Aus Mailand Andrea Affaticati
Seit Montag befindet sich der Großteil der italienischen Regionen wieder in der gelben Zone. Und diesmal gewährt die Farbe mehr Beinfreiheit als früher.
Neben Museen dürfen Kinos und Theater wieder aufmachen. Schüler und Studenten sind, zumindest zu 70 Prozent, in den Klassen. Auch der Gruppensport im Freien ist erlaubt. Und dann sind da noch die Restaurants und Lokale, die Gäste bewirten dürfen – allerdings nur im Freien und bis 22 Uhr, danach gilt eine Ausgangssperre bis 5 Uhr in der Früh. Herr Roberto, einer der Besitzer des „Mint Garden Cafe“, keine Viertelstunde vom Mailänder Domplatz entfernt, ärgert sich über die Verordnung, nur im Freien servieren zu können. "Hier ist die ganze Woche Regen angesagt." Ein Problem, das sie in Neapel nicht haben, dafür hadert man dort mit dem zeitigen Abendessen. "Es ist doch peinlich, für so früh einen Tisch zu bestellen", empörte sich ein neapolitanischer Cameriere vor laufender Kamera.
Weitere Öffnungen sind ab 1. Juni geplant – dann sollen die Fitnesscenter und, rechtzeitig zur EM, die Fußballstadien öffnen. Die Italiener dürfen sich außerdem frei zwischen den gelben Regionen bewegen. Wer also in Turin lebt und sich ein Wochenende am Meer in Ligurien gönnen will, darf das.
Weniger gute Nachrichten gibt es für Urlauber aus den EU-Staaten. Es gelten nach wie vor Einreisebestimmungen. Wer nach Italien will, muss einen negativen PCR- oder Antigentest mitbringen, der maximal 48 Stunden alt ist, und sich dann in eine fünftägige Quarantäne begeben. Um diese zu beenden, ist ein weiterer negativer Test nötig.
"Kalkuliertes Risiko"
Trotz der Verzweiflung der Tourismusbranche, die sich die Gäste nicht von Griechenland, Spanien oder anderen Ländern ausspannen lassen will, und mehrfacher Anfragen des KURIER an das Auswärtige Amt, weiß niemand, wann diese Regelung aufgehoben wird. Gut möglich, dass man zuerst sichergehen will, dass die Lockerungen nicht wie in Sardinien enden. Kurz vor Ostern wurde die Insel für zwei Wochen zur weißen Zone erklärt – der Alltag verlief wie vor der Pandemie. Mittlerweile ist sie wieder eine rote Zone. Nicht umsonst stuft Premier Mario Draghi die Lockerungen als "kalkuliertes Risiko" ein.
Begleitet werden sie von Querelen in seiner Regierung. Matteo Salvini, dessen rechtsnationale Lega Teil der Koalition ist, startete eine Unterschriftensammlung gegen die gemeinsam beschlossene Ausgangssperre.
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