Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

Frankreichs Präsident Hollande enthüllte mehrere Gedenktafeln in Paris. Dabei kam es zu einer kleinen Panne: Der Name des getöteten Zeichners Wolinski wurde falsch eingraviert.

Vor knapp einem Jahr wurde die Welt in Europa eine andere. Nach den Anschlägen auf die Satirezeitung Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt in Paris ist die Furcht vor islamistischem Terror deutlich gestiegen. Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat am Dienstag mehrere Gedenktafeln in Erinnerung an die Opfer enthüllt.

Der Präsident nahm zusammen mit der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und Angehörigen der Todesopfer an einer kurzen Zeremonie vor dem damaligen Sitz der Charlie Hebdo-Redaktion im 11. Pariser Bezirk teil. Vor der Gedenktafel legten Hollande und Hidalgo einen Kranz nieder und hielten eine Schweigeminute ab.

Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke
French President Francois Hollande (C) and Paris Mayor Anne Hidalgo unveil a commemorative plaque outside the former offices of French weekly satirical newspaper Charlie Hebdo during a ceremony to pay tribute to the victims of the last year's January attacks in Paris, France, January 5, 2016. France this week commemorates the victims of last year's Islamist militant attacks on satirical weekly Charlie Hebdo and a Jewish supermarket with eulogies, memorial plaques and another cartoon lampooning religion. REUTERS/Benoit Tessier
Begleitet wurde der Staatschef von Premierminister Manuel Valls und einer Reihe von Ministern. Die Gedenktafel erinnert an ein "Attentat gegen die Meinungsfreiheit" und an die bei dem Anschlag vom 7. Jänner 2015getötetenCharlie Hebdo-Zeichner Charb, Honore, Cabu, Wolinski und Tignous. Am Mittwoch kommt eineSonderausgabe des Satiremagazinsmit Millionenauflage in die Trafiken.

Unglücklicher Fehler

Bei der Enthüllung trat leider auch ein unangenehmer Fehler zu Tage. Der Name des getöteten Karikaturisten Georges Wolinski wurde falsch, nämlich mit einem "y", eingraviert. Nach der Zeremonie wurde die Gedenktafel daher eilig wieder eingepackt. Was nicht verhindern konnte, dass in den sozialen Medien zahlreiche Kommentare zu dem Lapsus gepostet wurden. Der Fehler wurde mittlerweile auf Betreiben des Pariser Bürgermeisteramts korrigiert und die Tafel ausgetauscht.

Der Austausch der Tafeln fand hinter einer Bauplane statt:

Mittlerweile wurde die Tafel ausgetauscht:

Insgesamt 17 Tote

Bei dem Angriff auf die wegen ihrer Mohammed-Karikaturen bekannte Satirezeitung hatten die schwerbewaffneten Islamisten Cherif und Said Kouachi vor einem Jahr zwölf Menschen getötet. Unter den Opfern war auch der Polizist Ahmed Merabet, den die Brüder auf der Flucht nahe der Redaktion auf der Straße erschossen. Auch dort wurde am Dienstag eine Gedenktafel enthüllt.

Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke
French President Francois Hollande (C), French Prime Minister Manuel Valls (3rd R) and Mayor of Paris Anne Hidalgo (R) stand at attention after unveiling in Paris on January 5, 2016 a commemorative plaque outside the Hyper Cacher, a kosher supermarket, during a ceremony to pay tribute to the victims of the attack on the supermarket on January 9, 2015. French President Francois Hollande today kicked off a week of commemorations marking the jihadist rampage in Paris that began with an assault on satirical weekly Charlie Hebdo and lasted three days, claiming 17 lives. The president and mayor unveiled a plaque at the Hyper Cacher, in an eastern suburb where four Jews -- three shoppers and an employee -- were killed during a horrifying hostage drama. / AFP / POOL / IAN LANGSDON
Hollande, Hidalgo und Valls enthüllten schließlich an dem jüdischen Supermarkt Hyper Cacher im Osten von Paris eine dritte Gedenktafel. Ein Bekannter der Kouachi-Brüder, der Islamist Amedy Coulibaly, hatte dort zwei Tage nach der Attacke auf "Charlie Hebdo" bei einer Geiselnahme vier Menschen getötet. Coulibaly wurde schließlich von Eliteeinheiten der Polizei erschossen - nahezu zeitgleich zu den Kouachi-Brüdern, die sich in einer Druckerei nördlich von Paris verschanzt hatten.
Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke
French President Francois Hollande (C), French Prime Minister Manuel Valls (L) and Mayor of Paris Anne Hidalgo (R) arrive to unveil in Paris on January 5, 2016 a commemorative plaque outside the Hyper Cacher, a kosher supermarket, during a ceremony to pay tribute to the victims of the attack on the supermarket on January 9, 2015. French President Francois Hollande today kicked off a week of commemorations marking the jihadist rampage in Paris that began with an assault on satirical weekly Charlie Hebdo and lasted three days, claiming 17 lives. The president and mayor unveiled a plaque at the Hyper Cacher, in an eastern suburb where four Jews -- three shoppers and an employee -- were killed during a horrifying hostage drama. / AFP / POOL / IAN LANGSDON

Große Gedenkzeremonie am Sonntag

Die drei Islamisten hatten zuvor binnen drei Tagen 17 Menschen getötet. Neben den Opfern der Anschläge auf "Charlie Hebdo" und den jüdischen Supermarkt starb auch die Gemeindepolizistin Clarissa Jean-Philippe, auf die Coulibaly am 8. Jänner das Feuer eröffnet hatte. Eine Gedenktafel zu ihren Ehren wird am Samstag enthüllt.

Die Anschläge vom Jänner hatten weltweites Entsetzen ausgelöst. Am Sonntag wird bei einer Gedenkfeier auf dem Pariser Place de la Republique erneut an die Todesopfer erinnert. Zugleich soll dabei auch der 130 Todesopfer der islamistischen Anschläge vom 13. November gedacht werden.

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French President Francois Hollande (2ndL), Paris Mayor Anne Hidalgo (L) and Prime Minister Manuel Valls look at a commemorative plaque during a ceremony at the site where a policeman was killed during the last year's January attack in Paris, France, January 5, 2016. France this week commemorates the victims of last year's Islamist militant attacks on satirical weekly Charlie Hebdo and a Jewish supermarket with eulogies, memorial plaques and another cartoon lampooning religion. REUTERS/Benoit Tessier

Ein Jahr danach

Vor einem Jahr haben die islamistischen Anschläge auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und einen koscheren Supermarkt in Paris, Frankreich und die ganze Welt erschüttert. Dass sie nur der Auftakt waren für ein in der jüngeren Geschichte des Landes beispielloses Jahr des Terrors, ahnte damals noch niemand. Heute ist die Angst vor islamistischen Attacken gegenwärtiger denn je.

Insgesamt zwölf Menschen starben als die beiden Brüder Cherif und Said Kouachi am 7. Jänner 2015 kurz vor Mittag die Redaktionsräume von Charlie Hebdo stürmten und mit Kalaschnikows um sich schossen. Nach zwei Tagen auf der Flucht wurden die beiden Täter, die sich zur Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP) bekannten, in einer Druckerei nördlich von Paris von Sondereinsatzkräften erschossen (siehe Chronologie hier und unten).

Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke
French soldiers stand guard on January 5, 2016 near Paris outside the Hyper Cacher, a kosher supermarket, as France's President attends a commemorative ceremony to pay tribute to the victims of the terrorist attack on the supermarket on January 9, 2015. French President Francois Hollande today kicked off a week of commemorations marking the jihadist rampage in Paris that began with an assault on satirical weekly Charlie Hebdo and lasted three days, claiming 17 lives. The president and mayor unveiled a plaque at the Hyper Cacher, in an eastern suburb where four Jews -- three shoppers and an employee -- were killed during a horrifying hostage drama. / AFP / POOL / IAN LANGSDON

Die Brüder Kouachi standen in Kontakt zu Amedy Coulibaly, alle drei hatten sich vorwiegend in Frankreich und sprichwörtlich unter den Augen des französischen Geheimdienstes radikalisiert. Letzterer gab an, im Namen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu handeln und erschoss am Tag nach dem "Charlie Hebdo"-Attentat eine Polizistin im Süden von Paris. Wiederum einen Tag später nahm er Kunden eines koscheren Supermarktes als Geiseln - vier von ihnen tötete er, bevor die Polizei den Markt stürmte und Coulibaly erschoss. Insgesamt starben an den drei Terrortagen im Jänner 17 Opfer.

Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke
Trauer nach dem Attentat auf Charlie Hebdo

Republikanischer Marsch

Europäische und internationale Spitzenpolitiker reagierten mit Entsetzten, rund 50 von ihnen beteiligten sich wenige Tage nach den Anschlägen gemeinsam mit 1,5 Millionen Franzosen am "Republikanischen Marsch" durch das Zentrum von Paris. Neben Anerkennung für diese Geste der Solidarität, sorgte schon damals die Teilnahme umstrittener Persönlichkeiten für Kritik. Der türkische Premier Ahmet Davutoglu, Russlands Außenminister Sergej Lawrow, der gabunische Präsidenten Ali Bongo oder auch Ungarns Premier Viktor Orban gelten alle nicht unbedingt als Verteidiger der Meinungsfreiheit.

"Je suis Charlie" - Ein Slogan geht um die Welt

Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

FRANCE PARIS ATTACKS TRIBUTES
Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

FRANCE PARIS ATTACKS TRIBUTES
Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

Adel Defilaux a French-born Muslim poses near his
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THE NETHERLANDS CHARLIE HEBDO
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GERMANY RALLY CHARLIE HEBDO VICTIMS
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SWITZERLAND RALLY CHARLIE HEBDO VICTIMS
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SPAIN FRANCE PARIS CHARLIE HEBDO ATTACK
Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

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Kopie von epaselect GERMANY FRANCE PARIS CHARLIE HEBDO ATTAC
Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

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Gedenken ein Jahr nach "Charlie Hebdo"-Attacke

Vor allem aber war der "Republikanische Marsch" eine Vorschau auf das, was Frankreich in den nächsten Monaten erwarten sollte. Möglich war der gemeinsame Aufmarsch der Spitzenpolitiker wider den Terror nur aufgrund massiver Sicherheitsmaßnahmen, die Paris an diesem Tag beinahe zum Stillstand kommen ließen. Kurze Zeit später brachte die französische Regierung eines der umfassendsten Geheimdienstgesetzte Europas auf den Weg, das Lauschangriffe ohne Zustimmung eines Richters sowie ein Monitoring der gesamten Internetkommunikation erlaubt. Auch die höchste Terrorwarnstufe - die Attentatswarnung - ist in Paris seit nunmehr einem Jahr ununterbrochen in Kraft.

Verhindert hat das die verheerenden Anschläge vom 13. November, als islamistische Extremisten beinahe zeitgleich das Feuer auf mehrere Bars und Restaurants sowie im bekannten Konzertsaal "Bataclan" eröffneten, freilich nicht. Die Attacke, bei der 130 Menschen starben, war nach heutigem Kenntnisstand in Belgien vorbereitet und auch von dort aus koordiniert worden. Trotz eines unmittelbar nach der Attacke verhängten Ausnahmezustandes und Grenzkontrollen konnten die französischen Behörden die Ausreise eines mutmaßlichen Beteiligten - des heute weltweit gesuchten Salah Abdeslam - nach Belgien nicht verhindern.

Ausnahmezustand

Auch aufgrund des auf drei Monate ausgedehnten Ausnahmezustandes, der den Sicherheitskräften etwa nächtliche Wohnungsdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss oder Hausarrest für potenzielle Gefährder erlaubt, wurden in den Wochen danach unzählige Razzien rund um Paris durchgeführt: Fast 3.000 waren es bis Jahresende, knapp 400 Menschen wurden mit Hausarrest belegt, mehr als 500 Verfahren eingeleitet. Nicht nur weil diese Razzien oft Unschuldige treffen, übte etwa die französische Menschenrechtsliga heftige Kritik an den Maßnahmen. Auch sind es immer wieder ganz gewöhnliche Kriminelle, die ins Visier der Terrorfahnder geraten: So wurden etwa 181 der gut 500 Verfahren wegen Rauschgiftdelikten eingeleitet.

Die Kritik ist umso heftiger, als die Terrorgefahr im vergangenen Jahr eher zugenommen als abgenommen zu haben scheint und der Anschlag vom 13. November der schlimmste in Europa seit der Al-Kaida-Attacke auf die Vorstadtzüge von Madrid 2004 war. "Ich schulde Ihnen die Wahrheit", gab sich der französische Präsident Francois Hollande zuletzt bei seiner Neujahrsbotschaft pessimistisch. "Wir haben den Terrorismus noch nicht besiegt, die Bedrohung ist noch immer da, auf höchstem Niveau, wir vereiteln regelmäßig Attentate."

Sorge zu Silvester

Und nirgendwo war das zuletzt sichtbarer als bei den Silvesterfeierlichkeiten, die vielerorts in Europa unter nie zuvor gekannten Sicherheitsvorkehrungen stattfanden. Alleine rund um den Wiener Silvesterpfad waren 500 Polizisten im Einsatz, in Paris waren es 11.000, das traditionelle Feuerwerk wurde ebenso wie in Brüssel, wo noch am Vormittag sechs Terrorverdächtige festgenommen wurden, abgesagt. Und in München ließ die Polizei in den Abendstunden blitzartig den Hauptbahnhof und den Bahnhof Pasing räumen, nachdem es zuvor "konkrete" Hinweise auf einen Anschlag durch IS-Terroristen gegeben hatte.

Vielleicht ist es aber gerade die Silvesternacht, die etwas Hoffnung geben kann. Denn allen Terrorwarnungen zum Trotz ließen sich Hunderttausende in Paris, in Wien, in München nicht davon abhalten, den Jahreswechsel gebührend zu feiern. "Freunde aus der ganzen Welt, ich danke euch für #prayforparis, aber wir brauchen nicht noch mehr Religion. Unser Glaube gilt der Musik! Küssen! Leben! Champagner und der Freude", schrieb bereits der französische Karikaturist Joann Sfar unmittelbar nach den Anschlägen vom 13. November.

Mittwoch, 7. Jänner 2015:
  • Zwei mit Kalaschnikows bewaffnete und vermummte Täter stürmen gegen 11.30 Uhr das Gebäude im Herzen von Paris, in dem sich die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" befinden.
  • Im Eingangsbereich erschießen sie den Angestellten einer Reinigungsfirma, bevor sie in die Redaktion eindringen, wo gerade die wöchentliche Konferenz stattfindet. Sie töten mit einer Salve von Schüssen acht Mitglieder der Redaktion, unter ihnen den Zeitungschef Stephane Charbonnier, genannt Charb. Getötet werden auch ein Polizist, der für den Schutz von Charb verantwortlich war und ein Besucher.
  • Die Angreifer steigen in einen schwarzen Citroën und liefern sich einen Schusswechsel mit Polizisten in einem Streifenwagen. Ein bereits am Boden liegender, verletzter Polizist - ein Moslem - wird von einem der Angreifer kaltblütig erschossen.
  • Nach einer Kollision geben die Attentäter den Fluchtwagen auf, bringen ein anderes Auto in ihre Gewalt und setzen die Flucht in Richtung Norden fort, wo sich ihre Spur zunächst verliert.
  • Frankreich erhöht den Terroralarm für Paris und den Norden des Landes auf die höchste Stufe.
  • Anti-Terror-Einheiten nehmen aufgrund von Fahndungshinweisen - unter anderem einem im ersten Fluchtauto gefundenen Personalausweis - Razzien in den nordwestlich von Paris gelegenen Städten Reims und Charleville-Mezieres vor.
  • Die Polizei gibt bekannt, dass drei Männer gesucht werden, unter ihnen zwei 32 und 34 Jahre alte Brüder: Cherif und Said Kouachi. Ein dritter Verdächtiger, der 18 Jahre alte Schwager eines der Brüder, stellt sich am Abend der Polizei.
Donnerstag, 8. Jänner:
  • In Montrouge südlich von Paris wird am Vormittag eine junge Polizistin von einem Mann erschossen. Zunächst ist nicht bekannt, ob es einen Zusammenhang mit dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" gibt.
  • Die mutmaßlichen Attentäter überfallen im Departement Aisne nördlich von Paris eine Tankstelle, deren Besitzer alarmiert die Polizei.
  • Die Polizei teilt mit, dass in dem nach dem Anschlag verwendeten Fluchtwagen ein Dutzend Molotow-Cocktails und zwei Dschihadisten-Flaggen gefunden wurden.
  • Tausende Sicherheitskräfte sind im Einsatz, viele von ihnen durchkämmen die Gegend um die Tankstelle, wo die mutmaßlichen Täter zuletzt gesehen wurden.
  • Ein Vertreter der USA gibt bekannt, die beiden Kouachi-Brüder stünden "seit Jahren" auf der Liste von Terrorverdächtigen des US-Geheimdienstes; Said habe einige Monate ein Trainingslager der Extremistenorganisation Al-Kaida im Jemen durchlaufen.
Freitag, 9. Jänner:
  • Bei der Jagd nach den beiden Brüdern fallen am Morgen nördlich von Paris auf der Nationalstraße zwei Schüsse.
  • Zwei Männer zwingen eine Frau, ihnen ihr Auto zu überlassen. Laut Polizeiangaben erkannte die Frau Cherif und Said Kouachi.
  • Die beiden Brüder verschanzen sich in einem Industriegebiet nahe des Flughafens Charles de Gaulle nördlich von Paris mit einer Geisel. Zahlreiche Sicherheitskräfte gehen in Dammartin-en-Goele in Stellung.
  • Die Polizei teilt mit, es gebe eine "Verbindung" zwischen der Tötung der Polizistin in Montrouge am Donnerstag und dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" am Tag zuvor.
  • Zu Mittag: Der Anti-Terroreinsatz im Nordosten von Paris spitzt sich zu. Die Polizei umstellt die Druckerei und versucht, mit den Islamisten in Kontakt zu treten, um eine friedliche Lösung zu erreichen.
  • Im Osten von Paris nimmt am frühen Nachmittag ein bewaffneter Mann in einem Lebensmittelgeschäft für koschere Produkte fünf Geiseln. Ermittlern zufolge handelt es sich offenbar um den Mann, der in Montrouge die Polizistin erschossen haben soll. Es gibt zwei Tote. Der Geiselnehmer soll nach französischen Medienberichten aus derselben Pariser Dschihad-Gruppe stammen, wie die beiden "Charlie Hebdo"-Attentäter.
  • Am Nachmittag: In Dammartin-en-Goele halten sich die beiden gesuchten Brüder weiter verschanzt. Und im Osten von Paris werden wegen der anderen Geiselnahme weite Teile des sonst belebten Stadtteils lahmgelegt. "Im Augenblick müssen wir alle in unseren Klassen bleiben", berichtet ein Schüler.
  • Gegen 17 Uhr: In Dammartin-en-Goele sind Rauchwolken zu sehen. In einer Übertragung im französischen Fernsehen sind zudem Schüsse zu hören. Die beiden Terrorverdächtigen seien getötet worden, bestätigen die Behörden später.
  • Gegen 17.15 Uhr: Die Polizei beendet auch die zweite Geiselnahme in Paris. Der Verdächtige wird getötet. Der Mann, der am Donnerstag im Süden von Paris bereits eine Polizistin getötet haben soll, brachte vier Geiseln um.
  • Gegen 20 Uhr: Präsident Hollande äußert sich in einer im Fernsehen live übertragenen Rede an die Nation. Die doppelte Geiselnahme bezeichnet er als "Tragödie für die Nation".
  • 7. Jänner: Beim Attentat auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" werden in Paris zwölf Menschen getötet. Die beiden Täter kommen zwei Tage später bei einer Polizeiaktion ums Leben. Zum Anschlag bekennt sich die Terrororganisation Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel. Ein mit ihnen bekannter dritter Täter erschießt in Paris parallel dazu eine Polizistin und nimmt in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, von denen er vier erschießt, bevor er selbst von der Polizei getötet wird. Er bekennt sich zuvor zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).
  • 11. Jänner: Aus Protest gegen die Terrorwelle gehen im ganzen Land nach Schätzungen zwei Millionen Menschen auf die Straße. Viele Staats- und Regierungschefs reisen zum Pariser Gedenkmarsch an.
  • 19. April: Nach der Ermordung einer Frau wird in Villejuif bei Paris ein Student festgenommen. Der 24-Jährige mit Kontakt nach Syrien soll mit einem Waffenarsenal aus Kalaschnikow-Sturmgewehren, Pistole und Revolver Anschläge auf Kirchen geplant haben.
  • 26. Juni: Ein 35 Jahre alter mutmaßlicher Islamist wird beim Versuch überwältigt, in einem Industriegas-Werk in Saint-Quentin-Fallavier bei Lyon eine Explosion herbeizuführen. Der Mann hatte zuvor seinen Arbeitgeber enthauptet und den Kopf mit zwei Islamistenflaggen auf den Fabrikzaun gesteckt. Im Dezember erhängte er sich im Gefängnis.
  • 21. August: Ein 25-jähriger Islamist wird im Thalys-Schnellzug Brüssel-Paris bei einem Anschlagversuch mit einem Schnellfeuergewehr von Fahrgästen überwältigt. Zwei Zuginsassen werden verletzt.
  • 13. November: Bei einer koordinierten Anschlagsserie in Paris töten IS-Extremisten 130 Menschen. In der Konzerthalle "Bataclan" richten sie ein Massaker an, sie erschießen mehrere Menschen in Bars und Restaurants, vor dem Stade de France sprengen sich während des Fußball-Länderspiels Frankreich-Deutschland drei Selbstmordattentäter in die Luft.
  • 14. November: Erste Spuren weisen nach Belgien. Bei einer Razzia in Brüssel-Molenbeek werden mehrere Menschen festgenommen.
  • 16. November: Mit einer Schweigeminute wird europaweit der Opfer gedacht. Präsident Francois Hollande will eine weltweite Koalition gegen den IS ins Leben rufen. Als ein Drahtzieher gerät der belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud ins Visier. Gefahndet wird überdies nach Salah Abdeslam, dem Bruder eines der Attentäter.
  • 17. November: In Hannover wird das Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande abgesagt. Später stellt sich heraus, dass es konkrete Informationen eines ausländischen Geheimdienstes zu Bombenanschlägen im Stadion und am Hauptbahnhof gab.
  • 18. November: Bei einem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis bei Paris nimmt die Polizei sieben mutmaßliche Komplizen der Attentäter fest. Drei weitere Verdächtige kommen ums Leben, wie sich später herausstellt - einer ist der gesuchte Abaaoud.
  • 21. November: Belgiens Behörden rufen nach konkreten Hinweisen auf einen geplanten Anschlag für die Hauptstadtregion Brüssel die höchste Terrorwarnstufe aus. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Erst nach fünf Tagen wird die maximale Warnstufe wieder aufgehoben.
  • 23. November: Bei einem groß angelegten Anti-Terror-Einsatz werden in Brüssel 16 Personen vorläufig festgenommen. In den folgenden Wochen gibt es in Belgien weitere Razzien mit Festnahmen von Verdächtigen.
  • 31. Dezember: In ganz Europa finden die Silvesterfeierlichkeiten unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Alleine in der Wiener Innenstadt sind 500 Polizisten im Einsatz, in Brüssel wird das Silvesterfeuerwerk nach Hinweisen auf einen Terroranschlag abgesagt, in München wird in den Abendstunden der Hauptbahnhof sowie ein weiterer Bahnhof geräumt - Grund sind ebenfalls "konkrete Hinweise" auf eine Terrorattacke.

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