So reagiert die arabische Welt auf den Krieg in Israel

Im Irak kam es zu Pro-Palästina-Demos
Was Saudi-Arabien, der Libanon und Co mit dem Krieg in Israel zu tun haben – und wie die jeweiligen Regierungen sich zu den blutigen Geschehnissen positionieren.

Jüngste Annäherungen zwischen Riad und Tel Aviv sollen ein Grund für den brutalen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel gewesen sein. Im Libanon, Jemen und in Syrien kam es am Wochenende zu pro-palästinensischen Protesten. Und in Ägypten wurden israelische Touristen erschossen.

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Es waren gemischte Botschaften, die nach dem Hamas-Angriff aus den Ländern der arabischen Welt kamen:

Saudi-Arabien

Eine Antwort auf die Frage, warum die Hamas genau jetzt angegriffen hat, könnte in der saudischen Hauptstadt Riad liegen, vermuten Experten. Schon seit Wochen gibt es Gerüchte, dass ein Friedensabkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien bevorstehe - die USA vermittelten offenbar mit Hochdruck.

Bei der UNO-Generalversammlung in New York vor etwas mehr als zwei Wochen sprach Israels Premier Benjamin Netanjahu von einem „dramatischen Durchbruch“, der kurz bevorstehe. Der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman sagte: „Jeden Tag kommen wir einer Einigung näher.“

Eine Normalisierung der diplomatischen Beziehungen der beiden Länder wäre im Nahen Osten von riesiger Bedeutung, stand man sich doch lange feindselig gegenüber. Saudi-Arabien ist der „Hüter“ der heiligsten Stätten des Islam – Mekka und Medina. Die Hoffnung Israels: Käme es zum Frieden mit dem mächtigen Saudi-Arabien, würde das auch andere arabische Staaten ermutigen, ihre Beziehungen zum jüdischen Staat Israel zu normalisieren. Für die Palästinenserorganisation Hamas wäre ein solches Abkommen katastrophal, denn es würde deren Hoffnungen auf einen unabhängigen Palästinenserstaat schmälern, wenn nicht gar verunmöglichen.

Und so könnten die Aktionen der Hamas als eine Warnung an die Saudis verstanden werden, die wohl auch dem Iran - dem eine wichtige Rolle beim Angriff auf Israel zugeschrieben wird, zahlreiche Raketen der Hamas dürften etwa aus dem Iran stammen - in die Hände spielt. Denn der ist sowohl mit Saudi-Arabien als auch mit dem Vermittler USA verfeindet, wenngleich es zwischen Riad und Teheran zuletzt zu einer Annäherung kam.

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Nach dem Hamas-Angriff auf Israel hat Saudi-Arabien ein „sofortiges Ende der Eskalation“ gefordert und an seine „wiederholten Warnungen vor den Gefahren einer Eskalation der Lage infolge der anhaltenden Besatzung“ erinnert. Damit gibt Riad Tel Aviv eine Mitschuld an der Eskalation.

Ägypten

Im Gegensatz zu Saudi-Arabien hat Ägypten bereits einen Friedensvertrag mit Israel, seit 1979. In der Vergangenheit war das Land immer wieder als möglicher Vermittler im Nahost-Konflikt im Gespräch. Nun gab sich Kairo deeskalierend, rief zu „größter Zurückhaltung“ auf – man solle weitere Risiken für Zivilisten vermeiden. Am Sonntag verübte laut Medienberichten ein Polizist in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria einen mutmaßlichen Anschlag auf eine israelische Reisegruppe, zwei Touristen und ein ägyptischer Reiseführer sollen gestorben sein.

Vereinigte Arabische Emirate

Das Friedensabkommen der Vereinigten Arabischen Emirate mit Israel ist deutlich jünger als jenes mit Ägypten, es wurde erst 2020 geschlossen. Dabei ging es vor allem um Wirtschafts- und Sicherheitsvorteile. Der Konflikt um Palästina spielte dabei keine allzu große Rolle und so kamen aus Abu Dhabi nun Aufforderungen zum Waffenstillstand, mit Kritik an den Israelis oder den Palästinensern hielt man sich zurück.

Katar will offenbar vermitteln

Katar will einen Gefangenenaustausch zwischen der Hamas und Israel vermitteln. Katarische Vermittler hätten versucht, mit Hamas-Vertretern die Freilassung von israelischen Frauen und Kindern auszuhandeln, die von den Extremisten in den Gazastreifen verschleppt worden seien, hieß es am Montag. Im Gegenzug sollten 36 palästinensische Frauen und Kinder aus israelischen Gefängnissen freikommen. Aus der Sicht Katars ist Israel für die Eskalation verantwortlich. Der Golf-Emirat rief in einer Mitteilung des Außenministeriums beide Seiten zur Mäßigung auf.

Proteste in mehreren Ländern

In mehreren arabischen Ländern ist es am Wochenende zu Pro-Hamas-Demonstrationen gekommen. So wurden etwa im Libanon, in Syrien, im Jemen, im Irak und in Jordanien palästinensische Flaggen geschwenkt und dazu aufgerufen, sich mit den Palästinensern zu solidarisieren.

Nach Angaben des israelischen Militärs wurde der Norden Israels nach dem Hamas-Angriff auch aus dem Libanon beschossen, woraufhin die israelische Armee libanesisches Gebiet beschossen habe. Verantwortlich ist die schiitische Hisbollah, deren Miliz im Süden des Landes seit Jahren massiv ausgebaute Stellungen hat. Bewaffnet wird die Hisbollah, die nach eigenen Angaben in Kontakt mit den Anführern der Palästinenser ist, durch den Iran.

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