„Wir werden reagieren“, kündigte US-Präsident Joe Biden am Dienstag an: Reagieren auf den Angriff auf US-Truppen in Jordanien, bei dem drei US-Militärs getötet und mindestens 34 verletzt wurden. Die USA würden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, „zu einem Zeitpunkt und auf eine Art unserer Wahl“.
Wie also kann die Antwort ausfallen auf den ersten tödlichen Angriff auf US-Soldaten in der Region seit vier Jahren?
Luftschläge gegen vom Iran unterstützte Milizgruppen führen die USA seit dem 7. Oktober regelmäßig durch, in Syrien und dem Irak insgesamt acht Mal, ebenso oft im Jemen, von wo aus die Houthi-Rebellen operieren. Greifbare Erfolge brachten diese Angriffe bisher nicht.
Aus den Reihen der Republikaner ist deshalb bereits lautstark zu hören, wie die Antwort aus ihrer Sicht auszusehen hat: „Wir müssen jetzt den Iran treffen. Hart treffen“, schrieb Lindsey Graham, Senator in South Carolina, am Sonntag im Kurznachrichtendienst X.
Sein texanischer Kollege John Cornyn formulierte es noch klarer: „Nehmt den Iran ins Visier.“
Und Senator Tom Cotton aus Arkansas meinte sogar, alles andere als ein Angriff auf Ziele im Iran würde „bestätigen, dass Joe Biden ein Feigling ist, der es nicht verdient hat, Oberbefehlshaber zu sein“.
Biden unter Druck
Der innenpolitische Druck auf den Präsidenten wächst also, ein deutliches Zeichen der Vergeltung zu setzen. Eigentlich galt die bisherige Doktrin der Biden-Regierung, nur gelegentlich selbst aktiv zu werden – um zu vermeiden, dass der Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas sich zu einem regionalen Konflikt mit dem Iran und dessen Verbündeten im Libanon, Jemen, Syrien und dem Irak auswächst.
Eine vielfach geäußerte Kritik lautet: Dieses Vorgehen habe den Milizen erst die Luft zum Atmen gegeben, selbst anzugreifen.
Mehrere Optionen
Doch nun, wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl in den USA, dürfte angesichts der Stimmung im Land ohnehin mit ihr gebrochen werden.
Welche Optionen hat Biden also? Ein direkter Angriff auf Ziele im Iran, wie von den Republikanern gefordert, wäre wohl die größtmögliche Eskalation. So einen führten die USA seit 1980 nicht mehr durch. Doch genau deshalb, so meint etwa der britische Militärexperte Shashank Joshi im Economist, würde die Führung in Teheran nicht damit rechnen: „Das letzte, was der Iran will, ist eine offene militärische Auseinandersetzung mit den USA“.
Ein entschiedener Gegenangriff könnte das Regime möglicherweise einschüchtern. Doch das Risiko für einen Flächenbrand in der Region wäre gegeben.
Für deutlich weniger riskant halten Experten gezielte Angriffe auf hochrangige Milizenführer oder sogar iranische Offiziere im Ausland. So einen gab zuletzt Ex-US-Präsident Donald Trump frei, als er im Jänner 2020 den Anführer der iranischen Revolutionsgarden im Ausland, Ghassem Soleimani, in Bagdad von einer Drohne erschießen ließ.
Damals reagierte der Iran mit einem großflächigen, aber weitestgehend wirkungslosen Beschuss von US-Stellungen – und gab danach erst einmal Ruhe. Ein Erfolg, der in diesen Tagen in Washington als Vorbild herangezogen werden dürfte. Auch, wenn er auf Donald Trump zurückgeht.
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