"Nacktheitspolizei": Belgische Museen spotten über Facebook-Zensur

Die Haltung der "Venus Frigida" (1614) schaute sich Rubens vom beliebten antiken Motiv der kauernden Venus ab.
Mit einem semi-ironischen Video prangern belgische Museen Facebooks strenge Anti-Nacktheits-Richtlinien für Werbung an.

Der barocke Malerfürst Peter Paul Rubens ist nicht zuletzt wegen seiner fleischeslustigen Nacktbilder weltbekannt. In virtuellen Facebooksphären werden seine Akte jedoch zensiert.

Im Zuge dessen wurden auch eine Reihe von Postings zu Promotion-Zwecken der belgischen Tourismusregion Flandern gelöscht. In einem offenen Beschwerdebrief prangern der Tourismusverband Flandern (Toerisme Vlaanderen) und eine Reihe von flämischen Museen die Löschpolitik des Netzwerks nun an.

Kulturzensur

In dem an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gerichteten Schreiben heißt es: "Brüste, Popos und die Cheruben von Peter Paul Rubens werden allesamt als unanständig eingestuft. Nicht von uns, aber von Ihnen ... Auch wenn wir heimlich darüber lachen, macht uns Ihre Kulturzensur das Leben schwer."

Facebooks Werberichtlinien verbieten die Darstellung von Nackten, auch wenn es um Kunst geht. Ausgenommen sind Skulpturen, nicht aber Gemälde. Die entfernten Beiträge enthalten unter anderem ein gesponsertes Werbeposting, das Rubens Gemälde "Kreuzabnahme" zeigt. In der Darstellung ist Jesus nackt, nur sein Schambereich ist bedeckt.

Seinen Standpunkt mach der flämische Tourismusverband auch mit der Veröffentlichung eines Videos klar: In dem Clip führt die " Nacktheitspolizei" Besucher des Rubenshauses (ehemalige Wohn- und Werkstatt von Peter Paul Rubens, die heute ein Museum zu seinem Leben und Werk ist, Anm.) in Antwerpen von den Malereien weg und hindert sie so daran, die Bilder zu betrachten.

Toerisme Vlaanderen leitet derzeit ein zweijähriges Programm zur Förderung der flämischen Maler Rubens, Pieter Bruegel und Jan van Eyck. Geschäftsführer Peter De Wilde sagte gegenüber dem Guardian: "Leider ist es momentan unmöglich, unser einzigartiges kulturelles Erbe auf dem weltweit beliebtesten sozialen Netzwerk zu fördern."

Gesprächsangebot

Vonseiten Facebook heißt es, dass man ein Gesprächsangebot vom Tourismusverband angenommen hätte. Mit Blick auf die Löschungspolitik betonte man, dass normale Posts nicht betroffen seien, sondern nur Anzeigen zensiert würden.

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