Ruheräume und flexible Arbeitszeiten
Denn: Wenn Symptome der Wechseljahre eine langfristige und erhebliche Auswirkung“ auf die Arbeitsfähigkeit der Frauen ausüben, kann dies als Behinderung ausgelegt werden. Und Arbeitgeber sind nach dem Gleichbehandlungsgesetz verpflichtet, Arbeitnehmer nicht zu diskriminieren.
Anpassungen, erläutert die Kommission dann in ihrem Erklärvideo, seien zudem meist weder aufwändig noch teuer. Arbeitgeber könnten etwa luftigere Kleidung erlauben, sollten die Temperaturregelung überdenken und sich Kühlsysteme überleben, um Hitzewallungen besser erträglich zu machen.
Ebenso könnten sie einen Ruheraum einrichten oder mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten genehmigen, um Arbeitstage nach schweren Nächten zu erleichtern.
„Keine Behinderung“
Doch obwohl sich laut einer Studie des „Chartered Institute of Personnel and Development“ (CIPD) bei zwei Drittel der britischen Frauen die Symptome in den Wechseljahren negativ auf ihr Arbeitsleben auswirken, stieß die neue Richtlinie in Großbritannien auf viel Kritik.
Es sei zwar wichtig, die Tabus rund um das Thema zu aufzubrechen, meinte Eleanor Mills, Gründerin von Noon, einer Plattform, die Frauen in den Wechseljahren berät, zur Times. Aber: „Wir Frauen in der Lebensmitte sind keine wandelnden Hitzewallungen, viele Frauen wollen nicht wieder in eine hysterische, viktorianische biologische Kiste gesteckt werden, wenn sie zum ersten Mal in ihrem Leben frei von Hormonen werden.“
Es handle sich auch um keine „Behinderung“, ergänzte Frauengesundheits-Aktivistin Kate Muir zur BBC. „Es ist etwas, das jede Frau durchmacht, und die Gesetzgebung wird die fehlenden Hormone nicht zurückgeben.“ Frauen sollte also vielmehr besser aufgeklärt werden. Etwa über „sicherere Arten“ der Hormontherapie. Diese könnten verhindern, dass die Symptome überhaupt erst auftreten.
Dank der „Angstmacherei“, schrieb die 44-jährige Journalistin Anna van Praagh im Evening Standard, sei die Aussicht, jemanden in ihrem Alter einzustellen, ungefähr so attraktiv, als würde man mit dem Kopf voran in einen Lastwagen laufen. „Wenn ich in einer Welt, die im Wesentlichen eine Männerwelt ist, vorankommen will, ist es wenig hilfreich, meine weiblichen Schwächen und meine Andersartigkeit immer wieder zu betonen.“
Mit knapp zwölf Prozent ist das Lohngefälle für Frauen zwischen 50 und 59 Jahren in Großbritannien vier Mal größer als jenes für Frauen in ihren 30ern.
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