Halbierte Infektionszahlen: Belgiens harter Lockdown wirkt

Coronatest-Zentrum in Brüssels Jubelpark: Zum Desinfizieren rücken Experten des Militärs aus
Aufgrund der verbesserten Lage dürfen ab diesem Montag die belgischen Kinder wieder in die Kindergärten und Volksschulen

Mit einem großen Umzug Tausender begeisterter Kinder wird er jedes Jahr Mitte November im Hafen von Antwerpen begrüßt – der heilige Sinterklaas. Doch in Corona-Zeiten ist auch für den dem heimischen Nikolaus entsprechenden Heiligen nichts wie sonst: Fast allein ging er in der Nacht auf Sonntag von Bord. Aber immerhin: An die von 22 bis 6 Uhr früh geltende Ausgangssperre musste sich Sinterklaas nicht halten, Quarantäneregeln gelten für ihn auch nicht. Zudem erhielt er von der belgischen Regierung die ausdrückliche Erlaubnis, Kinder zu besuchen und zu beschenken.

Um Sonderfreiheiten wie diese zu bekommen, muss man in Belgien dieser Tage schon ein Heiliger sein. Denn für alle anderen 11,6 Millionen Belgier gelten weiterhin – und das voraussichtlich bis 13. Dezember – strenge Lockdown-Regelungen.

Halbierte Infektionszahlen: Belgiens harter Lockdown wirkt

Für den Sinterklaas gilt keine Ausgangssperre

Dabei haben sich in den vergangenen Tagen erstmals hoffnungsvolle Zeichen der Besserung eingestellt:

„Die Zahl der Neuinfektionen halbiert sich jetzt etwa alle sieben Tage“, berichtete der Virologe und Chef des belgischen Gesundheitsamtes Sciensano, Steven Van Gucht. „Hält dieser Trend an, könnten wir Anfang Dezember eine Zahl täglicher Neuinfektionen von rund 1.000 erreichen.“ Gestern wurden 6.268 Neuinfektionen registriert. Am bisher schlimmsten Tag der Pandemie, Ende Oktober, hatte Van Gucht fast 23.000 Neuinfektionen melden müssen.

Nun aber wurde für das von der zweiten Welle besonders schwer getroffene Belgien sichtbar: Der Lockdown zeigt Wirkung, doch für eine Trendumkehr braucht es mindestens zwei bis drei Wochen. Und zum Aufatmen sei es noch viel zu früh, warnen die Virologen des kleinen Landes einhellig.

Weniger Patienten

Schon vor einem Monat mussten in Belgien alle Restaurants und Kaffeehäuser schließen. Vor zwei Wochen folgte dann ein harter Lockdown – nur noch Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Baumärkte dürfen weiter offen halten.

Seit einigen Tagen sinkt nun auch die Zahl der Patienten in den Spitälern. Aber noch immer müssen rund 6.500 schwer Erkrankte in den völlig überlasteten Krankenhäusern behandelt werden – 1.423 davon liegen in Intensivbetten.

Und katastrophal hoch bleibt die Zahl der Sterbefälle: In der vergangenen Woche erhöhte sich die Zahl der Corona-Toten im Vergleich zur Woche davor um 20 Prozent. Das bedeutet: Jeden Tag der Vorwoche starben im Schnitt 215 Menschen an Corona.

Der nächste Test steht Belgien an diesem Montag bevor: Heute öffnen nach den auf zwei Wochen verlängerten Herbstferien die Kindergärten und Volksschulen wieder. Für Kinder ab acht Jahren wird der Unterricht halbiert: Zur Hälfte gibt es Regelunterricht, zur anderen Hälfte Homeschooling. Maskenpflicht gilt für alle – außer für die Allerkleinsten im Kindergarten.

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