Trump und die US-Bomben auf den Iran: 5 Verlierer und nur ein großer Gewinner

FILE PHOTO: U.S. President Trump meets Israeli PM Netanyahu in Washington
Trumps Paukenschlag vom Wochenende produzierte einige Verlierer - und nur einen ganz großen Profiteur.

Mit seinem mächtigen Schlag gegen den Iran und dessen Atomprogramm ist US-Präsident Donald Trump ein gewaltiges Risiko eingegangen. Denn je nach Reaktion des geschwächten Mullah-Regimes könnte Amerika in einen großen Nahostkrieg verwickelt werden, in den sogar die NATO hineingezogen werden könnte. Bisher freilich hat der Waffengang Amerikas vor allem Verlierer hervorgebracht – und einen ganz großen Gewinner.

Verlierer Nummer 1: Die Ukraine

Seit dem Überfall der  ehemaligen Sowjet-Republik durch russische Truppen im Februar 2022 lag die Aufmerksamkeit der Welt auf diesem geopolitischen Hotspot. Lange Zeit versuchte der Westen die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu unterstützen. Bis schließlich Donald Trump ans Ruder kam und die Wende einleitete.

Dem legendären Streit mit Staatschef Wolodimir Selenskij folgte eine zwischenzeitliche Einstellung der US-Militärhilfe. Zuletzt leitete das Pentagon 20.000 eigentlich für Kiew bestimmte Anti-Drohnen-Raketen kurzerhand in den Nahen Osten um.

RUSSIA-IRAN-DIPLOMACY

Kremlchef Putin kann in der Ukraine jetzt noch ungenierter agieren

Und im Windschatten des aktuellen amerikanisch-israelischen Krieges mit dem Iran kann Kremlchef Wladimir Putin noch ungenierter agieren. Insofern kann er sich als kleiner Sieger der Entwicklung sehen.

Verlierer Nummer 2: Die Bewohner von Gaza

Seit  dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 schlagen die israelischen Streitkräfte mit voller Wucht zurück. Seither sollen bereits mehr als 55.000 Menschen, darunter viele Zivilisten, getötet worden sein.

Zuletzt soll es bei den Verteilerstellen von humanitärer Hilfe wieder Dutzende Tote gegeben haben. Doch während das Spotlight der Weltpolitik auf den Iran gerichtet ist, rutscht das Leid der Bewohner von Gaza zunehmend ins Verborgene.

Verlierer Nummer 3: Die Europäer

Noch am vergangenen Freitag versuchten die Außenminister Deutschlands, Johann Wadephul, Frankreichs, Jean-Noël Barrot, und Großbritanniens, David Lammy, sowie die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas den iranischen Chefdiplomaten Abbas Araghtschi zum Einlenken  beim Atomprogramm zu bringen.

SWITZERLAND-IRAN-ISRAEL-EU-CONFLICT-DIPLOMACY

Ein europäisches Diplomaten-Quartett startete am vergangenen Freitag noch einen Vermittlungsversuch 

Zwar brachte das Treffen in Genf keinen nennenswerten Durchbruch, aber immerhin war man im Gespräch. Die Hoffnung bestand, dass man ein neues Abkommen auf den Weg bringen könnte, wie jenes, dass unter maßgeblicher Beteiligung der Europäer unter dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama 2015 in Wien besiegelt worden war.

Trump hatte es schon während seiner ersten Amtszeit gekübelt – und mit seinem jetzigen Militärschlag auch Europa, ohnehin im Nahen Osten nicht sehr  einflussreich, diplomatisch gänzlich ins Abseits gebombt.

Verlierer Nummer 4: Diverse Vermittler

Just zwei Tage vor neuerlichen iranisch-amerikanischen Verhandlungen auf Initiative des Oman schuf Israel mit seinen ersten Luftschlägen am Freitag, dem 13. Juni,  Tatsachen. Die Gespräche platzten. Nach den US-Attacken vom Wochenende stehen wohl auch andere Vermittler-Nationen, allen voran Katar und die Türkei, zumindest derzeit auf verlorenem Posten.  

Verlierer Nummer 5: Das Völkerrecht

Bereits der Angriff Israels auf den Iran war, da sind sich meisten Experten einig, durch die international verbindlichen Satzungen nicht gedeckt. Den das Völkerrecht rechtfertigt einen Präventivschlag nur dann, wenn ein Erstangriff eines anderen Landes unmittelbar bevorsteht. Nuklearwissenschaftler und Militäranalysten gehen aber nicht davon aus, dass das Regime in Teheran so nahe am Bau einer Atombombe gewesen sei.

Zudem  steht fest: Als Trump die Raketen schickte, waren die iranischen Anlage bereits so beschädigt, dass von ihnen keine unmittelbare Gefahr mehr ausging. Auch im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine meinte der Politologe Herfried Münkler zum Handelsblatt: „Die weltpolitischen Konstellationen sind nicht mehr regel-, sondern machtbasiert.“

Israeli PM Netanyahu visits Rehovot following Iranian missile strike

Israels Premier Benjamin Netanjahu ist aktuell der einzige große Gewinner

Der ganz große Sieger

In der dramatischen Eskalation in der Region gibt es bloß einen Sieger: Israels Premier Benjamin „Bibi“ Netanjahu. Seit Jahr und Tag wettert er gegen das iranische Atomprogramm und versuchte, diverse US-Präsidenten auf seine Seite zu ziehen. Mit Donald Trump ist es ihm nun gelungen. Selbst seine politischen Gegner werten dies als „Bibis“ Meisterstück, der sich nun endgültig in die historischen Bücher eingetragen hat und auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt ist. 

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