Pushbacks gefilmt: "Das sind Verbrechen, und niemand reagiert"

Pushbacks gefilmt: "Das sind Verbrechen, und niemand reagiert"
Der Österreicher Fayad Mulla hat dokumentiert, wie Flüchtlinge auf Lesbos von Vermummten aufgegriffen und zurück aufs Meer geschickt werden.

Seine Recherche über die illegale Festnahme von Flüchtlingen auf der griechischen Insel Lesbos und ihre Wiederaussetzung im Mittelmeer durch beziehungsweise unter Mithilfe der griechischen Polizei – die New York Times hat die Vorwürfe verifiziert – sorgte für öffentliche Aufmerksamkeit. Der KURIER spricht mit Fayad Mulla in Wien; nach Griechenland traut er sich derzeit nicht.

KURIER: Herr Mulla, Ihre Recherche wurde Mitte Mai öffentlich. Was waren die Reaktionen darauf?

Fayad Mulla: Das Interesse der Medien war enorm. Auch Frontex hat reagiert und eine Ermittlung eröffnet; die EU-Kommissarin für Inneres, die Sozialdemokratin Ylva Johansson, hat Stellung bezogen und von Griechenland eine Untersuchung gefordert. Ich halte es allerdings für einen Witz, den Täter die eigene Tat untersuchen zu lassen.

Keine Reaktion gab es hingegen von politischer Seite: Kein Premierminister, keine Premierministerin, kein einziges Regierungsmitglied in keinem EU-Land hat sich zu Wort gemeldet. Niemand hat gesagt, das ist nicht okay, es reicht, hier werden Menschen entführt, illegal deportiert auf europäischem Boden. Das ist schon sehr bezeichnend für den Zustand unserer Welt.

Sind Sie enttäuscht?

Nein, bin ich nicht. Ich habe mir nichts anderes von der Politik erwartet.

➤ Mehr lesen: "Wandel"-Parteichef liefert Video über illegale "Pushbacks"

Kommentare