellen Kindesmissbrauch und anderer Pornografie.”

Im Februar dieses Jahres hatte die von Donald Trump installierte Justizministerin Pam Bondi im Fernsehen erklärt, auf ihrem Schreibtisch liege eine „Kundenliste” des Sexhandelsring-Chefs, der in seiner New Yorker Villa, seinem Anwesen in Palm Beach und auf seiner Privatinsel Little St. James in der Karibik häufig Partys veranstaltete, zu denen Prominente wie der frühere US-Präsident Bill Clinton, Microsoft-Gründer Bill Gates und Queen Elizabeths Sohn Prinz Andrew eingeflogen wurden.

Davon ist fünf Monate später keine Rede mehr. „Die systematische Überprüfung ergab keine belastende Kundenliste”, heißt es in der offiziellen FBI-Mitteilung lapidar. Hat Pam Bondi also gelogen? 

"Keine glaubwürdigen Beweise" für Ermordung Epsteins

Mit Blick auf seit Langem kursierende Gerüchte, dass Epstein versteckte Video-Kameras eingesetzt haben soll, heißt es im FBI-Schreiben: „Es wurden auch keine glaubwürdigen Beweise dafür gefunden, dass Epstein im Rahmen seiner Handlungen prominente Personen erpresst hat.” FBI und Justizministerium haben nach eigenen Angaben „keine Beweise gefunden, die eine Untersuchung gegen nicht angeklagte Dritte rechtfertigen würden”.

Ist der Fall damit also erledigt? Es scheint so. Denn auch in einem wichtigen letzten Detail - der Frage, wie Epstein im August 2019 ums Leben kam - machen die Behörden nun endgültige Angaben, um die seither kursierende Mord-Theorie zu zerstören. 

Anhand von zwei veröffentlichten Videos, die den Bereich vor Epsteins Zelle zeigen, soll der Nachweis geführt werden, dass zwischen dem 9. August 2019, als Epstein gegen gegen 22.40 Uhr in seine Zelle gesperrt wurde, bis zum 10. August gegen 6.30 Uhr, als Epstein von Wärtern tot aufgefunden wurde, kein Unbefugter den entsprechenden Sektor des „Metropolitan Correctional Center” in New York City betreten hat. 

Es bleibe darum bei der schon früher getroffenen Schlussfolgerung: „Epstein starb durch Selbstmord.”

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