Pro-Palästina-Demos: US-Universitäten immer mehr unter Druck

Pro-Palästina-Demos: US-Universitäten immer mehr unter Druck
Jüdische Studierende trauen sich nicht mehr auf die Universitätsgelände, die Columbia-Präsidentin wird zum Rücktritt aufgefordert.

An der New York University rückte am Montag die Polizei aus, um protestierende Studierende zu verhaften. In Yale fesselten Beamte die Pro-Palästina-Demonstranten mit Kabelbindern und eskortierten sie vom Campus ab. Die Columbia University blieb den ganzen Tag über geschlossen, der Onlineunterricht findet vorübergehend nur online statt. 

Nicht nur in New York und New Haven, auch an anderen renommierten Universitäten im ganzen Land herrscht Chaos, das die jeweiligen Leitungen nur schwer in den Griff bekommen.

Pro-Palästina-Demos: US-Universitäten immer mehr unter Druck

Protestcamp an der Columbia University, New York

Mit ihren Sprechchören und Protestcamps fordern die Studierenden ihre Unis dazu auf, finanziell unabhängiger von Israel und seinen Waffenlieferanten zu werden. Von Firmen, die ihrer Ansicht nach vom Krieg im Gazastreifen profitieren, solle man sich distanzieren. Zuletzt ist es im Zuge der Proteste zu heftigen antisemitischen Äußerungen gekommen. 

"Geht zurück nach Polen!"

Am Wochenende wurden etwa Demonstranten nahe der Columbia University gefilmt. In der Aufnahme ist zu sehen und hören, wie einer von ihnen Gegendemonstranten mit israelischen Flaggen zurief: "Geht zurück nach Polen!" und "Geht zurück nach Belarus!" In beiden Ländern wurden Juden im Zuge des Holocausts massenhaft ermordet. 

Jüdische Studierende berichten, sich nicht mehr auf die Campus zu trauen, an der Columbia hat sie ein Rabbi auch ausdrücklich davor gewarnt. 

Pro-Palästina-Demos: US-Universitäten immer mehr unter Druck

Yale University, New Haven, Connecticut

Spender wütend

Schon seit einigen Monaten stellen Spender aufgrund solcher Proteste Förderungen für die Unis in zum Teil Millionenhöhen ein, etwa für Harvard oder Stanford. Das Argument ist meist identisch: Die Relativierung oder gar Verherrlichung des Hamas-Terrors dürfe nicht hingenommen werden. 

Mehrere Großunternehmen und bekannte Anwaltskanzleien erklärten zudem, dass sie Absolventen solcher Universitäten, an denen das Existenzrecht Israels ungestraft zur Disposition gestellt werden dürfe, nicht mehr einstellen wollten. 

Columbia-Präsidentin unter Druck 

Besonders unter Druck steht derzeit Nemat Shafik, Präsidentin der Columbia-Universität. Forderungen nach ihrem Rücktritt werden lauter. Nach einer Anhörung vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses vergangene Woche versprach sie, die Proteste auf dem Campus härter zu bestrafen. Bald darauf räumte die New Yorker Polizei das Protestlager auf dem Universitätsgelände. Zusätzlich zu den mehr als 100 verhafteten Personen wurden zahlreiche Studierende suspendiert. 

Mehr als 50 der 90 hauptamtlichen Dozenten der juristischen Fakultät veröffentlichten am Sonntag einen Brief, in dem sie Shafik dafür verurteilten, dass sie die Polizei auf den Campus geholt und so viele Studierende suspendiert hatte. Der Aufruhr in Manhattan hat die Proteste an anderen Universitäten noch einmal befeuert.

Laut New York Times ist nahezu sicher, dass die Demonstrationen in der einen oder anderen Form an einigen Unis bis zum Ende des akademischen Jahres andauern werden. Die Abschlussfeiern könnten demnach zu aufgeheizten Versammlungen werden.

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