Da ging es wieder einmal um den Außengrenzschutz der EU. Darauf können sich alle 27 EU-Staaten problemlos einigen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex wird mehr Geld erhalten und soll mehr Rückführungen abgewiesener Asylwerber vornehmen. Libyens Küstenwache, die Migranten noch in Nordafrika davon abhalten soll, in die Boote übers Mittelmeer zu steigen, wird mehr Patrouillenboote erhalten.
Die große Zaun-Frage
Und da war schließlich noch die "Grenzinfrastruktur", die ausgeweitet werden und damit verhindern soll, dass Migranten die EU-Außengrenzen, etwa von der Türkei nach Bulgarien, in größeren Zahlen überwinden.
Gemeint sind Videoüberwachungen, Drohnen, Befestigungen. 6,5 Milliarden Euro stehen in der EU dafür zur Verfügung. "Ob dann die einen dazu Zaun sagen, die anderen technische Infrastruktur", sei egal, meinte Nehammer. Entscheidend sei vielmehr, dass mehr Geldmittel seitens der EU zur Verfügung stünden. Die EU-Kommission habe sich in dieser Frage bewegt, miente der Kanzler, vom ihrem früheren Nein sei sie abgewichen.
Unterstützung erhielt der Kanzler dabei auch aus den Niederlanden, Griechenland, Litauen, aber auch aus Italien. Luxemburgs liberaler Premier Xavier Bettel hielt wie meist dagegen: "Es wäre eine Schande, wenn eine Mauer in Europa gebaut würde mit den europäischen Sternen drauf."
Hitzige Debatten wurden in Brüssel erwartet. Denn wo die einen Staaten – wie etwa Österreich – darauf pochen, dass alle ankommenden Flüchtlinge und Migranten registriert werden, winken andere – wie Ungarn – viele einfach durch. Oder wo Staaten wie Italien und Griechenland verlangen, dass die Asylsuchenden in Europa gerecht verteilt werden, legen sich andere wie Österreich quer.
"Alle Regeln gäbe es ja", meinte ein hoher EU-Diplomat mit einem Hauch Verzweiflung in der Stimme, "und wenn sich alle Staaten daran halten würden, hätten wir keine Migrationskrise." So aber hakt es an allen Enden der europäischen Migrationspolitik, und neue Regeln müssen auf den Tisch.
Mehr Druck auf Drittstaaten
Da wären etwa mehr Abkommen zwischen der EU und den Herkunftsländern der Migranten. 18 davon gibt es bereits – doch nicht immer funktionieren sie. So weigern sich etwa immer wieder Staaten, ihre in Europa abgewiesenen Bürger wieder zurückzunehmen. Damit soll jetzt endgültig Schluss sein, fordert eine Acht-Staaten-Allianz, der auch Österreich angehört: Viel mehr Druck auf diese Staaten soll gemacht werden – entweder durch Einbremsen der Entwicklungshilfe, der Visa oder Wirtschaftsförderung.
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