Vorreiter Großbritannien
Dennoch wurde das Thema Klimakterium in der Berufswelt bislang weitgehend gemieden. Mancherorts beginnt sich das zu ändern. Anfang des Jahres versprach etwa der Bürgermeister von New York City, Eric Adams, "das Stigma der Menopause in dieser Stadt zu ändern" und "durch die Verbesserung der Politik und unserer Gebäude menopausenfreundlichere Arbeitsplätze für unsere städtischen Beschäftigten zu schaffen".
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Vergangenen Oktober kündigte die Bank of Ireland an, Frauen, die unter Beschwerden während der Wechseljahre leiden, bis zu zehn zusätzliche Urlaubstage zu gewähren. Auch die dänische Danske Bank und das Beratungsunternehmen Deloitte wollen Maßnahmen ergreifen, um weibliche Angestellte in den Wechseljahren zu unterstützen. Die britische Niederlassung der Bank Santander hat bereits 2019 Infoveranstaltungen für die Belegschaft eingeführt.
In Großbritannien wurden inzwischen mehr als 50 Unternehmen, darunter die Großbank HSBC oder der Fußballverein West Ham United, als "menopausenfreundlich" zertifiziert. Die Akkreditierung vergibt das Unternehmen "Henpicked: Menopause in the Workplace". Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass drei von zehn Arbeitsplätzen in Großbritannien inzwischen über eine Art von Menopause-Politik verfügen. In London gibt es sogar eine Preisverleihung für die "menopausenfreundlichsten" Unternehmen.
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Was können Unternehmen tun?
Der erste Schritt zu einem menopausenfreundlichen Arbeitsplatz ist Aufklärung, betont Deborah Garlick, Geschäftsführerin von Henpicked gegenüber der New York Times. Dazu zählen gezielte Kampagnen, Informationen auf der Unternehmenswebsite und Vertrauenspersonen im Unternehmen, mit denen Betroffene über Sorgen und gesundheitliche Beschwerden sprechen können. "Wenn ein Unternehmen durch seine leitenden Angestellten zeigt, dass dieses Thema wichtig ist und ernst genommen wird, gibt es allen die Erlaubnis, darüber zu sprechen", sagte sie.
Als Reaktion auf die eingangs erwähnte Umfrage führte Standard Chartered ein Maßnahmenpaket ein. Dazu zählten spezielle Coachings, Beratungsangebote und flexiblere Arbeitsmöglichkeiten für Betroffene. Je nach Branche können weitere spezifische Maßnahmen sinnvoll sein: Etwa die Stoffe der Arbeitsuniformen durch dünnere oder Naturmaterialien zu ersetzen, Schreibtischventilatoren und Umkleiden im Büro zur Verfügung zu stellen oder flexiblere Arbeitszeiten einzuführen, erklärt Garlick.
Maßnahmen wie der Menopausenurlaub werden von Expertinnen und Experten mitunter kritisch gesehen. Frauen könnten dadurch in der Arbeitswelt noch stärker benachteiligt werden. Garlick: "Die Arbeitgeber, die am besten abschneiden, sind diejenigen, die ihre Angestellten fragen: 'Was hindert dich daran, bei der Arbeit dein Bestes zu geben, und was können wir tun, um zu helfen?'" Bereits kleine Änderungen über einen kurzen Zeitraum könnten zu positiven Veränderungen für Betroffene führen.
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