Es handelte sich um Macrons einzige große Kundgebung vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl am nächsten Samstag. In den Umfragen führt der 44-Jährige weiterhin mit 28,5 Prozent, das wären 4,5 Punkte mehr als 2017. Aufgrund des Krieges in der Ukraine konnte sich der Staatschef kaum dem Wahlkampf widmen. Außerdem erscheint er ja als klarer Favorit.
Doch in den vergangenen Tagen kamen Zweifel auf. Denn auch Macrons größte Konkurrentin, die Rechtspopulistin Marine Le Pen, hat zuletzt auf 22 Prozent zugelegt. Dahinter folgt der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon mit 15 Prozent. In der Stichwahl gegen Macron werden bis zu 47,5 Prozent für Le Pen vorausgesagt – gegenüber 34 Prozent vor fünf Jahren.
„Natürlich kann Marine Le Pen gewinnen“, sagte Macrons ehemaliger Premierminister Édouard Philippe, der den Präsidenten unterstützt. Ihr nutze die Kandidatur des ultrarechten Éric Zemmour, der inzwischen auf 9,5 Prozent abfiel, denn dessen Radikalität mildere ihr Image ab.
Anders als Zemmour sprach sie sich sofort für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge aus. Während er Islam und Islamismus gleichsetzt, sagt sie, sie habe kein generelles Problem mit Muslimen. Vor allem aber setzt sie auf das Thema Kaufkraft, für viele die Hauptsorge Nummer eins. Im Kern ähneln sich ihre Programme sehr. Beide fordern einen Einwanderungsstopp und suchen die Konfrontation mit der EU: So solle nationales vor europäischem Recht gelten, Ungarn dient hier als Vorbild.
Le Pen trage einen „Tarnumhang der Banalität“, aber sie bleibe eine Rechtsextreme, sagte der Macron-Vertraute Christophe Castaner, in der Nationalversammlung. Man müsse sie als Gegnerin ernst nehmen.
Geringe Wahlbeteiligung
Solche Aussagen werden auch als Versuche gewertet, Macron-Wähler zu mobilisieren. Denn laut Umfragen könnten bis zu 30 Prozent der Wahl fernbleiben – das wäre Negativrekord. Macron selbst hat gegenüber Vertrauten zugegeben, es sei gefährlich, mit verhältnismäßig wenigen Stimmen gewählt zu werden. Manche befürchten sogar, dass seine Wiederwahl so sicher nicht ist.
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