UNO bestätigt: 43 Blauhelme am Golan entführt

Grenzübergang Quneitra
Die Vereinigten Staaten machen die Al-Nusra-Front für Entführung von UN-Soldaten verantwortlich.

Die Vereinten Nationen haben die Entführung von 43 Mitgliedern der UNO-Beobachtermission auf den Golanhöhen bestätigt. Zudem wurden weitere 81 Soldaten der sogenannten UNDOF-Mission an ihren Standorten eingekesselt. Hintergrund seien heftige Kämpfe zwischen der syrischen Armee und bewaffneten Extremisten. Die UNO bemühte sich intensiv um eine Freilassung der Soldaten.

Nach der Entführung von 43 UN-Soldaten auf den Golanhöhen haben die USA die islamistische Al-Nusra-Front für die Tat verantwortlich gemacht. Washington verlange die "bedingungslose und sofortige Freilassung" der Blauhelme, erklärte am Donnerstag das Außenministerium in Washington.

Die Entführung der UN-Soldaten gehe auf das Konto "nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen, darunter die vom UN-Sicherheitsrat als Terrorgruppe eingestufte Al-Nusra-Front". Diese ist der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al Kaida.Die UNO erklärte dagegen, die Entführer nicht sicher identifizieren zu können. "Einige Gruppen haben nach eigenen Angaben mit der Al-Nusra-Front zu tun, aber wir können das nicht bestätigen", sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric. Laut Angaben aus dem Verteidigungsministerium in Wien wurden die Soldaten an einer früher von Österreich gehaltenen Position, nahe dem Grenzübergang Quneitra gefangen genommen.

Entführte Soldaten von den Fidschi-Inseln

Jene 43 entführten UN-Blauhelme stammen nach Informationen des philippinischen Verteidigungsministeriums von den Fidschi-Inseln.

Das Kontingent aus den Fidschi-Inseln war erst im vergangenen Jahr eingesprungen, nachdem Österreich seine Soldaten unmittelbar vor den Nationalratswahlen 2013 abgezogen hatte. Begründet wurde dies damals mit der sich verschlechternden Sicherheitslage auf dem Golan - kurz zuvor hatten Rebellen den Grenzübergang Quneitra unter ihre Kontrolle gebracht.

Auch die am Donnerstag festgesetzten Beobachter wurden nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium in Wien nahe Quneitra an der sogenannten "Position 27" festgesetzt, die bis Juni 2013 von Blauhelmen aus Österreich gehalten wurde. Bei den 81 in Al-Ruwayhinah and Burayqah eingekesselten Beobachtern handle es sich um philippinische Soldaten, hieß es aus Manila. Demnach hatten sich die 81 philippinischen Soldaten geweigert, ihre Waffen niederzulegen. Nun könnten sie ihre Stellungen nicht verlassen und würden diese weiter halten. Die entführten Soldaten wurden laut UNO in den Süden der Pufferzone verschleppt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte die Übergriffe und forderte eine "bedingungslose und sofortige" Freilassung der Soldaten.

UN-Mission

Derzeit sind nach UN-Angaben 1223 Blauhelmsoldaten an der Mission beteiligt. Sie stammen aus Indien, Irland, Nepal, den Niederlanden, den Fidschi-Inseln und von den Philippinen. Die UNDOF-Mission war 1974 ins Leben gerufen worden, um den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien zu überwachen. Im März vergangenen Jahres waren schon einmal 21 Blauhelme von syrischen Rebellen in der Nähe der Golanhöhen entführt worden. Sie waren unversehrt wieder freigekommen.

Im Juni hatte der UN-Sicherheitsrat das Mandat bis zum 31. Dezember 2014 verlängert.

Übergang zu Golanhöhen eingenommen

Kampfflugzeuge der syrischen Regierung hätte zuvor Rebellenstellungen in der Nähe des Grenzübergangs zu den von Israel besetzten Golanhöhen angegriffen. Ein Rebellensprecher sagte, die Aufständischen hätten trotz des Bombardements ihre Position halten können. Einem anderen Vertreter der Aufständischen zufolge wurden mindestens sechs Kämpfer getötet. Die Regimegegner hatten am Mittwoch in Quneitra (Kunaitra) den Übergang zu den von Israel besetzten Golanhöhen eingenommen. Kurz darauf attackierte das israelische Militär zwei Stützpunkte der syrischen Armee.

Die islamistische Al-Nusra-Front gehört zu den militärisch erfolgreichsten Rebellenbrigaden in Syrien. Doch viele Syrer haben Angst vor den Plänen der bärtigen Kämpfer. "Unser Ziel ist die Gründung eines islamischen Staates in Syrien, der auf dem Prinzip der Beratung ("Shura") gründet", erklärt ein Sprecher der Rebellen. Wahlen seien in diesem islamischen Herrschaftssystem nicht vorgesehen.

Für die Al-Nusra-Front steht fest, dass die ausländischen Kämpfer, die mit der Front gegen das Regime von Bashar al-Assad kämpfen, nach dem Ende des syrischen Bürgerkrieges nicht das Land verlassen müssen. Er sagte: "Sie sind keine Ausländer, denn sie sind Muslime. Deshalb haben sie das Recht, in jedem islamischen Land zu leben."

Die Al-Nusra-Front war für ihre Rolle bei den Kämpfen in der Kleinstadt Ras al-Ain an der Grenze zur Türkei kritisiert worden. Dort kämpfen mehrere arabische Rebellenbrigaden gegen kurdische Milizen. Die USA hatten die Al-Nusra-Front (Jabhat al-Nusra) bereits im Dezember 2012 auf ihre Liste von Terrororganisationen gesetzt.

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