Was kann diese "Genschere", und warum soll sie weniger risikoreich als andere Gentechniken sein?
Bei der neuartigen CRISPR/Cas-Technik wird keine artfremde DNA ins Erbgut der Pflanzen eingefügt. (Bei der herkömmlichen Gentechnik bleiben alle strengen Regeln aufrecht). Vielmehr wird hier, bei der Genschere, der DNA-Strang einer Pflanzenzelle an einer vorgegebenen Stelle durchgeschnitten. An der Schnittstelle können einzelne DNA-Bausteine der eigenen Pflanze eingefügt, entfernt oder modifiziert werden. Vor zwei Jahren erhielten die beiden Forscherinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna dafür den Nobelpreis für Chemie.
Was würde das für die Landwirtschaft bedeuten?
Neue, widerstandsfähigere Pflanzen dürften angebaut werden. Sie könnten Wassermangel, Hitze oder Frost besser ertragen, würden sich gegen Kartoffelkäfer und Reblaus besser wehren können. Kurz gesagt: Diese gentechnisch editierten Pflanzen wären gegen den Klimawandel besser gerüstet. Der Einsatz von Pestiziden könnte massiv verringert werden, sagt die EU-Kommission.
Gleichzeitig wären diese Eingriffe in das Pflanzen-Erbgut so präzise und ungefährlich, dass sie künftig wie herkömmliche Zuchtpflanzen behandelt werden sollen. Fazit Brüssels: Mit CRISPR/Cas behandelte Pflanzen brauchen keine spezielle Zulassung mehr, keine Risikobewertung und keine Kennzeichnung für genveränderte Pflanzen.
➤ Mehr dazu: Ist Gentechnik doch nicht so übel? Österreichs Forscher sind jetzt dafür
Heißt das: Ich kann bald nicht mehr wissen, ob ich genmanipulierte Zutaten in meinem Essen haben werde?
Zumindest würde es noch Jahre dauern, bis es so weit sein könnte. Erst müssten sich auch die EU-Regierungen darauf einigen. Auch das EU-Parlament muss zustimmen. Doch massiver Widerstand formiert sich bereits.
Wer ist dagegen?
Ökobauern, Verbraucherschützer, Umweltaktivisten und Grüne legen sich quer. Ihr gewichtigstes Argument: Noch immer gebe es keine Klarheit über die langfristigen Folgen dieser neuen Gentechnik-Methode. Sarah Wiener, Starköchin und EU-Abgeordnete aus Österreich, hält dem "absurden Vorschlag der EU-Kommission" eine in den USA durchgeführte Studie entgegen: Dort werde die neue Gentechnik bereits eingesetzt. "Und dass dort weniger Pestizide verwendet werden, stimmt einfach nicht", sagt Wiener.
Befürchtet wird zudem, dass die Lockerung der Gentechnikregeln zu noch mehr Macht bei den wenigen Saatgutkonzernen, höheren Preisen und geringerer Vielfalt führen wird.
Aber Österreichs Forscher treten dafür ein?!
Die Wissenschaft sieht in der sogenannten grünen Gentechnik große Chancen. In einem offenen Brief forderten die wichtigsten Wissenschaftseinrichtungen Österreichs in der Vorwoche eine "vorurteilsfreie" Debatte. Für schädliches Potenzial der neuen Gentechnik gebe es überhaupt keine Belege. Im Gegenteil: Sie könne helfen, nachhaltigere Landwirtschaft mit weniger Bodenverbrauch und Pestiziden zu betreiben.
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