Erdoğan macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt

Erdoğan macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt
Der türkische Präsident hat seinem Land zu geopolitischer Größe verholfen. Wo die Türkei überall mitmischt und welche Machtinteressen Erdoğan dabei verfolgt.

Ein geopolitisches Scharnier, die Türe zwischen Ost und West – das war die Türkei schon immer. Mal mehr, mal weniger Großmacht. Nach dem Ende des Osmanischen Reiches 1918 war sie zwar eine Zeit lang mit sich selbst und innenpolitischen Herausforderungen beschäftigt – der Identitätsfrage, Wirtschaftskrisen und einer Handvoll Putschen und Putschversuchen. Spätestens mit dem NATO-Beitritt 1952 und als strategisches Bollwerk des Westens gegen den Kommunismus im Kalten Krieg entdeckte sie ihre geopolitische Machtposition neu.

Vor allem Recep Tayyip Erdoğan schaffte es, sich die türkische Außenpolitik zunutze zu machen, durch ein Mitmischen im Ausland die türkische Identität zu stärken und von innerstaatlichen, der Bevölkerung näheren Problemen abzulenken. Beispielhaft sind die Konflikte in Syrien und Bergkarabach, wo Erdoğan gegen Feinde kämpft, die er aus dem eigenen Land kennt: Die Kurden werden in der Türkei nach wie vor unterdrückt, der Völkermord an den Armeniern zwischen 1915 und 1916 geleugnet. Erdoğans Nationalismus duldet keine Minderheiten.

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