Italien: Armee soll Quarantäne in Flüchtlingslagern kontrollieren
Die italienische Regierung hat die Entsendung von Soldaten nach Sizilien angekündigt, um strenger die dortigen Flüchtlingseinrichtungen zu kontrollieren. Die Migranten dort müssen sich wegen der Coronavirus-Pandemie einer Quarantäne unterziehen. Der Beschluss zur Entsendung der Soldaten wurde gefasst, nachdem am Montag Hunderte Migranten auf Sizilien aus Einrichtungen geflüchtet waren.
Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese kündigte an, die Soldaten sollten dafür sorgen, dass die Migranten die Quarantänepflicht einhalten. Sie räumte Probleme ein, es bestünden jedoch keine Gefahren für die öffentliche Gesundheit, betonte sie.
In den nächsten Tagen soll zudem ein Schiff der Marine zu einer Quarantäne-Einrichtung für Migranten umfunktioniert werden. Dort sollen Migranten die zweiwöchige Quarantäne auf See verbringen, erklärte die Ministerin.
Zahlreiche Flüchtlinge sind am Montag in Sizilien aus ihrer Corona-Quarantäne in einem überfüllten, fensterlosen Zelt geflohen. Laut Medien befanden sich in dem für 100 Menschen ausgelegten Zelt im sizilianischen Hafen Porto Empedocle über 500 Menschen. Laut den Behörden wurden inzwischen alle geflüchteten Migranten lokalisiert. Fast 200 Migranten waren bereits am Sonntag aus einer anderen Einrichtung auf Sizilien geflohen.
Die italienische Regierung ist besorgt. „Migranten oder Italiener: Die Regeln sind für alle gleich. Es ist unannehmbar, dass die Quarantänepflicht nicht eingehalten wird. Hier geht es um die öffentliche Gesundheit. Das Virus ist nicht ausgemerzt. Italiener sowie Touristen und Asylsuchende müssen die Regeln respektieren“, warnte Außenminister Luigi Di Maio.
Die Zahl der Migranten, die auf dem Seeweg nach Italien gelangen, ist in den vergangenen Wochen wieder gestiegen. 12.228 Migranten sind nach Angaben des Innenministeriums in Rom seit Anfang 2020 in Italien eingetroffen. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es 3.508.
Indes ist die süditalienische Insel Lampedusa mit einem neuerlichen Anstieg von Ankünften von Flüchtlingsbooten konfrontiert. 128 Migranten trafen in der Nacht auf Dienstag an Bord von drei Booten auf der Mittelmeerinsel ein. Sieben weitere kleine Boote mit insgesamt 45 Tunesiern an Bord wurden von der italienischen Küstenwache aufgegriffen. Drei weitere Boote erreichten direkt die Küste Lampedusas.
850 Menschen sind im Hotspot der Insel untergebracht, der eigentlich Platz für maximal 95 Personen hat, wie die Behörden auf Lampedusa berichteten. Dabei handelt es sich zum Großteil um Tunesier. Ein Teil der eingetroffenen Migranten soll jetzt nach Sizilien gebracht werden.
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