15 Frauenbilder: Wie sich das Bild der Frauen gewandelt hat

15 Frauenbilder: Wie sich das Bild der Frauen gewandelt hat
Die Geschichte der Frauen und ihrer Rechte ist eine des ewigen Kampfes: Von den Suffragetten über die 68er-Revolutionärinnen bis zu dem #MeToo-Vorkämpferinnen. Eine Rückschau in Fotos.
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"Heraus mit dem Frauenwahlrecht", skandierten Frauen im Jahre 1911 auf der Wiener Ringstraße. Es war die erste große Demonstration, bei denen Frauen dasselbe Recht wie Männer einforderten: Für sie war 1907 das allgemeine und gleiche Männerwahlrecht eingeführt worden. Triebfedern hinter der Frauenbewegung waren vor allen Sozialdemokratinnen, sie trafen sich ab 1911 zum jährlichen Frauentag. Bei der abgebildeten Demo fanden sich laut Arbeiter-Zeitung etwa 20.000 Frauen ein - aber auch einige Männer.

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In London demonstrierten währenddessen die Suffragetten, deren Name sich vom englischen Wort "suffrage", also Wahlrecht, ableitete. In Großbritannien durfte damals nämlich nur eine Frau wählen - und zwar Queen Victoria.

Das wollten die Britinnen ändern, gegen teils harte Widerstände: Die Frauen der Bewegung wurden verfolgt, verhaftet und hart bestraft, riskierten ihre gesellschaftliche Stellung und ihre Arbeit. Bis sie ihr Ziel erreichten, dauerte es deutlich länger als in Österreich: Erst 1928 durften sie erstmals zur Urne schreiten.

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Das Leben der Frauen zu jener Zeit war ein nicht enden wollender Kreislauf aus Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Familien mit zehn Kindern wie hier auf dem Bild waren keine Seltenheit. Im Durchschnitt hatten die Österreicherinnen vor 1914 vier Kinder - die Zahl der Geburten war aber höher, da die Kindersterblichkeit im Vergleich zu heute enorm hoch war.

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Zwei der wohl wichtigsten Vorkämpferinnen, die das Leben der Frauen verändern wollten, waren die Deutschen Clara Zetkin (l.) und Rosa Luxemburg, hier gemeinsam auf dem Weg zu einem SPD-Kongress. Die beiden Sozialistinnen kämpften für die Rechte der Arbeiterinnen, die mit Beginn der Industrialisierung immer mehr wurden - und von ihren männlichen Kollegen, Vorarbeitern oder Chefs oft von oben herab behandelt, belästigt und oder sogar attackiert wurden.

Da die Frauenbewegung mehrheitlich aus Frauen der bürgerlichen Oberschicht bestand, wollten sie dem etwas entgegensetzen: 1910 fand die erste Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Kopenhagen statt, bei der auch der Frauentag aus der Taufe gehoben wurde. Beide engagierten sich nach 1914 als Friedensaktivistinnen. Luxemburg wurde im Januar 1919 in Berlin verhaftet und durch rechte Soldaten erschossen. Clara Zetkin floh vor den Nationalsozialisten nach Russland und verstarb dort im Alter von 75 Jahren. Sie wurde auf dem Roten Platz in Moskau beigesetzt.

 

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In Österreich schafften es 1919 bei der ersten Wahl, bei er Frauen aktiv und passiv wählen durften, acht Frauen in den neuen Nationalrat: Die Christlichsoziale Hildegard Burjan sowie die Sozialdemokratinnen Anna Boschek, Emmy Freundlich, Adelheid Popp, Gabriele Proft, Therese Schlesinger, Amalie Seidel und Maria Tusch. 

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Mit dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das Leben der Frauen weltweit. Ihre Arbeitskraft wurde nicht nur benötigt, in manchen Ländern - wie etwa in Japan oder der UdSSR - wurden sie sogar zum Arbeitseinsatz gezwungen. Sie ersetzten Männer, die wegen des Kriegseinsatzes fehlten, vor allem Unverheiratete und Kinderlose wurden zur Arbeit gerufen. In den USA wurde mit Werbung versucht, Frauen zur freiwilligen Arbeit in der Waffenindustrie zu bewegen - der Slogan "We can do it" stammt aus dieser Zeit.

Auch in Nazi-Deutschland war der Arbeitseinsatz verpflichtend, jedoch schreckte Hitler davor zurück, Frauen allzu sehr in sonst männlich dominierte Berufe zu drängen - das hätte dem Frauen- und Mutterbild der Nazis zu sehr widersprochen.

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Das Frauenbild der Nachkriegszeit war simpel: Vater, Mutter Kind - und Herd. Obwohl sich das Bild der Frau wie auch die Mode in den Kriegsjahren verändert hatten, "Trümmerfrauen" in den zerbombten Städten Österreichs und Deutschlands Schutt und Trümmer wegräumten und oft die Rolle der kriegsversehrten oder traumatisierten Männer als De-facto-Familienoberhaupt eingenommen hatten, wurden die Frauen am liebsten als Heimchen am Herd inszeniert - strenge Sexualmoral inklusive. Befördert wurde das Bild der "guten Frau" auch dadurch, dass es durch die vielen Gefallenen und Verschollenen einen Männermangel gab. 1946 kamen in Berlin auf 100 Männer 170 Frauen.

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Diese Rigidität, Verklemmtheit und Männerzentriertheit hatte eine massive Gegenbewegung zur Folge: In den USA, hier in Chicago, entledigten sich die Frauen auf der Straße ihrer BHS. Bei der Wahl zur Miss America 1968, bis dahin das Hochamt des verkitschten Frauenbildes, krönten Protestierende stellvertretend ein Schaf zur Schönheitskönigin, schmissen BHs, Stöckelschuhe und Lippenstifte in den Mülleimer. Dass sie die Büstenhalter dabei auch angezündet hätten, ist wohl ein Mythos - Historikerinnen zufolge ist es sogar eine Erfindung der damals noch männlich dominierten Presse, die die Frauen damit zu desavouieren versuchten. 

 

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In Europa richteten sich derweil alle Augen auf Simone de Beauvoir (hier 1970 mit ihrem Partner Jean-Paul Sartre): Sie hatte mit ihrem Buch "Das andere Geschlecht" eine Revolution unter den Frauen eingeleitet. Ihre damals provokante These: Es gebe ein biologisches und ein soziales Geschlecht, und eine irgendwie geartete „Essenz“ der Frau sei schlicht inexistent - Frauen würden von Männern zum „Anderen Geschlecht“ gemacht, ihre Unterdrückung sei demnach gesellschaftlich bedingt. Ihr Schlüsselsatz: "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es."

Ihr Werk gilt als Grundlage der sogenannten Zweiten Welle des Feminismus, der an die Bewegung der Frauenrechtlerinnen um die Jahrhundertwende anschließt.

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De Beauvoir inspirierte auch Frauen wie Alice Schwarzer, die in den 1970ern in Paris lebte. Sie traf die Französin mehrmals, gründete - zurück in Deutschland - mit Emma die erste breitflächig gelesene Frauenzeitschrift des Landes und krempelte das Frauenbild der Deutschen durch ihre markige Art nachhaltig um.

In Österreich veränderte in den 1970ern die Regierung Kreisky das Leben der Frauen massiv: Mit Johanna Dohnal wurde die erste Frauenministerin des Landes berufen - sie gilt über Parteigrenzen hinweg als Legende. 

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Kreiskys Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg hatte Dohnal den Weg geebnet: Sie war die erste sozialdemokratische Ministerin Österreichs und trat vor allem in den Unis - damals fest in Männerhand - für mehr Frauenrechte ein und verbesserte so Bildungschancen von Mädchen enorm.

1975 brachte die Regierung zudem mehrere Gesetze auf den Weg, die das Leben der Österreicherinnen bis heute prägen sollten. Der Schwangerschaftsabbruch bis zum dritten Monat - Stichwort Fristenlösung - wurde entkriminalisiert; bis dahin waren viele Frauen beim Versuch, ungewollte Schwangerschaften zu beenden, gestorben. Zudem wurden mit der Familienrechtsreform Frauen und Männer endlich rechtlich gleichgestellt: Frauen durften nun ohne Zustimmung des Mannes arbeiten, über den Wohnsitz mitentscheiden und auch den Familiennamen wählen. Zwei Jahre später folgten die Erhöhung des Karenzgeldes, die Einführung des Mutter-Kind Passes, die Verlängerung des Mutterschutzes sowie eine einwöchige Pflegefreistellung.

 

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In Deutschland verändern indessen zwei Verbrecherinnen die Wahrnehmung von Frauen - die linksextremen RAF-Terroristinnen Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, hier auf einem Fahndungsplakat. Erstmals waren Gewalt und Terror nicht mehr nur männlich verortet, was durchaus verstörend wirkte.

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In den 1990ern stieß US-Philosophin Judith Butler mit ihrem Buch "Das Unbehagen der Geschlechter" eine Debatte an, die die Welt bis heute beschäftigt: Sie begründete die Queer-Theorie, hob die Einteilung in die Geschlechtskategorien von „männlich“ und „weiblich“ auf, indem sie diese nicht mehr als naturgegebene Absolutheit sah -  sondern als soziokulturelles Konstrukt. 

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2017 brachten die beiden New York Times-Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor mit ihren Recherchen eine Lawine ins Rollen: Sie deckten auf, wie der mächtige und bestens in der Politik vernetzte US-Filmproduzent Harvey Weinstein über Jahrzehnte Schauspielerinnen und Mitarbeiterinnen belästigt, genötigt und sogar vergewaltigt hat. Sein Tun über Jahre gilt als Abbild einer Industrie, die lange wegschaute - Enthüllungen folgten auf Enthüllungen, auch andere bekannte männliche Schauspieler und Regisseure wurden beschuldigt.

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Der Skandal hatte weltweite Folgen. Überall solidarisierten sich Frauen unter dem Hashtag #MeToo, egal ob im Netz oder auf der Straße. Das blieb nicht unerhört: In vielen Unternehmen gilt Belästigung seither nicht mehr als Kavaliersdelikt, und auch etliche Anti-Grapscher-Gesetze wurden seither weltweit erlassen.

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