Das besonders vom russischen Gas abhängige Deutschland soll nach Angaben des Wirtschaftsministeriums mehr als die vereinbarten 15 Prozent schaffen. "Wir sehen hier für Deutschland eine große Einsparnotwendigkeit", hieß es. Um Gas zu sparen, produziert seit Ende Juli ein Steinkohlekraftwerk wieder Strom - weitere sollen folgen. Zudem sind Einsparungen in öffentlichen Gebäuden geplant, in denen sporadisch genutzte Bereiche wie etwa Flure oder Foyers nicht mehr geheizt werden sollen.
Für Erdgasheizungen in Wohngebäuden soll eine verpflichtende Überprüfung kommen, um die Temperatur nachts zu senken. Für Unternehmen soll es die Möglichkeit geben, ungenutzte Gasmengen in Auktionen zu verkaufen. Dennoch wird über die richtige Vorbereitung weiterhin diskutiert. Mehrere Bundesländer pochen auf stärkere Mitsprache bei der Erstellung von Notfallplänen, während Wirtschaftsminister Habeck ab September weitere "kurzfristige Maßnahmen", wie etwa kühlere Wohnungen durchsetzen will. "Wir brauchen einen langen Atem, um die Versorgung für den Winter zu sichern", so der Vizekanzler.
Und die anderen Länder?
Auch Spanien will seinen Gaskonsum senken - allerdings nur um sieben Prozent, weil das Land den Großteil des Gases aus Algerien bezieht. So dürfen etwa alle öffentlichen Einrichtungen künftig nur noch auf 27 Grad kühlen und auf höchstens 19 Grad heizen. Die Beleuchtung nicht genutzter Büros muss nach 22 Uhr abgeschaltet werden. Allerdings ist auch hier das letzte Wort noch nicht gesprochen: Die konservative Regierungschefin der Region Madrid, Diaz Ayuso, will beim Verfassungsbericht den Sparplan klagen, weil er ihrer Meinung nach die individuelle Freiheit einschränkt.
In Italien wird die neue Regierung noch entsprechende Energiemaßnahmen ausarbeiten müssen. Vor dem Rücktritt von Premierminister Draghi wurden aber bereits einige Regelungen beschlossen. So darf in den öffentlichen Büros nur noch bis 25 Grad gekühlt werden, zudem wird die Temperatur beim Heizen von 20 auf 19 Grad gesenkt. Außerdem wird erwogen, die Heizperiode um zwei Wochen zu verkürzen.
Auch Finnland setzt Maßnahmen im Rahmen einer neuen Energiesparkampagne um. Diese sieht vor, dass die Finnen seltener in die Sauna gehen und nebenbei auch ihre Heizungen herunterdrehen und Unterhaltungselektoronik seltener nutzen.
In Großbritannien geht wegen steigender Energierechnungen die Sorge vor Sparmaßnahmen um. Zuletzt hob die Energieaufsicht Ofgem den Preisdeckel für Strom und Gas für Privathaushalte auf 4.129 Euro an. Deshalb muss die Regierung dringend handeln, doch sie hält sich bedeckt und wartet auf den am Dienstag übernehmenden neuen Premierminister. Allerdings plant man einen 465 Euro-Rabatt auf Energierechnungen. Zusätzlich will man öffentliche Einrichtungen als Wärmestuben für Bedürftige einsetzen.
von Christina Zwander
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