Frankreich geht der Senf aus

Frankreich geht der Senf aus
Leere Regale. Wegen einer Hitzewelle in Kanada und dem Krieg in der Ukraine mangelt es bei den Franzosen an einer ihrer Lieblingsspeisen. Bei den Bauern beginnt ein Umdenken.

Aus Paris, Simone Weiler

Antoine nimmt zwar keine Drogen, einen Dealer hat er trotzdem. So nennt er seinen Verkäufer in einem kleinen Supermarkt im Pariser Montmartre-Viertel, der unter der Theke Senfgläser für ihn bunkert. Der Händler verkauft sie seinen Stammkunden, auch wenn die Senf-Regale leer sind.

Das passiert seit Wochen regelmäßig in ganz Frankreich, wo viele wie Antoine die süßlich-scharfe Paste für die Vinaigrette brauchen, zu Würstchen oder sogar zum Gemüse essen. „Ohne Senf kein Geschmack“, sagt der 40-Jährige. Ein Kilo wird in Frankreich pro Kopf und Jahr verbraucht.

Nun aber informieren etliche französische Supermärkte ihre Kunden mit Schildern, dass ihnen leider der Senf ausgegangen sei. „Ein Glas pro Person“, heißt es mahnend in anderen Geschäften, die die rare Ware rationieren. Innerhalb eines Jahres stieg der Preis um fast 14 Prozent an. Die Franzosen fühlen sich an Pandemie-Zeiten erinnert, als über Wochen hinweg Mehl und Toilettenpapier knapp zu werden schienen, weil viele Menschen Vorräte anlegten.

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