Hohe Nervosität vor Urteil im George Floyd-Prozess

Zahlreiche Menschen fordern „Gerechtigkeit für George Floyd“
Die zwölf Geschworenen beraten ab Dienstag in einem Hotel in Minneapolis. Mehr als 1.000 Nationalgardisten stehen bereit.

 Ab heute, Dienstag, haben es zwölf Menschen, deren Identität geheim gehalten wird, in der Hand. Sie werden hinter verschlossenen Türen eines Hotels in Minneapolis Recht sprechen in einem Fall, der weit über die Metropole im US-Bundesstaat Minnesota hinaus die Welt bewegt.

Im Lichte der Abschluss-Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung werden die zwölf Geschworenen im George-Floyd-Prozess darüber entscheiden, ob Ex-Polizist Derek Chauvin, der den Schwarzen im Mai 2020 bei einer Festnahme mit einer Knie-Presse getötet hatte, für bis zu 40 Jahre hinter Gefängnismauern landet. Oder ob der 45-Jährige, was in Fällen von tödlicher Polizeigewalt in den USA aufgrund gesetzlicher Immunität vor Strafverfolgung für die Beamten fast die Regel ist, auf freien Fuß kommt.

Hohe Nervosität

In diesem Fall käme es, da sind sich Sicherheitsexperten und Politiker einig, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Protesten und Ausschreitungen in vielen amerikanischen Städten. Mit über 1.000 Nationalgardisten macht sich die Innenstadt von Minneapolis, in der viele Fensterfronten von Behörden und Geschäften mit Span-Platten gesichert sind, auf das Schlimmste gefasst.

In ihrer Zusammenfassung der 14-tägigen, hoch emotionalen Beweisaufnahme mit 45 Zeugen legten die Ankläger Steve Schleicher und Jerry Blackwell am Montag den zuvor von mehreren Medizinern und Polizisten in bemerkenswert deckungsgleicher Form bestätigten Kern-Vorwurf dar: George Floyd sei eindeutig an Sauerstoffmangel gestorben, allein verursacht durch neun Minuten und 26 Sekunden lange Fixierung des 46-jährigen Schwarzen durch Chauvins Knie. Auch dass Chauvin und drei andere Polizisten, denen erst im Sommer der Prozess gemacht wird, auf Hilferufe Floyds („Ich kann nicht atmen“) nicht reagierten, falle für die beteiligten Beamten negativ aus.

Jede Stimme entscheidet

Eric Nelson, der Verteidiger von Chauvin, der im Prozess von seinem Schweigerecht Gebrauch machte und sich für unschuldig hält, stellte dagegen die Einzelmeinung von David Fowler heraus. Der pensionierte Gerichtsmediziner hatte behauptet, Floyds Tod sei mit einer Herzkrankheit zu erklären. Weitere Faktoren seien Spuren der Drogen Fentanyl und Metamphetamin im Kreislauf des 46-Jährigen gewesen.

Für den Ausgang des Verfahrens entscheidend: Kommt nur ein einziger der zwölf Geschworenen zu dem Ergebnis, dass es im Sinne der drei verschiedenen Mord-Anklagen „begründeten Zweifel“ an der Schuld Chauvins gibt, bleibt der Tod von George Floyd voraussichtlich ungesühnt.

 

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