Geliehen und nicht zurückgegeben? „Gestohlen“, lautet das Urteil von Experten mit Blick auf gut 400 Flugzeuge, die russische Airlines im Ausland geleast haben. Obwohl die Leasingfirmen etwa in Irland die Verträge gemäß geltender EU-Sanktionen kündigten, befinden sich die Jets weiter in Russland. Ihr Wert beträgt laut Chef der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt, Eamonn Brennan, zehn
Milliarden Euro. „Ich fürchte, dass wir Zeugen des größten Flugzeug-Diebstahls der kommerziellen Zivilluftfahrt werden“, sagte Wolodimir Bilotkatsch, Experte für Luftverkehrsmanagement in Singapur.
Mehr als die Hälfte aller Flugzeuge weltweit im Wert von rund 270 Mrd. Euro gehören nicht den Airlines, sondern Leasingfirmen. Marktführer ist das in Dublin ansässige Unternehmen AerCap.
In Russland waren Mitte März 515 der 1.367 betriebenen Flugzeuge – größtenteils von Boeing und Airbus hergestellt – aus dem Ausland angemietet. 428 davon befanden sich in Russland oder Belarus.
Registriert waren die Flugzeuge ebenfalls im Ausland, etwa in Irland oder auf den Bermudainseln. Nachdem die dortigen Behörden die für den Betrieb nötigen Sicherheitszertifikate im Zuge der Sanktionen gegen Moskau aussetzten, wurden mehr als die Hälfte der geleasten Jets auf Basis eines eilig gezimmerten Gesetzes in Russland neu registriert. Eine doppelte Registrierung ist nach internationalen Regeln nicht erlaubt, was es unmöglich macht, die Flugzeuge international einzusetzen.
Triste Aussichten für Leasingfirmen
Das ist angesichts der weitreichenden Luftraumsperren für russische Jets ohnehin nicht möglich. Zudem könnten die Leasingfirmen die Maschinen beschlagnahmen lassen, wenn sie sich außerhalb Russlands befinden. So fanden bisher einige Dutzend Maschinen zu ihren Besitzern zurück. Auf die übrigen werden die Leasingfirmen lange warten müssen. Bis dahin bleibt ihnen nur, um Versicherungszahlungen zu kämpfen und auf ein Ende der Sanktionen zu warten.
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