Fahrer "neutralisiert": Lkw raste in Israel in Menschengruppe
Nördlich von Tel Aviv ist am Sonntag ein Lkw in eine Bushaltestelle in der Nähe eines Militärstützpunktes gefahren. Nach Polizeiangaben wurden bei dem Vorfall in Ramat Hasharon mindestens 24 Menschen verletzt. Der Lkw-Fahrer sei "neutralisiert" worden. Ob es sich um einen Anschlag handelte, teilte die Polizei zunächst nicht mit.
Nach ersten polizeilichen Erkenntnissen war der Lkw in einen an der Haltestelle stehen Bus gefahren, der gerade seine Passagiere absetzte. Zivilisten an Ort und Stelle hätten auf den Lkw-Fahrer geschossen und ihn "neutralisiert".
Israel griff Beirut erneut aus der Luft an
Die israelische Luftwaffe hat unterdessen am frühen Sonntagmorgen erneut einen Luftangriff auf den Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut geflogen. Der Angriff wurde kurz nach Mitternacht durchgeführt, wie die amtliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete. Zuvor hatte die israelische Armee die Bewohner zweier Viertel in den südlichen Vororten Beiruts dazu aufgefordert, die Gebiete zu verlassen, da sich dort Einrichtungen der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz befänden. Auf der im Online-Dienst X veröffentlichten Evakuierungsaufforderung war eine Karte veröffentlicht, auf der Ziele in Bourj al-Barajneh und Hadath markiert waren.
Der Iran will die Raketenangriffe nicht vergelten
In der Nacht auf Samstag hatte Israel erstmals direkt den Iran angegriffen. Nach den Raketenangriffen unterstrich der Iran zwar sein "Recht und die Pflicht zur Selbstverteidigung", verzichtete jedoch auf eine Drohung mit unmittelbarer Vergeltung. Der Generalstab der iranischen Streitkräfte erklärte aber, Teheran behalte sich das Recht vor, auf die Angriffe "zum angemessenen Zeitpunkt zu antworten". Zugleich nannte der Generalstab jedoch eine Waffenruhe in den Nahost-Konflikten als Priorität.
Vier Tote auf iranischer Seite
Durch die israelischen Angriffe wurden nach jüngsten Angaben der iranischen Armee vier ihrer Soldaten getötet. Sie seien im Rahmen der Verteidigung gefallen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA unter Berufung auf eine Mitteilung der Armee. Die von dem Raketenbeschuss verursachten Sachschäden beschrieben die iranischen Streitkräfte jedoch als "begrenzt". Es seien lediglich "einige wenige Radarsysteme" beschädigt worden.
Israel hat im Iran Produktionsstätten von Raketen und Luftabwehrsystemen attackiert
Die israelische Armee hatte mitgeteilt, iranische Produktionsstätten von Raketen sowie Luftabwehrsysteme attackiert zu haben. Demnach wurden dabei 80 Geschosse abgefeuert. Die iranische Luftabwehr bestätigte Angriffe im Umkreis von Teheran und in zwei an den Irak grenzenden Provinzen, Khuzestan im Südwesten und Ilam im Westen. Dank der raschen Reaktion der iranischen Luftabwehr sei "eine große Zahl von Raketen abgefangen" und "das Eindringen feindlicher Flugzeuge" in den iranischen Luftraum verhindert worden, hieß es in einer am Samstagabend im iranischen Staatsfernsehen verlesenen Erklärung des Generalstabs der iranischen Armee.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari bezeichnete den Beschuss von Zielen im Iran als Antwort auf "die seit Monaten andauernden Angriffe des iranischen Regimes gegen den Staat Israel". Der Iran hatte am 1. Oktober etwa 200 Raketen auf Israel abgefeuert, von denen die meisten abgefangen wurden. Es war der zweite direkte iranische Raketenangriff auf Israel binnen sechs Monaten. Der vorherige Raketenbeschuss vom 13. April war das erste Mal überhaupt, dass der Iran von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angriff.
Hagari warnte den Iran am Samstag vor weiteren Angriffen: "Unsere Botschaft ist klar: Alle, die den Staat Israel bedrohen, (...) werden einen hohen Preis zahlen."
Vier Tote auf iranischer Seite
Das iranische Außenministerium erklärte, der Iran habe "das Recht und die Pflicht zur Selbstverteidigung". Außenminister Abbas Araqchi erklärte auf der offiziellen Website des geistlichen Oberhaupts des Iran, Ayatollah Ali Khamenei: "Ich denke, wir haben gezeigt, dass unsere Entschlossenheit, uns zu verteidigen, keine Grenzen kennt."
Der Generalstab der iranischen Streitkräfte nannte als Priorität jedoch, "eine dauerhafte Waffenruhe in Gaza und im Libanon herzustellen".
Die Hisbollah beschoss als Reaktion Israel
Die Hisbollah bezeichnete die israelischen Luftangriffe auf den Iran als "gefährliche Eskalation". Die Miliz beschoss ihrerseits am Samstag Israel massiv mit Raketen.
Aus zahlreichen Ländern kamen nach den israelischen Angriffen gegen den Iran Aufrufe zur Deeskalation. US-Präsident Biden sagte, er hoffe, diese Angriffe seien "das Ende". Er merkte zudem an, es sehe danach aus, als habe die israelische Armee "nichts Anderes als militärische Ziele getroffen".
Biden hatte in den vergangenen Wochen darauf gedrungen, dass Israel keine Atom- wie auch Ölanlagen des Iran attackiert. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, bestätigte am Samstag, dass bei den israelischen Angriffen keine Nuklearanlagen getroffen worden seien.
Der Iran ist mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbündet, die seit ihrem Großangriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 mit Israel im Krieg steht. Zu den Partnern Teherans in der Region gehört auch die libanesische Hisbollah-Miliz, die nach dem Hamas-Großangriff mit permanenten Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet hatte.
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