IS-Miliz bekennt sich zu Anschlag auf Kopten

Bei dem Angriff auf einen Bus mit ägyptischen Christen wurden mindestens 29 Menschen getötet.

Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den tödlichen Anschlag auf Christen in Ägypten für sich in Anspruch genommen. Eine ihrer Einheiten habe den Angriff auf einen Bus in Minja verübt, erklärte die IS-Miliz am Samstag über ihr Propaganda-Sprachrohr, die Agentur Amaq. Die ägyptische Luftwaffe bombardierte als Reaktion auf die Tat Ausbildungslager von Jihadisten im Nachbarland Libyen.

Bei dem Anschlag wurden am Freitag nach Angaben der ägyptischen Regierung 29 Menschen getötet, darunter viele Kinder. Die vermummten Angreifer schossen nach Angaben des Innenministeriums mit Schnellfeuerwaffen und flohen anschließend. Der Anschlag wurde gut 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo verübt. Das Außenministerium erklärte am Samstag, die Täter seien in Trainingscamps in Libyen ausgebildet worden.

Das ägyptische Staatsfernsehen berichtete, die Luftwaffe habe sechs Ausbildungslager von Extremisten in der libyschen Küstenstadt Derna angegriffen. Präsident Abdel Fattah al-Sisi betonte in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache an die Bevölkerung, sein Land werde nicht zögern, weitere "Terroristencamps" anzugreifen. Die ägyptische Luftwaffe hatte bereits im Februar 2015 Angriffe auf IS-Stellungen in Libyen geflogen.

Chaos in Libyen

Seit dem Sturz des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 herrscht in dem Nachbarland Ägyptens Chaos. Trotz der Bildung einer von der UNO unterstützten Einheitsregierung in Tripolis werden weite Teile des nordafrikanischen Landes von bewaffneten Milizen kontrolliert. Auch Islamisten des IS sind dort aktiv.

Hintergrund: Libyen: Das Chaos, aus dem der Terror entstand

An den ägyptischen Angriffen beteiligte sich nach eigenen Angaben auch die Luftwaffe des mit der Einheitsregierung rivalisierenden Militärmachthabers Khalifa Haftar, der eine wichtige Größe in den libyschen Auseinandersetzungen darstellt. Er unterstützt die Gegenregierung in Benghazi. Sie habe zusammen mit Ägypten in Derna eine "gemeinsame Operation" durchgeführt, erklärte Haftars Luftwaffe laut der Nachrichtenagentur Lana.

Die libysche Einheitsregierung kritisierte die Luftangriffe als Verletzung ihrer staatlichen Souveränität. Dafür gebe es "keine Rechtfertigung", erklärte sie am Samstag.

Das ägyptische Fernsehen zeigte auch Aufnahmen des bei dem Anschlag völlig zerstörten Busses der Reisegruppe. Er sollte die Kopten zu einem Kloster in der Provinz Minja bringen.

IS-Miliz bekennt sich zu Anschlag auf Kopten
EDITORS NOTE: Graphic content / An image grab taken from Egypt's state-run Nile News TV channel on May 26, 2017 shows people inspecting the remains of a bus that was attacked while carrying Egyptian Christians in Minya province, some 260 kms south of the capital Cairo, killing dozens people according to state media and the health ministry. The attack followed church bombings in December and April claimed by the Islamic State (IS) jihadist group that killed dozens of Egypt's Coptic Christians. / AFP PHOTO / Nile News / TV Grab

Tausende bei Begräbnis

Die ersten Opfer wurden in der Stadt Maghagha beerdigt, tausende Menschen nahmen teil. Sie forderten von al-Sisi einen besseren Schutz für die Kopten. Die Gewalt gegen die christliche Minderheit kurz vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan wurde auch international verurteilt.

Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Kopten in Ägypten den Kampf angesagt. Die Extremisten werfen der größten christlichen Gemeinde im Nahen Osten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 unterstützt zu haben. Der koptischen Minderheit gehören zehn Prozent der 90 Millionen Ägypter an.

US-Präsident Donald Trump verurteilte das Attentat: "Das Blutvergießen der Christen muss ein Ende haben und alle, die ihren Mördern helfen, müssen bestraft werden", forderte er. Papst Franziskus äußerte sich "tief betrübt" über die "barbarische" Gewalttat.

In den vergangenen Wochen waren in Ägypten bei mehreren Angriffen auf koptisch-orthodoxe Kirchen dutzende Menschen getötet worden. Anfang April starben bei Anschlägen in Alexandria sowie in Tanta nördlich von Kairo 45 Menschen. Zu den beiden Taten bekannte sich der IS. Al-Sisi rief daraufhin einen dreimonatigen Ausnahmezustand aus.

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