iPhone-Verbot für chinesische Beamte bringt Apple massive Verluste

Ein Mann vergleicht in einem Apple-Store in China zwei iPhone-Modelle.
Nur einen Tag, bevor Apple das neue iPhone 15 präsentieren wird, kämpft der Konzern wegen des Verbots in China mit Verlusten von 200 Milliarden Dollar.

Morgen, Dienstag, will Apple-CEO Tim Cook in Kalifornien die neuen iPhone-15-Modelle präsentieren. Der Zeitpunkt ist seit langem festgelegt, hätte gerade aber nicht schlimmer fallen können. Denn erst letzte Woche verbot die chinesische Regierung allen Staatsangestellten, nicht-chinesische Smartphones zu nutzen. Der KURIER berichtete:

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Für Apple ist das ein herber Schlag. Die Bank of America schätzt, dass Chinas Beamte alleine zwischen fünf bis zehn Millionen iPhones nutzen. Diese Verkäufe fallen nun weg. Seit der Erstmeldung am Mittwoch befindet sich die Apple-Aktie auf Talfahrt, das Unternehmen verlor innerhalb weniger Tage um mehr als sechs Prozent an Wert; ein Verlust von mehr als 200 Milliarden Dollar (187 Mrd. Euro).

Chinas Regierung dementiert, aber Mitarbeiter berichten anonym von dem iPhone-Verbot

Die Regierung in Peking bestreitet ein solches Verbot zwar, doch betroffene Mitarbeiter sprechen gegenüber internationalen Medien offen: "Wir wurden von unserem Management informiert, dass wir keinerlei Apple-Produkte mehr ins Büro mitnehmen dürfen, egal ob Smartphones oder Laptops", sagte ein anonymer Mitarbeiter der staatlichen Chinesischen Nuklearorganisationgegenüber den Financial Times.

Wie Bloomberg berichtet, soll Peking auch Druck auf teilstaatliche Unternehmen in China ausüben, sich dem Verbot anzuschließen. Für Tim Cook und Co. würde das eine schwere Krise bedeuten. Apple erwirtschaftet den Großteil seines Umsatzes mit Verkäufen in China, knapp 90 Prozent aller iPhones werden in der Volksrepublik hergestellt.

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Als Gründe für das Verbot soll die Regierung dem anonymen Mitarbeiter zufolge erklärt haben, "dass US-Geheimdienste Apple-Geräte durch Schlupflöcher im System kontrollieren können" und, dass "sie dabei nicht nur auf Militärpersonal, sondern auch Mitarbeiter in Schlüsselpositionen in allen Gesellschaftsbereichen im Visier haben".

Eine - ebenfalls anonyme - Mitarbeiterin eines staatlichen Krankenhauses im Norden Chinas bestätigt das: "Uns wurde gesagt, dass das Apple-Betriebssystem iOS 'gewaltige Sicherheitsrisiken' aufweist."

Das iPhone-Verbot erinnert an den US-Boykott des chinesischen Herstellers Huawei

Die Entscheidung der chinesischen Regierung fällt in eine Phase, in der die Beziehung zu den USA auf dem Tiefpunkt sind. Erst im Vorjahr verhängte die US-Regierung ein de-facto Embargo auf die Einfuhr chinesischer Halbleiterchips, im Mai reagierte China mit einem Importverbot für Chips des US-Herstellers Micron.

Dass der schwelende politische Konflikt zwischen den beiden Großmächten in Form wirtschaftlicher Restriktionen ausgetragen wird, ist nicht neu. Erst im März musste Tiktok-CEO Shou Zi Chew sich den Fragen der US-Kongressabgeordneten stellen, ein Verbot der Social-Media-Plattform steht nach wie vor im Raum.

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Vor fünf Jahren gingen die USA unter Ex-Präsident Donald Trump etwa hart gegen den chinesischen Technologiekonzern Huawei vor, erließen Sanktionen und intervenierten sogar im Ausland, etwa in Großbritannien, um Großaufträge für den Bau von Infrastruktur nicht dem Unternehmen zukommen zu lassen.

Wie reagieren die USA auf das iPhone-Verbot in China?

Trotzdem kam der regulatorische Schlag gegen Apple nun überraschend. Eigentlich verfügen die Kalifornier nämlich über hervorragende Beziehungen zu Peking, erst im März besuchte Apple-Chef Tim Cook die chinesische Hauptstadt und traf sich dort sogar mit Handelsminister Wang Wentao.

Wie reagiert die US-Regierung nun auf das iPhone-Verbot? Der Nationale Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, Jake Sullivan, erklärte gegenüber US-Medien, dass eine Anfrage von Apple in Washington eingelangt sei, die Regierung aber nicht plane, "das Apple-Problem zu diesem Zeitpunkt mit der chinesischen Regierung zu besprechen".

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