Hoffnung auf Frieden in Äthiopien: "Wir haben den Krieg so satt"

Hoffnung auf Frieden in Äthiopien: "Wir haben den Krieg so satt"
Yilma Taye von der NGO Menschen für Menschen berichtet im Gespräch mit dem KURIER von dem Krieg in seinem Heimatland.

Hohe Arbeitslosigkeit, Wasserknappheit, Krankheiten, Hunger - die Probleme im ostafrikanischen Äthiopien sind grundlegende. Insgesamt 13 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, bei 118 Millionen Einwohnern. Seit knapp zwei Jahren bekämpfen sich das äthiopische Militär und die Volksbefreiungsfront von Tigray, die mehr Autonomie für ihre ethnische Gruppe verlangt, in einem Krieg.

Eine halbe Million Menschen dürften dabei bereits ums Leben gekommen sein, mindestens zwei Millionen wurden vertrieben. Nun gibt es Hoffnung: Diese Woche haben sich Vertreter beider Seiten in Südafrika an einen Tisch gesetzt, um Frieden zu schließen.

 

Die Zukunft sah davor gut aus

Hilfsorganisationen sollen zudem erstmals Zugang zu den Kriegsgebieten erhalten, um dort helfen zu können. Darauf hofft auch der Äthiopier Yilma Taye, der in der Hauptstadt Addis Abbeba für die deutsch-österreichische NGO Menschen für Menschen arbeitet. In einem Videotelefonat mit dem KURIER erinnert er sich an die Zeit vor dem Krieg zurück.

Die Zukunft seines Landes habe nicht so schlecht ausgesehen: "Das BIP war für unsere Verhältnisse hoch, die Infrastruktur ebenfalls." Der Krieg habe all die Mühen der Jahre davor zunichte gemacht, so Taye. Viele Menschen mussten damals ihre Häuser verlassen.

Hoffnung auf Frieden in Äthiopien: "Wir haben den Krieg so satt"

Im Zuge der Gefechte werden im Bürgerkrieg auch unbeteiligte Jugendliche verletzt.

"Sie sind losgerannt und irgendwo geendet – viele davon in Zelten, die sie sich mit 30 oder 40 anderen Leuten teilen müssen", sagt der Helfer. Seine NGO wolle vor allem in den Gebieten im Norden endlich helfen können.

Die Friedensverhandlungen beobachtet Taye mit Hoffnung, auch wenn viele diese schon verloren hätten. "Wir werden sehen, was die Verhandlungen bringen", sagt aber auch Taye vorsichtig. Er hoffe jedenfalls darauf, weil ein Friedensabkommen wahnsinnig viele Menschenleben retten würde.

"Uns gehen die Ressourcen aus"

"Wir haben den Krieg einfach so satt", erzählt Taye weiter, "jeder, den du fragst, wird dir das sagen". Dass dieser Konflikt keine Ergebnisse mehr schaffe, wüsste mittlerweile ein jeder. "Uns gehen die Ressourcen aus und die wenigen, die wir haben, sollten wir zur Weiterentwicklung des Landes hernehmen", findet Taye.

Das Ende dieses Kriegs würde bedeuten, dass die Menschen endlich nach Hause kommen können. Es sei an der Zeit, meint Taye. Denn derzeit hätten viele Menschen keine Perspektiven: "Sie weinen, trauern, beten." Bevor sie wieder in ihre Häuser zurückkehren, sei das aber alles, was sie tun können.

Auch wenn es bei den derzeit laufenden Gesprächen, die am Sonntag enden sollen, zu einem Friedensabkommen kommt, steht dem Land noch ein harter Weg bevor. Viele Jahre wird es noch dauern, bis das Land sich erholt, glaubt Taye. Beginnen müsse man bei der mentalen Gesundheit der Menschen: "Sie sind traumatisiert und brauchen psychotherapeutische Unterstützung", sagt er. Was er sich am meisten für die Zukunft Äthiopiens wünscht? "Mehr Jobmöglichkeiten für die Jungen. Denn wenn sie endlich arbeiten können, wären sie irgendwann nicht mehr von humanitärer Hilfe abhängig."

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