Eine neue Frau in Gelb nach der Königsetappe der Tour de France

Riesenshow auf der Monsteretappe: Annemiek van Vleuten am Markstein
Die niederländische Zeitfahr-Olympiasiegerin Annemiek van Vleuten löst am vorletzten Tag ihre Landsfrau Marianne Vos ab.

Die erste richtige Tour de France der Frauen hatte viel versprochen – und das Spektakel übertrifft sämtliche Erwartungen. Die Zuschauermassen überwältigen die Sportlerinnen Tag für Tag, sie gehen an ihre Leistungsgrenzen und nur zu oft darüber hinaus. Kapitale Stürze mit schweren Verletzungen (Wirbelbrüche, Schädel-Hirn-Trauma, ...) haben das Feld von 144 auf 124 Fahrerinnen reduziert, und die nahmen am Samstag die erste von zwei brutalen Vogesen-Etappen in Angriff.

Bald nach dem Start gab mit der niederländischen Topsprinterin Lorena Wiebes (DSM) die nächste auf – nach einem Sturz am Freitag. Drei Bergwertungen waren auf den 127,1 Kilometern zwischen Sélestat und dem Markstein zu erklettern, rund 3.000 Höhenmeter sorgten dafür, dass die Niederländerin Marianne Vos (Jumbo-Visma) aus dem Gelben Trikot gefahren wurde. Das sicherte sich ihre 39-jährige Landsfrau Annemiek van Vleuten (Movistar) mit einer beeindruckenden 62-Kilometer-Solofahrt zum Etappensieg.

Eine neue Frau in Gelb nach der Königsetappe der Tour de France

Ein Feiertag im Elsass für und mit Annemiek van Vleuten

62 Kilometer auf der Achterbahn

"Es war eine Achterbahnfahrt, nachdem ich krank war. Und dann so zu gewinnen, ist einfach nur schön", sagte Van Vleuten. "Ich habe versucht, mir die Gesamtwertung zu holen. Ich habe mir die Etappe angeschaut und gewusst, dass der Petit Ballon ein schwieriger Berg ist, und dann habe ich attackiert", erklärte die Zeitfahr-Olympiasiegerin von Tokio, die im Straßenrennen Silber hinter der Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer gewann.

Damit revanchierte sie sich für ihr fürchterliches Missgeschick bei den Spielen von Rio de Janeiro 2016, als die Niederländerin in der letzten Abfahrt gestürzt war und die Goldmedaille weggeworfen hatte. Statt eines Fests gab es Knochenabsplitterungen an der Lendenwirbelsäule und eine schwere Gehirnerschütterung. Entsprechend groß war am Samstagnachmittag die Genugtuung: "Vielleicht bin ich auch durch mein Alter im Vorteil, dass ich mehr und länger trainieren kann. Am Ende kommt dann halt die Fitness – und da bin ich halt wirklich gut. Es war trotzdem ein superharter Tag heute."

Am Sonntag folgt das letzte Highlight: 123,3 Kilometer über den Ballon d’Alsace zum extrem steilen Finale auf die Super Planche des Belles Filles, die ja schon bei den Männern gefürchtet ist.

7. Etappe (Sélestat–Le Markstein, 127,1 km): 1. Van Vleuten (NED) Movistar 3:47:02, 2. Vollering (NED) SD Worx +3:26, 3. Ludwig (DEN) FDJ Suez Futuroscope +5:16, 4. Labous (FRA) DSM +5:18, 5. Niewiadoma (POL) Canyon SRAM gl. Zeit, 49. Vos (NED) Jumbo-Visma +24:44, 76. C. Schweinberger (AUT) Plantur-Pura +29:56, 77. K. Schweinberger (AUT) Ceratizit-WNT gl. Zeit.  

Gesamt: 1. Van Vleuten  23:18:31, 2. Vollering +3:14, 3. Niewiadoma +4:33, 4. Labous +5:22, 5. Ludwig +5:59, 21. Vos +23:29, 88. C. Schweinberger +59:13, 96. K. Schweinberger +1:07:15.

Sonntag: Lure–La Super Planche des Belles Filles (123,3 km).

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