Irans Regionalpolitik in Trümmern: Fällt jetzt das Mullah-Regime?

Irans Regionalpolitik in Trümmern: Fällt jetzt das Mullah-Regime?
Mit dem Umsturz in Syrien ist auch der Iran enorm unter Druck geraten. Experte Ali Fathollah-Nejad erklärt, warum 2025 ein enorm schwieriges Jahr für die Islamische Republik ist – und welche Fehler Europa in seiner Iran-Politik macht.

Das Regime des Obersten Führers Ali Khamenei im Iran ist mit dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad im Dezember massiv unter Druck geraten, war dieser doch einer der wichtigsten Akteure in der vom Iran angeführten und finanzierten „Achse des Widerstands“. Die war mit dem Ziel, gegen Israel und die USA in der Region vorzugehen und die eigene Macht zu projizieren, der Kern der iranischen Regionalpolitik. Diese liegt jetzt in Trümmern, sagt Ali Fathollah-Nejad

Der deutsch-iranische Nahost-Experte hat kürzlich ein Buch veröffentlicht, mit dem deutlichen Titel "Iran – Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät". Mit dem KURIER hat er darüber gesprochen, wie stabil das iranische Regime angesichts der herben außenpolitischen Rückschläge und einer massiven Wirtschaftskrise noch ist – und welche Rolle Europa dabei spielt. 

KURIER: Einige Wochen nach dem Machtwechsel in Syrien: Wie schwer hat das den Iran tatsächlich getroffen? 

Ali Fathollah-Nejad: Die „Achse des Widerstands“ war schon länger am Bröckeln. Der rapide Assad-Sturz ist die vorläufige Kulmination dieses Zerfallsprozesses. Vor ein paar Monaten haben viele Beobachter noch gesagt: Nein, das Assad-Regime ist trotz vielerlei Abgesangs noch stabil. Aber man kann nicht einfach davon ausgehen, dass autoritäre Regime stabil sind – auch, wenn ein solches Gerede im Westen dominiert. Das gilt auch für den Iran. 

Die Islamische Republik ist ratlos und weiß nicht mehr, was sie machen soll. Die zwei Flügel ihrer Regionalpolitik wurden gestutzt: Ihr Kronjuwel, die Hisbollah, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und mit dem Syrien unter Assad, das als unabdingbarer Landkorridor zur Bewaffnung der Hisbollah fungierte, ist es auch vorbei. Die Iraner haben es außerdem nicht geschafft, die proiranischen Milizen im Irak zur Unterstützung Assads vor dem Umsturz zu mobilisieren. Die iranische Regionalpolitik liegt in Trümmern. Das ist eine historische Zäsur in der Geopolitik des Nahen und Mittleren Ostens. 

Nach dem Sturz Assads gab es einige Stimmen, die Parallelen zwischen den Geschehnissen in Syrien und dem Iran zogen und nun prophezeien, dass als nächstes das Mullah-Regime fallen wird. Halten Sie das für denkbar?

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