Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"
Wir alle sind Deutschland", war einer der vielen Sätze, mit denen Bundespräsident Joachim Gauck die gut 3000 Zuhörer auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor beeindruckte. In seiner Rede wiederholte er als seine wichtigste Antwort auf religiöse Fanatiker bewusst das, was er früher zu deutschen Rechtsradikalen gesagt hatte: "Wir schenken Euch nicht unsere Angst. Eurer Hass ist unser Ansporn." Das Staatsoberhaupt dankte allen Muslimen, die sich vom Terror im Namen des Islam distanzierten. "Das ist ein patriotisches ,Ja’ zu dem Land, in dem wir gemeinsam leben – zu unserem Land".
Gauck sprach als letzter in einer langen Reihe von Rednern, die auf einem großen Podest vor dem Brandenburger Tor standen. Die Zuhörer hatten Plakate und Fahnen, darunter auch die israelische, aber keine deutschen mitgebracht, auf den Live-Bildern der ARD waren unter ihnen wenig türkisch- oder arabisch-stämmige auszumachen, der größte Teil waren Deutsche.
Toleranz
Bilder aus Berlin: Mahnwache gegen Terror
Sie war damit auch eine unausgesprochene aber immer mitgedachte Distanzierung von "Pegida". Der zwölfte Marsch der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" hatte Montag Abend 25.000 Teilnehmer angezogen, so viele wie nie zuvor. Die von den Organisatoren angekündigte Trauer um die Opfer von Paris fand aber nur wenig Ausdruck, Trauerflore blieben rar. Die Reden waren allerdings weniger scharf als früher. Erstmals artikulierten die Veranstalter ein Forderungsprogramm an die Politik, in dem eine strenger kontrollierte Einwanderung, die Verpflichtung zur Integration und mehr Polizei dominierten. Teile der Presse sehen darin einen Strategiewechsel, da Pegida bisher jeden Dialog mit Politik und Presse verweigerte.
Die erste Nachahmer-Demo in Leipzig brachte es auf 5000 Teilnehmer. Alle anderen Nachahmer blieben bei höchstens einigen Hundert Teilnehmern, darunter auch die am Brandenburger Tor.
Viele Gegendemos
Ihnen stand die bisher größte Zahl von Gegendemonstrationen gegenüber, darunter in Leipzig und München je über 20.000 und in Dresden 4000. Insgesamt gingen in Deutschland am Montag gut 100.000 Menschen auf die Straße, um gegen "Pegida" und deren Ziele zu protestieren und zugleich der Opfer von Paris zu gedenken.
Kommentare