"Ich denke nicht, dass Christen in Syrien verfolgt werden"

"Ich denke nicht, dass Christen in Syrien verfolgt werden"
Der griechisch-orthodoxe Bischof Elias Toumeh befürchtet dennoch, dass in den kommenden Jahren viele Christen Syrien verlassen werden.

Elias Toumeh lebt in der Nähe der syrischen Stadt Homs, in der lange Zeit schwere Gefechte herrschten. Er glaubt nicht, dass es in Syrien so etwas wie eine explizite "Christenverfolgung" gibt. Trotzdem denkt er, dass die Migration zunehmen wird. Der KURIER traf Toumeh im Rahmen einer Konferenz zum Thema "Hate Speech", organisiert vom König-Abdullah-Zentrum (KAICIID).

KURIER: Ihre syrische Heimatstadt Homs war in den vergangenen Jahren oft Schauplatz von Gefechten. Wie ist derzeit die Situation? 

Elias Toumeh: Sie ist besser. Wir haben so etwas wie Stabilität im Bereich der Sicherheit. Es gibt derzeit keine militärischen Aktionen oder Kämpfe. Dafür stehen wir vor zwei anderen großen Problemen. Unsere erste Aufgabe ist das Thema Migration. Vor allem Jugendliche wollen das Land verlassen, weil sie sonst zum Militär müssten. Das wollen sie nicht. Zweitens haben wir ein ökonomisches Problem. Unsere Wirtschaft ist kollabiert. Das Durchschnittsgehalt liegt bei 40 Dollar im Monat. Das ist zu wenig, um zu leben. 

Was könnte dagegen  unternommen werden? 

Für ein Ende der Migration braucht es politische Lösungen. Ohne politische Lösungen können wir das Land nicht wiederaufbauen. Und wenn wir den Wiederaufbau nicht schaffen, werden Jugendliche nicht bleiben, mangels Perspektive. Sie fragen sich, warum sie bleiben sollten, wenn sie woanders hingehen können. Der Ball liegt bei den Politikern. 

In Syrien herrscht eine alawitische Minderheit über eine sunnitische Mehrheit. Das kann man nicht vom Konflikt abkoppeln. Ist die religiöse Dimension nicht auch ein Problem?

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