Hoffnung im Corona-Zentrum Belgien: Der Lockdown wirkt

Brüssel im Lockdown: Voraussichtlich bis Mitte Dezember
Strenge Maßnahmen, seit drei Wochen gesperrte Gastronomie: Die Zahl der Neunifizierten hat sich halbiert.

Der harte Lockdown wirkt – aber noch nicht genug, als dass er bald gemildert wird. Das ist die erste, Hoffnung gebende Bilanz der strengen Maßnahmen, die das von der Corona-Pandemie besonders hart getroffene Belgien mehr als drei Wochen nach der Schließung aller Gaststättenbetriebe zieht. Vor zwei Wochen wurden dann auch noch nahezu alle Geschäfte gesperrt. Viel strenger als bisher in Österreich mussten von den Friseuren bis zu den Masseuren auch nahezu alle Dienstleistungsbetriebe erneut zumachen.

Aber erstmals zeigt sich ein helleres Bild: Am Donnerstag wurden 399 an Covid-19 erkrankte Personen in die Krankenhäuser eingeliefert. Das ist der niedrigste Wert seit einem Monat. Im Wochenvergleich sank die Zahl der an Corona Erkrankten, die neu ins Spital kamen, um 25 Prozent.

Hoffnung gibt nun vor allem die Zahl der rasch sinkenden Neuinfektionen: 5.002 waren es am Freitag, Tendenz weiter sinkend. „Die Zahlen sind um 50 Prozent gesunken“, schilderte am Freitag Yves Laethem. Der Sprecher des für die Corona-Maßnahmen zuständigen Konzertierungsausschusses hofft: „Wenn diese Tendenz anhält, könnten wir Anfang Dezember auf rund 1.000 Neuinfektionen pro Tag ankommen.“

Höhepunkt des Schreckens

Den absoluten Höhepunkt erschreckender Zahlen gab es Ende Oktober. Damals wurden im kleinen Belgien mit seinen 11,6 Millionen Einwohnern jeden Tag mehr als 20.000 Neuinfektionen gemeldet. Da hatten die Labore wegen völliger Überlastung schon aufgehört, Menschen ohne Symptome zu testen.

Heute Nachmittag tritt wieder der in Belgien für die Maßnahmen zuständiger Konzertierungsausschuss zusammen, um über die Lage zu beraten.

Keine baldigen Lockerungen

Mit Lockerungen ist allerdings nicht zu rechnen. Denn was Premier Alexander De Croo als „Maßnahme der letzten Chance“ verkündet hatte, ist voraussichtlich bis Mitte Dezember angesetzt.

Zudem wartet auf Belgiens jüngste Corona-Wende am Montag der nächste Härtetest: Nach verlängerten Herbstferien sperren die Schulen am Montag wieder auf. Allerdings werden nur Volksschulen und Kindergärten wieder vollständig öffnen.

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Leere Hörsäle an Belgiens Universitäten: Unterricht nur Online

Anders als in der ersten Welle gibt es derzeit von der belgischen Wirtschaft wenig Druck, so schnell wie möglich wieder aufzusperren. Der Lockdown müsse so lange dauern, wie es notwendig sei, heißt es von Seiten des stärksten Lobbyverbandes. "Einen dritten Lockdown überleben wir nicht", sagt Hans Maertens, Geschäftsführer des flämischen Arbeitgeberverbandes Voka, der flämischen Tageszeitung  Het Nieuwsblad. "Wir können die geltenden Einschränkungen erst dann lockern, wenn wir das Virus unter Kontrolle haben". Besorgnis erregend hoch bleibt allerdings weiterhin die Gesamtzahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern:  rund 7.000er-Marke Menschen meldet das belgische Gesundheitsamt Sciensano. 

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Überlastete Spitäler in Belgien

Etwa 1.450 Menschen werden auf den Intensivstationen betreut. Weil es in Belgien nur 2.000 Intensivbetten gibt, wurden Kranke bereits nach Deutschland und Luxemburg transportiert.

Und erschreckend mutet auch die Zahl der Sterbefälle an; obgleich auch hier die Zahlen sinken: In der Vorwoche starben im Schnitt jeden Tag rund 200 Personen an Corona. Gestern waren es 133.

Dass diese Zahlen so extrem hoch ausfallen, liegt allerdings auch an einer besonderen Zählweise: Belgien rechnet zu Corona-Toten auch, wenn ein kürzlich positiv Getesteter an einem Herzinfarkt stirbt oder bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt.

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