Eine Timeline des Musk-Trumps-Zerwürfnisses

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Am Donnerstag konnte die Welt live mitverfolgen, wie der US-Präsident und sein Ex-Berater in aller Öffentlichkeit ihr Bündnis zu Grabe trugen. Ein vollständiger Überblick über die ausgetauschten Nettigkeiten.

Zusammenfassung

  • Elon Musk kritisiert öffentlich Trumps Budgetgesetz auf X, was zu einem Zerwürfnis führt.
  • Trump reagiert verhalten, äußert Enttäuschung über Musk und verteidigt seine politischen Entscheidungen.
  • Musk eskaliert den Streit, fordert Trumps Amtsenthebung und droht mit der Einstellung von SpaceX-Projekten.

Die Bromance zwischen US-Präsident Donald Trump und dessen Top-Berater Elon Musk schien lange ungebrochen – zwei mächtige, weiße Männer, die sich ewige Treue schwören und durch dick und dünn gehen. Doch nun hat ihre Freundschaft hat Risse bekommen, die sich wohl nicht so leicht wieder schließen lassen.

Der öffentliche Schlagabtausch eskaliert. Drohungen, Skandale und ein zunehmend scharfer Ton prägen das Verhältnis des mächtigsten Mannes der Welt (der US-Präsident) und des reichsten Mannes der Welt (der Tech-Milliardär). 

Ein Überblick über die Geschehnisse:

3. Juni: Musks erster Ausbruch auf X

Der Zerfall der Beziehung wird erstmals am Dienstag öffentlich, als Elon Musk seinem Frust über das geplante Budgetgesetz auf seinem eigenen sozialen Medium X freien Lauf lässt.

"Es tut mir leid, aber ich kann es einfach nicht mehr ertragen", schreibt Musk. "Dieser massive, unverschämte und mit Wahlgeschenken vollgestopfte Haushaltsentwurf des Kongresses ist eine widerliche Abscheulichkeit. Schande über diejenigen, die dafür gestimmt haben: Sie wissen, dass Sie falsch gehandelt haben. Sie wissen es."

4. Juni: Musk legt nach, Trump reagiert trocken

Wenige Stunden später legt Musk nach, nachts um 02.07 Uhr morgens. Trumps Budgetgesetz mache "alle Kosteneinsparungen zunichte, die das DOGE-Team unter großem persönlichen Aufwand und Risiko erzielt hat." 

Damit meint er die eigens für ihn geschaffene Behörde für Regierungseffizienz (DOGE), an deren Spitze er in diesem Jahr tausende Beamtenjobs einkürzte.

Am Mittwochnachmittag folgt die erste Reaktion von Trump, sie ist aber noch ziemlich zurückhaltend: Der Präsident postet auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social einen Screenshot, auf dem das Statement zu sehen ist, das Musk eine Woche zuvor gepostet hatte, um seinen Rückzug aus Trumps Beraterstab zu verkünden.

Trump Musk fight

5. Juni, Vormittags: Musk gießt Öl ins Feuer

Am Donnerstagvormittag beginnt Elon Musk, alte Aussagen Trumps auszugraben und mit bissigen Kommentaren zu versehen, um den Präsidenten als Heuchler darzustellen.

Um 11.20 Uhr teilt er etwa einen alten Trump-Tweet aus dem Jahr 2013, als dieser schrieb: "Ich kann nicht glauben, dass die Republikaner die Schuldenobergrenze erhöhen – ich bin Republikaner und es ist mir peinlich!" Musk teilt den Beitrag erneut und schreibt dazu: "Weise Worte".

Eine halbe Stunde später teilt Musk einen Trump-Tweet aus dem Jahr 2012, darin heißt es: "Kein Kongressmitglied sollte zur Wiederwahl zugelassen werden, wenn der Haushalt unseres Landes nicht ausgeglichen ist – Defizite sind nicht erlaubt!" - Musk schreibt dazu: "Dem kann ich nur zustimmen!"

5. Juni, 12.00 Uhr: Trump äußert sich erstmals

Während Musk sich auf X über den Präsidenten auslässt, ist der mit Weltpolitik beschäftigt: Den Vormittag verbringt Trump am Donnerstag mit einem Telefonat mit Chinas Machthaber Xi Jinping, anschließend empfängt er den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz zum Staatsbesuch. 

Bei der gemeinsamen Fragerunde mit Merz im Oval Office äußert sich Trump dann erstmals zu Musks Kommentaren - und gesteht ein Zerwürfnis ein. "Ich bin sehr enttäuscht von Elon", sagt er etwa. "Elon und ich hatten eine großartige Beziehung. Ich weiß nicht, ob das je wieder so sein wird."

Musk habe "den Inhalt des Budgetgesetzes besser gekannt als jeder andere", so Trump. "Er wusste alles darüber und hatte nie ein Problem damit. Jetzt hat er plötzlich ein Problem, weil er verstanden hat, dass wir die Förderung für E-Autos einsparen müssen." Trump fügt außerdem an, dass Musk ihn "nie persönlich kritisiert" habe, "aber ich bin sicher, dass das als Nächstes kommen wird."

Der Milliardär reagiert darauf live, teilt auf X sofort ein Video des Trump-Statements und kommentiert dazu: "Falsch, dieser Gesetzentwurf wurde mir nicht ein einziges Mal gezeigt und mitten in der Nacht so schnell verabschiedet, dass ihn fast niemand im Kongress lesen konnte!"

5. Juni, Nachmittags: Musk tritt eine Tweet-Lawine los

Von diesem Moment an beginnt Elon Musk, eine beispiellose Twitter-Tirade abzusetzen. Bis 14.37 Uhr teilt er insgesamt 16 Beiträge auf X, von denen die relevantesten hier aufgelistet sind.

Zunächst beansprucht er Trumps Wahlsieg im vergangenen Herbst für sich: "Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren, die Demokraten hätten die Mehrheit im Repräsentantenhaus und die Republikaner lägen im Senat mit 51 zu 49 Stimmen da", und schreibt in einem weiteren Tweet: "Solch Undankbarkeit".

Dann teilt er mit den Worten "Erinnerst du dich daran?" das Video eines Trump-Auftritts aus dem März, als dieser sagte, Musk habe ihn "nie um irgendetwas gebeten" und sollte daher nicht mit der Kürzung der staatlichen E-Auto-Förderung bestraft werden. 

Musk erstellt eine Umfrage und bittet seine Follower auf X, darüber abzustimmen, ob es an der Zeit wäre, "in Amerika eine neue politische Partei zu gründen, die tatsächlich die 80 % der Mitte vertritt":

In einer Antwort auf einen Post der rechten US-Bloggerin Laura Loomer schreibt Musk schließlich: "Oh, und ein paar Denkanstöße noch: Trump hat noch 3,5 Jahre als Präsident vor sich, aber ich werde noch über 40 Jahre im Amt sein …"

Anschließend geht Musk noch direkt einige republikanische Kongressabgeordnete an, die für Trumps Budgetplan gestimmt hatten.

5. Juni, 14.37 Uhr: Trump schießt auf seiner Plattform zurück

Nach dem gemeinsamen Mittagessen mit Friedrich Merz findet Trump offenbar die Zeit, zu reagieren. Auf seinem eigenen sozialen Medium Truth Social richtet er sich an seine Anhänger: 

"Elon wurde zunehmend dünnhäutig, ich habe ihn gebeten zu gehen, ich habe ihm seine E-Auto-Förderungen weggenommen, die alle dazu zwangen, Elektroautos zu kaufen, die sonst niemand wollte (wovon er seit Monaten wusste, dass ich es tun würde!), und er ist einfach VERRÜCKT geworden!"

Musk Trump

Im nächsten Beitrag schreibt Trump: "Der einfachste Weg, in unserem Haushalt Geld zu sparen – Milliarden und Abermilliarden Dollar – ist, Elons staatliche Subventionen und Verträge zu beenden. Ich war immer überrascht, dass Biden das nicht getan hat!"

Musk/Trump

Nur Minuten später schießt Musk auf X zurück: "Was für eine offensichtliche Lüge. So traurig."

5. Juni, 15.10 Uhr: Der Streit eskaliert völlig

"Zeit, die richtig große Bombe zu zünden", schreibt Musk nun auf X und verlagert die Auseinandersetzung der einstigen Verbündeten auf eine völlig neue Ebene: Er behauptet, Trumps Name tauche in den Untersuchungsakten des Falls Jeffrey Epstein auf - jenes US-Unternehmers, der einen Missbrauchsring für sexuelle Handlungen mit Minderjährigen betrieben haben soll.

"Donald Trump ist in den Epstein-Akten. Das ist der wahre Grund dafür, dass sie nicht öffentlich gemacht wurden. Hab einen schönen Tag, DJT!" (Donald J. Trump, Anm.), schreibt Musk. In einem weiteren Tweet kommentiert er dazu: "Speichert euch dieses Posting für die Zukunft. Die Wahrheit wird ans Licht kommen."

Um 16.06 Uhr postet Trump erneut auf Truth Social: "Es macht mir nichts aus, dass Elon sich gegen mich stellt, aber er hätte das vor Monaten tun sollen", so der US-Präsident. Dann verteidigt er sein Budgetgesetz: "Ich habe dieses Chaos nicht verursacht, ich bin nur hier, um es ZU BEHEBEN."

Musk/Trump

5. Juni, 16.09 Uhr: Musk fordert die Amtsenthebung Trumps

Um 16.09 Uhr droht Elon Musk damit, ein Weltraumshuttle seines Konzerns Space X auf Eis zu legen, wodurch die Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS nicht mehr zur Erde zurückkehren könnten: "Angesichts der Aussage des Präsidenten über die Kündigung meiner Regierungsverträge wird Space X sofort mit der Außerdienststellung seines Dragon-Raumschiffs beginnen."

Dann kommentiert er das Posting eines Nutzers, Trump sollte des Amtes enthoben werden und an seiner Stelle US-Vizepräsident JD Vance übernehmen, mit dem Wort: "Ja".

Weil Trump anschließend nicht mehr reagierte, ist vorerst Ruhe eingekehrt im gegenseitigen Online-Hickhack. Ob es so bleiben wird? 

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