Stunden zuvor war es auch im texanischen Austin zu aggressiven Szenen gekommen. Polizisten nahmen an der University of Texas mindestens 34 Demonstranten fest, wie die „Washington Post“ berichtete. Zuvor hatten Hunderte Studenten Vorlesungen und Seminare verlassen, um wie bereits seit Wochen zu zu fordern: Die Universität müsse sich von Geldgebern und Unternehmen trennen, die mit Israel Geschäfte machen. Gefordert wird unter anderem auch, die Auslandsstudienprogramme in Israel zu beenden und keine Waffenunternehmen mehr auf dem Campus zulassen, die Ingenieurstudenten anwerben.
Auch beim Emerson College in Boston im Nordosten des Landes gab es Rangeleien und Berichte von Festnahmen.
Jüdische Studenten berichten von Beschimpfungen und teilweise sogar Übergriffen. "Es ist wirklich beängstigend. Als jüdischer Student in Yale fühle ich mich zum ersten Mal nicht mehr willkommen", sagt Netanel Crispe dem Fernsehsender Fox News:
"Wenn ich mit meinen Kommilitonen über den Campus gehe, werden wir belästigt, auch körperlich angegangen. Wir werden mit Slogans wie 'Befreit Palästina' angeschrien. Wir können nicht mehr in Prüfungen gehen."
Teilen der Protestierenden wird Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Hamas vorgeworfen. Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte mit ihren Massakern und den Geiselnahmen in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres den Gaza-Krieg ausgelöst.
Solidarität mit Menschen in Gaza
Auf die Frage, warum sie im Protestcamp ausharre, sagt eine Studierende bei CNN: "Einfach um Solidarität zu zeigen mit den Studierenden, die schon festgenommen wurden - und natürlich mit den Menschen in Gaza."
Unter den pro-palästinensischen Demonstrierenden sind auch jüdische Studierende. Einer von ihnen betont: "Es wird sehr viel betont, dass jüdische Studierende gegen Antisemitismus geschützt werden müssen. Aber es wird weniger über palästinensische Studierende gesprochen, die anti-islamische Stimmung zu spüren bekommen."
Für Aufsehen sorgte am Donnerstag auch ein Besuch von Mike Johnson, dem republikanischen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses. In der seit Tagen von Pro-Palästina-Protesten umgebenen Columbia University in New York wollte sich Johnson mit jüdischen Studenten treffen und auch mit der unter Druck geratenen Uni-Präsidentin Nemat „Minouche“ Shafik sprechen. Aus Sicherheitsgründen hat die Universität kurzfristig ihren Lehrbetrieb auf Onlineunterricht umgestellt.
US-Präsident Joe Biden versucht indes, sowohl die pro-palästinensischen als auch die jüdischen Studenten zu beruhigen: "Ich verurteile antisemitischen Protest. Ich verurteile aber ebenso diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern passiert." Viele Studenten in den USA empfinden die Reaktion der USA auf den Gaza-Krieg als zu einseitig pro-israelisch.
Wegen der zunehmend aufgeheizten Proteste an den US-Universitäten hat die University of Southern California in Los Angeles eine geplante Großveranstaltung bei der traditionellen Abschlussfeier abgesagt. Mit Verweis auf besondere Sicherheitsvorkehrungen werde ein für Mai geplantes Event auf der Hauptbühne, zu dem 65.000 Menschen erwartet wurden, nicht stattfinden, teilte die Universität mit.
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