Hinter diesem Erfolg steht die Auseinandersetzung mit einer anderen Epidemie, der „Ansteckenden Blutarmut der Lachse“. Die Krankheit befiel vor zwanzig Jahren die Fischfarmen des Landes, das hauptsächlich vom Lachsexport lebt. Die Fischseuche war existenzbedrohend, da alle Lachse im Umfeld eines befallenen Lachses getötet werden mussten. Um schneller reagieren zu können und nicht Proben nach Dänemark zu schicken, investierte die Regierung in ein Labor, in dem schnell und in großer Anzahl getestet werden kann, um einen kommenden Ausbruch einzudämmen.
Bereits im Jänner, als Corona in Europa noch als chinesisches Problem betrachtet wurde, erkannte Debes Hammershaimb Christiansen, der Genetiker der färöerschen Lebensmittelbehörde, das Potenzial der Labors als Mittel gegen das Coronavirus. Es wurde in Absprache mit dem Landeskrankenhaus umgerüstet und war ab Ende Februar einsatzfähig. Täglich können 600 Tests umgesetzt werden, so dass jeder beim kleinsten Verdacht Zugang zu einer Untersuchung hat, nach acht Stunden liegt das Ergebnis vor. Somit können die Kontakte der Betroffenen verfolgt und Qarantäne umgesetzt werden.
Hinzu kam eine Abschottung des Landes vor ausländischen Besuchern – kleine Bevölkerungseinheiten sind für Epidemien besonders anfällig, das regnerische kühle Klima im Nordatlantik gilt als günstig zur Virusverbreitung.
Derzeit gibt es 4.000 Arbeitslose auf Inseln. Viele haben die Arbeit aufgegeben, um auf die Kinder aufzupassen. Auch darum wurden die Maßnahmen gelockert. „Es war keine leichte Entscheidung, aber sie musste getroffen werden, um unsere Gesellschaft vor dem Kollaps zu bewahren“, so Ministerpräsident Bárður á Steig. Denn es gibt kritischen Stimmen, die vor einem möglichen Infektionsschub warnen, wie ein Internist des Landeskrankenhaus, Shahin Gaïni, der auch für den Umbau des Labors verantwortlich war. Er rät noch abzuwarten und zu schauen, wie sich die Maßnahmen in anderen Ländern entwickeln. Jens Mattern
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