Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

Fast ein Staatsakt: Joachim Gauck, Aiman Mazyek (Vorsitzender des Zentralkommittees der Muslime) Angela Merkel, Sigmar Gabriel (alle sitzend) lauschen Gedenkansprachen.
Berliner Spitzen-Politik demonstriert mit dem muslimischen Zentralrat gegen islamistischen Terror und für Vertrauen in deutsche Muslime. Islamkritische "Pegida" in Sachsen öffnet sich erstmals Dialog mit Politik.

Wir alle sind Deutschland", war einer der vielen Sätze, mit denen Bundespräsident Joachim Gauck die gut 3000 Zuhörer auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor beeindruckte. In seiner Rede wiederholte er als seine wichtigste Antwort auf religiöse Fanatiker bewusst das, was er früher zu deutschen Rechtsradikalen gesagt hatte: "Wir schenken Euch nicht unsere Angst. Eurer Hass ist unser Ansporn." Das Staatsoberhaupt dankte allen Muslimen, die sich vom Terror im Namen des Islam distanzierten. "Das ist ein patriotisches ,Ja’ zu dem Land, in dem wir gemeinsam leben – zu unserem Land".

Gauck sprach als letzter in einer langen Reihe von Rednern, die auf einem großen Podest vor dem Brandenburger Tor standen. Die Zuhörer hatten Plakate und Fahnen, darunter auch die israelische, aber keine deutschen mitgebracht, auf den Live-Bildern der ARD waren unter ihnen wenig türkisch- oder arabisch-stämmige auszumachen, der größte Teil waren Deutsche.

Toleranz

Begonnen hatte der als Mahnwache an der französischen Botschaft am Pariser Platz vom Zentralrat der Muslime der Türkischen Gemeinde Berlins organisierte Akt der Trauer und Solidarität für die Opfer derAnschläge in Parismit einer von einem Imam auf arabisch gesungenen Koran-Sure, die sinnloses Töten verbietet. In den Ansprachen danach distanzierten sich der Chef des Zentralrats der Muslime mit beeindruckenden Worten ebenfalls von jeder Gewalt. Nach Reden des Berliner Bürgermeisters Michael Müller, eines katholischen und eines evangelischen Bischofs erinnerte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden konkreter als alle anderen daran, dass auch in Deutschland, so wie in Frankreich, Juden zunehmend bedroht werden, vor allem durch junge Muslime. Deren Gemeinschaft müsse dagegen etwas unternehmen, der Staat wachsamer sein. Die 45-minütige Veranstaltung war auch eines der stärksten Zeichen bisher für ein friedliches Zusammenleben und den Schutz der vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime vor pauschaler Verurteilung.

Bilder aus Berlin: Mahnwache gegen Terror

Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

GERMANY FRANCE PARIS TERROR ATTACKS
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

GERMANY FRANCE PARIS TERROR ATTACKS
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

GERMANY FRANCE PARIS TERROR ATTACKS
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

GERMANY FRANCE PARIS TERROR ATTACKS
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

GERMANY FRANCE PARIS TERROR ATTACKS
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

A police car with a sign reading 'I am Charlie' st
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

German Chancellor Merkel and German President Gauc
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

The Brandenburg Gate is seen through EU flag durin
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

GERMANY FRANCE PARIS TERROR ATTACKS
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

GERMANY FRANCE PARIS TERROR ATTACKS
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

Protest gegen Demo der Anti-Islam-Bewegung ?Bagida
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

A woman holds up a sign reading 'Coexist' in front
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

epaselect GERMANY ANTI ISLAM DEMONSTRATION
Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"

People gather in front of the Brandenburg Gate pri

Sie war damit auch eine unausgesprochene aber immer mitgedachte Distanzierung von "Pegida". Der zwölfte Marsch der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" hatte Montag Abend 25.000 Teilnehmer angezogen, so viele wie nie zuvor. Die von den Organisatoren angekündigte Trauer um die Opfer von Paris fand aber nur wenig Ausdruck, Trauerflore blieben rar. Die Reden waren allerdings weniger scharf als früher. Erstmals artikulierten die Veranstalter ein Forderungsprogramm an die Politik, in dem eine strenger kontrollierte Einwanderung, die Verpflichtung zur Integration und mehr Polizei dominierten. Teile der Presse sehen darin einen Strategiewechsel, da Pegida bisher jeden Dialog mit Politik und Presse verweigerte.

Die erste Nachahmer-Demo in Leipzig brachte es auf 5000 Teilnehmer. Alle anderen Nachahmer blieben bei höchstens einigen Hundert Teilnehmern, darunter auch die am Brandenburger Tor.

Viele Gegendemos

Ihnen stand die bisher größte Zahl von Gegendemonstrationen gegenüber, darunter in Leipzig und München je über 20.000 und in Dresden 4000. Insgesamt gingen in Deutschland am Montag gut 100.000 Menschen auf die Straße, um gegen "Pegida" und deren Ziele zu protestieren und zugleich der Opfer von Paris zu gedenken.

Pegida-IS-Vergleich

Gauck zu Terror: "Euer Hass ist unser Ansporn"
Ahmet Davutoglu: Keine Verhandlungen mit Assad.
Unterdessen hat der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in einemFAZ-Interviewdie Pegida-Bewegung mit der Terrormiliz des Islamischen Staates verglichen – beide hätten „eine mittelalterliche Mentalität“. So wie Terrorgruppen in Mossul Kirchen zerstört hätten und behaupteten, Mossul sei eine islamische Stadt, obwohl dort seit jeher auch Christen lebten, so behaupte Pegida von Deutschland, dass es nur den Christen gehöre.

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