Droht Türkei-Urlaubern die Festnahme?

Droht Türkei-Urlaubern die Festnahme?
Türkischer Innenminister sorgte mit Rede für Aufsehen, 2018 wurden elf Österreicher in der Türkei verhaftet.

Breite Empörung herrscht in Deutschland nach einer Rede des türkischen Innenministers Süleyman Soylu (Bild unten): „Da gibt es jene, die in Europa und in Deutschland an den Veranstaltungen der Terrororganisation teilnehmen und dann in Antalya, Bodrum und Mugla urlauben“, hatte er am Sonntag gesagt. Man habe auch für sie „Maßnahmen“ ergriffen. „Sollen sie doch herkommen und von den Flughäfen aus einreisen. Wir nehmen sie fest und auf!“ Weiter sagte er: „Von nun an wird es nicht mehr so einfach sein, draußen Verrat zu begehen, und sich dann in der Türkei zu amüsieren.“

 

Die USA verhängten unter anderem Sanktionen gegen Innenminister Soylu

Den Vorwurf, die Türkei wolle deutsche Urlauber, die als Regierungsgegner gelten, bei deren Einreise festnehmen, wies Ankara als „haltlos“ zurück, Touristen aus Deutschland und allen anderen Ländern seien nach wie vor willkommen. Doch ein Blick auf festgenommene Österreicher in der Türkei zeichnet ein anderes Bild: Laut der ehemaligen grünen Nationalratsabgeordneten Berîvan Aslan wurden im allein im vergangenen Jahr elf Österreicher in der Türkei festgenommen. „Das geht von Max Zirngast bis hin zu einem Pensionistenpaar“, sagt sie gegenüber dem KURIER. Türkische Vereine würden seit Jahren Listen über regimekritische Austro-Türken anlegen und diese per Post nach Ankara senden – aus Angst vor Hackerangriffen. Diese sollen direkt an das türkische Innenministerium gehen.

Bereits vor zwei Jahren waren diese Schikanen KURIER-Thema:

Doch auch durch eine Denunzierungs-App würden österreichische Türken verhaftet, wenn sie sich in der Türkei aufhalten. Etwa eine 48-jährige Welserin, die im Herbst 71 Tage in Haft saß (siehe Geschichte unten). Sie wollte ihre krebskranke Mutter besuchen. Ein weiteres Problem ist die Sippenhaftung: „Einer schreibt regierungskritische Postings auf Facebook und sofort steht seine gesamte Familie auf der Liste“, sagt Alsan. Aus diesem Grund traue sich auch niemand, politische Inhalte am Telefon zu besprechen.

Josef Peterleithner, Präsident des Österreichischen Reiseverbands und TUI Austria Prokurist, sieht für Urlauber jedoch keine Gefahr. Auf der Reisemesse ITB in Berlin vom KURIER gefragt, ob es für Österreicher sicher sei, in die Türkei zu reisen, antwortete er: „Absolut. Und das tun die Österreicher auch. 2018 hatten wir Zuwachsraten von um die 50 Prozent, für den kommenden Sommer werden wieder 50 Prozent und mehr an Steigerung prognostiziert“, sagt er.

Sehen Sie mehr dazu im Video unten:

Josef Perterleithner zu Türkei-Tourismus

Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) reagierte zurückhaltend auf die Äußerungen aus der Türkei. DRV-Sprecher Torsten Schäfer verwies am Mittwoch auf die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes, die „jeder Urlauber nachlesen sollte“. In diese Hinweise sei schon vor fast zwei Jahren der Ratschlag aufgenommen worden, Demonstrationen zu meiden und dass „man vorsichtig sein sollte mit Äußerungen“, sagte Schäfer am Rande der Reisemesse.

Es sei bekannt, dass die türkische Regierung schon vor einiger Zeit angekündigt habe, dass sie auch die sozialen Medien überprüft. „Wir beurteilen nicht die politische Lage“, sagte Schäfer. Wer sich an den Reise- und Sicherheitshinweisen orientiert, bei dem sollte einem Urlaub nichts im Wege stehen. „Jeder sollte die Entscheidung für sich selbst überprüfen und danach handeln“, erklärte der DRV-Sprecher.

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