Gaza: Waffenruhe hielt nur wenige Stunden

Gaza: Waffenruhe hielt nur wenige Stunden
Seit zwei Tagen kommt es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern.

In Gaza heulten Donnerstagfrüh wieder die Sirenen. Und das, obwohl an sich um 4:30 in der Früh eine Feuerpause in Kraft hätte treten sollen. Ein Vertreter der ägyptischen Regierung, die zwischen den Konfliktparteien vermittelt hatte, gab in der Nacht bekannt, dass sich Israel und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Jihad nach der jüngsten Welle der Gewalteskalation auf eine Waffenruhe geeinigt hätten.

Der Islamische Jihad und anderen radikale Palästinensergruppen hätten der Einigung zugestimmt, hieß es zunächst. Ein Vertreter des Islamischen Jihad bestätigte diese Angaben. Ein israelischer Armeevertreter hatte am Mittwochabend gesagt, das Militär werde seine Angriffe auf Ziele im Gazastreifen einstellen, falls der Islamischen Jihad seinerseits keine Raketen mehr auf Israel abfeuere.

Seit dem Angriff ist es in dem Gebiet weitgehend ruhig geblieben. "Ruhe wird mit Ruhe beantwortet", sagte der israelische Außenminister Israel Katz im Armee-Hörfunk. Israel werde aber nicht zögern, diejenigen anzugreifen, die versuchten, es zu verletzen - ob vom Gazastreifen oder von einem anderen Ort aus.

Seit zwei Tagen kommt es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Israel und militanten Palästinensern. In Israel wie auch im Gazastreifen wurden jeweils Dutzende Menschen verletzt.

Auslöser der Konfrontation war die Tötung des ranghohen Jihad-Kommandanten Baha Abu Al-Ata am Dienstag bei einem israelischen Luftangriff. Israel macht Ata für Raketenangriffe auf Israel in den vergangenen Monaten verantwortlich und erklärte, der 41-Jährige habe weitere Anschläge "gegen israelische Zivilisten und Soldaten" geplant. Der Islamische Jihad und die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas-Miliz kündigten daraufhin Vergeltung an. Nach Angaben der israelischen Armee wurden in der Folge mehr als 350 Raketen auf Israel abgefeuert.

Die israelische Armee reagierte mit Vergeltungsangriffen. Die Luftwaffe beschoss nach eigenen Angaben Stellungen des Islamischen Jihad sowie Kämpfer sowie Raketen-Abschussanlagen. Seit die Hamas 2007 die Kontrolle im Gazastreifen übernahm, gab es bereits drei kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der radikalislamischen Miliz und Israel.

Die jüngste Gewalt vollzieht sich vor dem Hintergrund einer verfahrenen politischen Situation in Israel. Weil es Amtsinhaber Benjamin Netanyahu nach der Parlamentswahl im September nicht gelang, eine stabile Regierung zu bilden, beauftragte Präsident Reuven Rivlin Ende Oktober seinen Rivalen Benny Gantz mit der Regierungsbildung.

Der Islamische Jihad wurde Ende der 1970-er Jahre durch palästinensische Studenten in Ägypten gegründet. Die Organisation wird von Israels Erzfeind Iran finanziert und hat sich die Zerstörung Israels auf die Fahnen geschrieben. Ebenso wie die Hamas hat sie schon mehrfach blutige Terroranschläge in Israel verübt. Der Islamische Jihad verfügt laut der Nahost-Expertin Dikla Cohen von der Hebräischen Universität in Jerusalem über rund 10.000 Kämpfer im Gazastreifen. Damit ist sie die zweitstärkste Extremistenorganisation nach der Hamas in dem Küstengebiet.

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