Deutschland setzt Zeichen gegen Pegida

In Berlin gingen Tausende gegen Pegida auf die Straße.
Die Islamkritiker erhielten in Dresden mehr Zulauf denn je. Doch auch der Widerstand wird immer größer.

Nach den Anschlägen von Paris hat die islam- und asylkritische Pegida-Bewegung am Montag nach Polizeiangaben deutlich mehr Teilnehmer angezogen als bisher. Demnach nahmen am Abend 25.000 Bürger in Dresden an dem Protestzug in der Innenstadt teil, teilte die Polizei mit. Die Organisatoren sprachen gar von 40.000 Teilnehmern.

Die Pegida-Initiatoren hatten ihre Anhänger aufgerufen, im Gedenken an die Opfer von Paris Trauerflor zu tragen. Dies war in der Politik auf scharfe Kritik gestoßen. Justizminister Heiko Maas monierte, die Opfer von Paris würden von den Initiatoren missbraucht. Zudem handele es sich um „pure Heuchelei“, da Journalisten vergangene Woche von den „Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes“ noch als Lügenpresse beschimpft worden seien.

Die Mobilisation auf der Gegenseite war dann auch beachtlich: In vielen deutschen Städten demonstrierten Zehntausende Menschen für ein friedliches Zusammenleben der Religionen. Die größten Anti-Pegida-Kundgebungen gab es in Leipzig, München und Hannover. Bundesweit nahmen nach Schätzungen insgesamt etwa 100.000 Menschen an den Kundgebungen teil.

Deutschland setzt Zeichen gegen Pegida
Protesters take part in an anti-racism demonstration against the anti-immigration movement Patriotic Europeans Against the Islamisation of the West (PEGIDA) in Duesseldorf, January 12, 2015. REUTERS/Ina Fassbender (GERMANY - Tags: POLITICS TPX IMAGES OF THE DAY CIVIL UNREST)
In Leipzig stellten sich am Montagabend rund 30.000 Menschen dem Aufmarsch des Pegida-Ablegers Legida entgegen. Dabei kam es vereinzelt zu Rangeleien. In München nahmen rund 20.000 Menschen an einer Demonstration unter dem Motto „München ist bunt“ teil. Bei einer großen Gegendemonstration in Hannover zählten die Veranstalter 17.000 Teilnehmer.

In Saarbrücken versammelten sich 9000 Menschen zur Protestdemonstration unter dem Motto „Bunt statt braun“. Das gesamte saarländische Kabinett beteiligte sich an der Demonstration. Etwa 5000 Menschen demonstrierten in Düsseldorf gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Während der Kundgebung der islamkritischen Dügida gingen an zahlreichen öffentlichen Gebäuden die Lichter aus.

"Der Islam gehört zu Deutschland - dieser Meinung bin ich auch." Angela Merkel

Deutschland setzt Zeichen gegen Pegida
epa04557428 Demonstrators against the 'MVgida' (Mecklenburg-Western Pomerania against the Islamization of the West) anti-Islam movement hold up a sign that reads 'Doener for everyone' in Schwerin, Germany, 12 January 2015. The first acts of the Pegida (Patriotic Europeans against the Islamization of the West) offshoots in Schwerin and Stralsund were accompanied by numerous counter-actions. Islam is part of German life, Chancellor Angela Merkel said 12 January 2015, even as a group of anti-Islam and anti-refugee protesters geared up for controversial marches that have become a weekly fixture in the eastern city of Dresden. EPA/JENS BUETTNER
Die Spitzen von Deutschlands Staat und Gesellschaft wollen am Dienstag (18.00 Uhr) gemeinsam in Berlin mit den Muslimen in Deutschland gegen islamistischen Terror und für ein friedliches Zusammenleben der Religionen demonstrieren. Unter dem Motto „Zusammenstehen - Gesicht zeigen“ haben der Zentralrat der Muslime und die Türkische Gemeinde eine Kundgebung vor dem Brandenburger Tor organisiert. Unter anderem ist eine Rede von Bundespräsident Joachim Gauck geplant.

Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte nach den Terroranschlägen in Paris mit 17 Toten vor einer pauschalen Verurteilung der rund vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hatte gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland. „Dieser Meinung bin ich auch“, sagte Merkel am Montag in Berlin nach einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu.

Wie französische und französischsprachige Karikaturisten ein Zeichen gegen die Instrumentalisierung durch Pegida setzen, lesen Sie hier.

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