Die (nackte) Wahrheit der Marketing-Aktion war dann aber mehr Auf- als Anregung. Manche Bewohner der britischen Hauptstadt fanden sie „amüsant“, viele aber drückten Bedenken aus.
"Liebt es, nackt zu sein"
Schuld daran waren Pfeile, die als Teil der Reklame auf Sitze in der oberen Etage der Busse zeigten. Zwei davon hatten darunter „liebt Naked Attraction“ und „hasst Naked Attraction“ stehen. Sie waren nicht das Problem. Dass aber ein dritter Pfeil nichts ahnende Businsassen als Nudisten outen wollte – mit den Worten „loves being naked“, also „liebt es, nackt zu sein“ – ging vielen zu weit. Der Tenor: „creepy“, also „unheimlich oder „schauerlich“. So manche kritisierten die Kampagne als „tone deaf“, also „unsensibel“, und betonten, auch Werbung müsse einvernehmlich sein.
„Einige Passagiere werden damit einverstanden sein, aber viele werden zu Recht dagegen sein, die Pointe eines derben Witzes zu sein, dem sie nicht zugestimmt haben“, meinte eine Zeitungskolumnistin.
„Menschen dazu anzuhalten, sich Fahrgäste nackt vorzustellen, ist einfach nicht vernünftig, wenn mehr als die Hälfte der Frauen in Londons öffentlichen Verkehrsmitteln Opfer sexueller Belästigung geworden sind.“
Tatsächlich fand eine YouGov-Umfrage 2020, dass mehr als 50 Prozent aller Londonerinnen und etwa 20 Prozent der Männer in der Hauptstadt im Nahverkehr sexuell belästigt wurden.
Kritiker wiesen auch darauf hin, dass der dritte Werbe-Pfeil auf Busplätze ganz vorne wies, die bei Kindern besonders beliebt sind.
Erregung war unbeabsichtigt
Der britische Werberat erhielt 26 Beschwerden und untersucht diese jetzt. Aber das negative Echo hat Channel 4, seine Werbeagentur und Öffis-Betreiber Transport for London (TfL) bereits umgestimmt. Die Kampagne soll jetzt so schnell wie möglich von den Bussen entfernt werden. „Es war nicht unsere Absicht, Anstoß zu erregen“, sagte der Kanal und entschuldigte sich. TfL betonte, man arbeite „unermüdlich daran, sicherzustellen, dass öffentliche Verkehrsmittel für alle sicher sind“.
Britische Twitter-Detektive haben das Sujet allerdings inzwischen auf Bussen anderer Städte wie Manchester, Liverpool, Newcastle und Edinburgh, erspäht. Was damit passiert, ist unklar.
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