Israelische Fußballfans in Amsterdam attackiert: Drei Vermisste, mögliche Geiselnahme

Israelische Fußballfans in Amsterdam attackiert: Drei Vermisste, mögliche Geiselnahme
Beim Spiel Ajax Amsterdam in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv kam es zu Ausschreitungen. Propalästinensische Demonstranten sollen Jagd auf israelische Fans gemacht haben.

Nach den gewaltsamen Szenen nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv werden offiziellen israelischen Angaben zufolge drei Israelis vermisst. Zudem seien zehn Menschen im Zuge der Ausschreitungen in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam verletzt worden, teilte das israelische Außenministerium mit. Laut niederländischer Polizei wurden fünf verletzte Personen ins Krankenhaus gebracht.

Die Polizei teilte weiters mit, dass sie auch Berichten über eine mögliche Geiselnahme und über vermisste Personen nach den Angriffen auf die Fans der israelischen Mannschaft nachgehe, konnte dies aber nicht bestätigen. "An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkskörpern beworfen", erklärte die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitisches Verhalten". Stadt und Justiz untersuchen die Vorfälle. Die Behörden rufen alle Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.

Fans sollen keine jüdischen Symbole tragen

Israels Regierung hat angekündigt, die Anhänger von Maccabi Tel Aviv ausfliegen zu lassen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe die sofortige Entsendung von zwei Flugzeugen nach Amsterdam angeordnet, teilte Netanjahus Büro am Vormittag mit. Grund sei ein "sehr gewalttätiger Vorfall", der israelische Bürger zum Ziel gehabt habe. 

Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14 Uhr Ortszeit starte ein erster Rettungsflug aus Amsterdam, zudem seien zwei weitere reguläre Flüge nach Tel Aviv geplant. 

Israelis könnten laut Außenministerium mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen reisen. Örtliche Sicherheitskräfte seien im Einsatz. Zunächst hatte die Behörde den Menschen geraten, ihre Hotels nicht zu verlassen. Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen.

Israelische Fans festgenommen

Rund um das Match ist es mehrfach zu gewaltsamen Ausschreitungen und Zusammenstößen gekommen. Etwa 200 propalästinensische Demonstranten hatten vor dem Spiel nahe dem Stadion im Südosten der Stadt versucht, zu der Spielstätte zu gelangen und eine Blockade der Polizei zu durchbrechen. Die mobilen Einsatzkräfte der Polizei hätten die Demonstranten jedoch von der Johan-Cruijff-Arena ferngehalten.

Am Nachmittag kam es auch zu Zusammenstößen zwischen israelischen Fußballfans und der Polizei. Hunderte Maccabi-Fans hatten sich auf dem zentralen Platz Dam aufgehalten und illegal Feuerwerkskörper gezündet. Etwa zehn Personen wurden dabei nach Angaben der Polizei wegen Störung der öffentlichen Ordnung und verbotenen Besitz von Feuerwerk festgenommen. 

Politiker sprechen von Jagd auf Juden

Nach Medienberichten war es auf dem Dam  zu Rangeleien zwischen Maccabi-Fans und propalästinensischen Demonstranten gekommen - wobei seitens der Polizei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging. 

In der Nacht wurden dann weitere, mehrere Zusammenstöße im Stadtzentrum gemeldet. Das Stadion sollen die Fans aus Israel noch ohne Zwischenfälle verlassen haben, auf ihrem Rückweg ins Stadtzentrum sollen propalästinensische Jugendliche dann Maccabi-Fans mit Stühlen beworfen haben, berichten Reporter des Amsterdamer TV-Senders AT5. Die mobilen Einsatzkräfte der Polizei hätten die Israelis abgeschirmt und in ihre Hotels begleitet.

Mehrere israelische Politiker sprachen von bestürzenden Gewaltszenen, bei denen propalästinensische Täter regelrecht Jagd auf Juden gemacht hätten - und bezogen sich dabei auf Videos in sozialen Medien. Die Aufnahmen ließen sich allerdings zunächst nicht verifizieren, und die niederländische Polizei blieb in ihrer Darstellung deutlich zurückhaltender.

"Fans, die ein Fußballspiel besuchten, wurden mit unvorstellbarer Grausamkeit angegriffen, nur weil sie Juden und Israelis sind", postete der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir auf der Online-Plattform X. 

Insgesamt wurden Donnerstagabend 57 Menschen vorläufig festgenommen.

Herzog: "Warnsignal für jedes Land"

"Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam", schrieb Israels Präsident Yitzhak Herzog auf der Plattform X. 

"Dies ist ein schwerwiegender Vorfall, ein Warnsignal für jedes Land, das die Werte der Freiheit hochhalten möchte", schrieb Herzog weiter.

Der israelische Außenminister Gideon Saar bat die niederländische Regierung in einem Telefonat mit seinem Amtskollegen Caspar Veldkampum um Hilfe, damit die israelischen Bürger sicher zum Flughafen gelangen könnten. Auf X schrieb Saar: "Nach den schwerwiegenden Vorfällen stehen wir mit den Behörden in den Niederlanden in Kontakt. Jeder Israeli oder Jude, der sich derzeit in Not befindet oder Informationen zu den Gewalttaten hat, wendet sich bitte an das Lagezentrum."

Auch niederländische Politiker waren entsetzt. Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese "unakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis". Er habe inzwischen mit Netanyahu telefoniert. Er sagte dem Land alle Unterstützung zu. 

Der radikal-rechte niederländische Populist Geert Wilders sprach auf X von einer Jagd auf Juden. "Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. (...) Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden."

UNO-Botschafter: "Pogrom in Europa"

"Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt", kommentierte der israelische UNO-Botschafter Danny Danon auf X. 

Wegen der befürchteten politischen Spannungen rund um das Spiel galten in Teilen der niederländischen Hauptstadt besondere Sicherheitsvorkehrungen. 

Zunächst war eine Demonstration gegen die Angriffe Israels auf den Gazastreifen direkt bei dem Stadion geplant gewesen. Das hatte die Bürgermeisterin jedoch verboten und stattdessen einen Platz in der Nähe des Stadions als Ort für die Kundgebung bestimmt.

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