Zurück blieb ein strahlenverseuchter Krater mit einem Durchmesser von 800 Metern. Die Hitze schmolz den Sand zu grünlichem Glas.
Noch heute liegen die radioaktiven Werte rund um das Test-Gelände teils um das Zehntausendfache über einem noch als akzeptabel geltendem Niveau. Die Bewohner in den umliegenden Ortschaften hörten später in den Nachrichten von einer „Explosion in einem Munitionslager“.
„Trinity“ – „Dreifaltigkeit“ – war der Codename des US-Militärs für diesen ersten Atomwaffen-Versuch. Der Codename der Waffe lautete schlicht „the Gadget“ („das Gerät“).
Neun Kilometer vom Testbereich entfernt wartete indessen Robert Oppenheimer in einem sicheren Betonbunker auf die Explosion. Auch der „Vater der Atombombe“ wusste nicht, was passieren würde. Würde die Kettenreaktion überhaupt funktionieren? Würde das „Gerät“ unvorhersehbaren Schaden anrichten?
Als wissenschaftlicher Leiter eines zeitweise mehr als 100.000 Menschen zählenden amerikanischen Forschungsteams trieb der brillante Physiker Julius Robert Oppenheimer die Arbeiten am streng geheimen „Manhattan-Projekt“ voran. Ziel war es, die erste Nuklearwaffe der Welt zu entwickeln. Bis weltbesten Forscher arbeiteten vier Jahre lang an der Entwicklung der gewaltigen Wunderwaffe. Die amerikanische Führung scheute dafür keine Kosten und Mühen.
„Die Forscher hatten eine relativ klare Vorstellung davon, welch ungeahnte Kräfte diese Bombe freisetzen würde“, schildert Georg Steinhauser. Der österreichische Professor für Radio-Ökologie (Leibniz Universität Hannover) führt gegenüber dem KURIER aus: „Die Trinity-Bombe hatte eine Sprengkraft von 21.000 Tonnen TNT, die binnen eines Sekundenbruchteils eine ganze Stadt zerstören können. Zum Vergleich: Ein Kilo TNT reicht leicht aus, um ein Flugzeug auseinanderzureißen.“
Was dann als „Trinity“-Test in die Geschichte einging, verstörte Projektleiter Oppenheimer dennoch zutiefst. Beim Anblick der pilzförmigen Wolke soll ihm ein Vers aus der Bhagavad Gita, der Heiligen Schrift der Hindus durch den Kopf geschossen sein: „Jetzt bin ich zum Tod geworden, der Zerstörer der Welten.“
Oppenheimer habe dann dafür plädiert, sagt Radio-Ökologe Steinhauser, die noch immer im Krieg mit den USA stehenden Japaner zu einem Atomtest einzuladen. „Er wollte, dass die Japaner sehen, was ihren Städten droht, wenn sie nicht kapitulieren. Aber von der militärischen Seite der USA wurde das abgelehnt.“
In Washington war bereits klar: Die neue Wunderwaffe sollte eingesetzt werden. Zum Zeitpunkt des Trinity-Tests waren bereits zwei weitere Bomben per Schiff auf dem Weg in den Pazifik.Das Schwestermodell „Little Boy“, eine Uranbombe, sollte nur wenige Wochen später über Hiroshima explodieren. Drei Tage darauf detonierte die Plutoniumbombe „Fat Man“ über Nagasaki.
Die Atombombe, so ist Experte Georg Steinhauser überzeugt, „wäre in jedem Fall entwickelt worden. Und zwar ab jenem Moment, ab dem man begriffen hat, wie Kernspaltung funktioniert. Damit war klar, dass früher oder später ihre militärische Anwendung zum Zug kommen würde.“
Vier Jahre nach Kriegsende, im August 1949, hatte auch schon die Sowjetunion ihre erste Atombombe gebaut und getestet. Sie war eine 1:1-Kopie der Nagasaki-Bombe. Die Pläne dafür hatten sowjetische Agenten beim „Manhattan-Projekt“ ausspioniert.
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