Die personelle Radikalkur, der auf Drängen Trumps zunächst die langjährige RNC-Chefin Ronna McDaniel zum Opfer fiel, wird in US-Medien mit einem „Blutbad“ verglichen, aus dem wahrscheinlich etliche „Whistleblower“ hervorgehen werden, die in den nächsten Wochen unschöne Details an die Öffentlichkeit geben.
Gemäßigte Republikaner sehen in der Personalie Lara Trump, einer ehemaligen Fitness-Trainerin und TV-Produzentin, die an einem Institut für französische Kulinarik in New York einen Abschluss in Konditorei erwarb, eine vor allem machtpolitisch und finanziell geprägte Entscheidung. Trumps Wahlkampagnen-Konto ist im Vergleich zu dem von Amtsinhaber Joe Biden (mindestens 120 Millionen U$) beinahe leer. Gleichzeitig türmen sich aufgrund etlicher Straf- und Zivilprozesse die Anwaltskosten.
Ronna McDaniel, eine Verwandte von Trumps Erzfeind und Ex-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, hatte sich zuletzt geweigert, Trumps juristische Eskapaden aus der Parteikasse zu bezahlen. Lara Trump, 41 Jahre alt, verheiratet mit Trumps Sohn Eric, erklärte dagegen in Interviews, dass sämtliche Spenden-Einnahmen für die Partei ab sofort in den Wahlkampf des Schwiegervaters fließen werden. Wer damit ein Problem habe, möge die Partei bitte schön verlassen.
Soll die Partei künftig auch Trumps Anwaltskosten begleichen?
Weil das RNC traditionell auch die Wahlkämpfe von republikanischen Abgeordneten und Senatoren finanziell flankiert, rührte sich im Unterholz der Partei umgehend Kritik. Trump-Berater und RNC-Geschäftsführer Chris LaCivita versuchte die Wogen mit der Aussage zu glätten, dass „kein einziger Penny“ für Trumps Strafverteidiger aus Bordmitteln der Partei ausgegeben werde. „Glauben tut das niemand“, sagen langjährige Beobachter des RNC.
Was sie sorgt, ist die „Gleichgültigkeit“, mit der die Republikaner-Spitze die „Eroberung“ durch Trump hingenommen habe. „Es gibt keinen echten Widerstand mehr.“ Die Frage, wie zukunftsfähig der Partei-Apparat sei, falls Trump die Wahl im November verlieren sollte, werde überhaupt nicht gestellt.
Marjorie Taylor Greene, Speerspitze der republikanischen Trump-Fans im Kongress, jubelt dagegen: „MAGA hat jetzt die volle Kontrolle der Republikanischen Partei übernommen“, erklärte die Abgeordnete aus Georgia in Anspielung auf die „Make America Great Again“-Fans, die Trump hinter sich versammelt hat.
Dabei gibt gerade das Vorwahl-Ergebnis aus ihrem Bundesstaat aus Trump-Sicht Anlass zur Sorge. Obwohl sie vorher bereits aufgegeben hatte, bekam Trumps letzte Rivalin um die Kandidatur, Nikki Haley, am Dienstag über 60.000 Stimmen von republikanischen Wählern. Zur Erinnerung: Trump verlor den Südstaat gegen Joe Biden 2020 mit knapp 12.000 Stimmen Differenz.
Wegen innerparteilicher Streitereien bei den Republikanern könnten die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückgewinnen
Auch an anderer Stelle mehren sich Alarmsignale. Mit dem Abgeordneten Ken Buck aus Colorado verlieren die Republikaner im Repräsentantenhaus eine wichtige Stimme. Der erbitterte Trump-Gegner sieht seine Partei am Abgrund. Er glaubt, sie ergötze sich an Schaukämpfen und missachte die Nöte und Wünsche des amerikanischen Volkes.
Durch sein Ausscheiden hat die GOP de facto nur noch zwei Stimmen mehr als die Demokraten. Auch das kann sich bedingt durch Nachwahlen in den kommenden Wochen so ändern, dass im Sommer die Demokraten, die im Senat hauchdünn die Nase vorn haben, wieder komplett die Macht im Kongress übernehmen.
Die Blockade-Macht, die die Republikaner auf Geheiß von Trump bis zur Wahl am 5. November praktizieren sollen, wäre dann dahin. Widerstandsnester wie die Gruppe „Republikaner gegen Trump“ um die Aktivistin Sarah Longwell warten nur darauf. Sie wollen 50 Millionen Dollar in die Hand nehmen, um in wichtigen Bundesstaaten gezielt Wahlwerbung gegen den 77-Jährigen zu machen.
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