Der Nil-Staudamm hat in der Vergangenheit schon für Kriegsdrohungen unter den Nachbarstaaten gesorgt. Das 110 Millionen Einwohner zählende Ägypten ist massiv vom Nilwasserfluss abhängig – es deckt seinen Wasserbedarf zu über 90 Prozent aus dem Nil.
Das hat unter anderem mit den gewaltigen Mengen an Wasser zu tun, die die ägyptische Landwirtschaft zur Bewässerung benötigt. Rund 80 Prozent des Wasserverbrauchs fällt in der Landwirtschaft an.
Ägypten fordert Regelung zu GERD
Ägypten fordert daher eine geringere Wasserentnahme und eine längere Befülldauer sowie ein Abkommen zur Regelung der Talsperre GERD. Auch der Sudan will ein solches Abkommen. Insbesondere geht es um die Wassermenge, die während einer länger andauernden Dürrephase freigegeben werden müsste.
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Die jüngste Aktion mit der Befüllung des vierten Stausees werde die Ende Juli aufgenommenen Verhandlungen zwischen Ägypten und Äthiopien weiter "belasten", heißt es aus dem Außenministerium in Kairo. Auch in der Vergangenheit scheiterten Verhandlungsversuche bereits mehrmals. Sogar die UNO beschäftigte sich mit dem Fall – mit wenig Erfolg.
Äthiopien erfreut
Äthiopiens Ministerpräsident verkündete die Befüllung des neuen Stausees auf "X" (vormals Twitter) hingegen "mit großer Freude". Das größte Infrastrukturprojekt Äthiopiens hat auch einiges gekostet. Das ostafrikanische Land hat 4,3 Milliarden Euro für den Bau ausgegeben. Das Wasserkraftwerk der gigantischen Anlage hat eine Jahresleistung von 16.000 Gigawattstunden – etwa doppelt so viel wie der Eigenverbrauch Äthiopiens.
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Derzeit hat nur rund die Hälfte der Haushalte in Äthiopien Zugang zu Strom. Da die Elektrifizierung weiter voranschreitet, steigt der Energiebedarf jährlich um ungefähr 30 Prozent. Das ostafrikanische Land will den produzierten Strom aber nicht nur für die eigene Bevölkerung verwenden, sondern auch vermehrt ins Ausland verkaufen. Der fast zwei Kilometer lange Staudamm könnte also auch zu einem lukrativen Geschäft werden – zumindest für Äthiopien.
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