Gusenbauer und Jelinek fordern Freigabe von Corona-Impfstoffpatenten

Gusenbauer und Jelinek fordern Freigabe von Corona-Impfstoffpatenten
Der Ex-Bundeskanzler und die Nobelpreisträgerin unterstützen einen Appell, der an die deutschen Kanzlerkandidaten gerichtet ist.

30,4 Prozent der weltweiten Bevölkerung gelten aktuell als vollständig geimpft. Der Durchschnittswert verheimlicht die Ausreißer: Während in Ländern wie Dänemark, Schweden und Kanada über zwei Drittel der Bevölkerung zumindest eine Impfdosis erhalten haben und nicht nur in Österreich bereits dritte Impfungen vergeben werden, liegt der Impffortschritt in Afrika zum Teil unter zwei Prozent: In Nigeria haben laut Our World in Data etwa erst 1,9 Prozent der Bevölkerung einen Stich erhalten. In Tansania sind es nicht einmal 0,6 Prozent.

Bereits im Frühjahr diskutierte man international über ein Aussetzen von Impfstoffpatenten, um so die Impfstoffproduktion voranzutreiben und schneller eine globale Immunisierung erreichen zu können. Während sich die USA dafür aussprachen, zeigte sich die EU uneins: Vor allem Österreich und Deutschland stellten sich quer.

Jetzt appellieren 140 Nobelpreisträgerinnen und ehemaligen Regierungschefs in einem offenen Brief an die deutschen Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet, sich für die Freigabe von Covid-19-Impfstoffpatenten einzusetzen: "Deutschland (...) kann entscheidend dazu beitragen, diese Pandemie zu beenden, wenn es sich jetzt über Pharma-Monopole hinwegsetzt und darauf besteht, dass diese Technologie geteilt wird", heißt es unter anderem in dem Appell.

Bekannte Unterzeichner

Zu den Unterzeichnenden gehören neben dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) die Nobelpreisträgerin für Literatur, Elfriede Jelinek, die frühere finnische Staatschefin Tarja Halonen, François Hollande aus Frankreich, die ehemaligen Premierminister José Luis Zapatero (Spanien) und Gordon Brown (Großbritannien) und der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz.

"Die Tatsache, dass eine kleine Anzahl von Impfstoffherstellern monopolartig steuert, wie viel Impfstoff produziert wird und wo dieser produziert wird, hat zu einem gravierenden Mangel an Impfdosen geführt. Milliarden von Menschen in Ländern ohne Zugang zu Impfstoffen sind deshalb noch ungeimpft", kritisieren die Unterzeichnenden in dem Brief.

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