Was wird TikTok vorgeworfen?
Was die Videoplattform einzigartig macht, ist ihr herausragender Algorithmus, der in kürzester Zeit erkennt, welche Inhalte den Nutzern gefallen – und ihnen dann mehr davon zeigt. Das gelingt, indem die App Informationen aus dem Nutzungsverhalten zieht. Bei mehr als einer Milliarde monatlich aktiver Nutzer weltweit sitzt Tiktok auf einem enormen Datenschatz.
Das Problem aus Sicht seiner Kritiker: Tiktoks Mutterkonzern Bytedance ist der erste global erfolgreiche Social-Media-Gigant, der nicht in den USA sitzt, sondern in China. Das dortige politische System, so der Vorwurf, mache es der Kommunistischen Partei möglich, auf die Daten der Nutzer zuzugreifen oder die App zu manipulieren.
Sammeln westliche Anbieter nicht auch Daten?
US-Plattformen wie Facebook, Instagram und Co. stehen ebenfalls seit Jahren in der Kritik, weil sie Informationen über das Verhalten ihrer Nutzer sammeln. Dafür mussten sie sich auch mehrfach vor US-Gerichten verantworten. Tiktoks Mutterkonzern Bytedance besitzt hingegen wie viele andere große Firmen eine firmeninterne Zweigstelle der kommunistischen Partei und unterhält eine „strategische Partnerschaft“ mit dem chinesischen Ministerium für Öffentliche Sicherheit.
Der Konzern steht der Regierung also deutlich näher als die Konkurrenz in den USA. Das zeigt sich auch daran, dass kritische Berichterstattung über die Volksrepublik China auf Tiktok in ihrer Reichweite eingeschränkt wird. Auch die Berichterstattung des KURIER auf Tiktok ist davon betroffen.
Für wen wurde Tiktok bisher schon verboten?
Indien war im Juni 2020 die erste Nation, die Tiktok aus Sicherheitsgründen sperrte. Einige zentralasiatische Staaten wie Pakistan oder der Iran zogen nach. Seit diesem Februar verboten etliche Länder ihren Beamten, die App auf Diensthandys zu installieren, darunter die USA, Großbritannien, Kanada, Dänemark, Belgien - und seit Freitag auch Frankreich.
Auch für EU-Mitarbeiter gilt ein Tiktok-Verbot, weitere Schritte hat Brüssel aber nicht geplant. Die USA drohen hingegen, die App zu verbieten, sollte sie nicht bald an ein US-Unternehmen verkauft werden. Tiktok-Geschäftsführer Shoi Zi Chew war deshalb am Donnerstag im Kongress.
Wie verteidigte sich der Tiktok-Chef?
Chew erklärte, Tiktok würde „niemals Daten von US-Nutzern an die chinesische Regierung weitergeben“ und bot an, künftig alle Daten von US-Nutzern in einem neuen Rechenzentrum in Texas speichern zu wollen. Überhaupt sei der Bytedance-Konzern bereits zu mehr als 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren, also „kein Vertreter Chinas“. Warum Peking trotzdem ankündigte, einen Zwangsverkauf von TikTok verhindern zu wollen, wenn Bytedance kein chinesisches Unternehmen sei, beantwortete er nicht.
Überzeugen konnte Chew damit nicht. Die Abgeordneten beider US-Parteien blieben nach der fünfstündigen Anhörung bei der Ansicht, dass es weitere Schritte gegen Tiktok brauche.
Kommentare