Wie Donald Trump Kanadas Anti-Corona-Trucker hofiert

Tamara Lich. Den Namen sollte man sich merken. Die ehemalige Fitness-Trainerin aus Saskatchewan, die aus der für die Abspaltung West-Kanadas eintretenden "Maverick"-Partei kommt, könnte bald bei einer Donald-Trump-Kundgebung als Stargast vorgestellt werden.
Lich ist die Führungsfigur der in Kanada anfangs belächelten Trucker-Proteste gegen Corona-Restriktionen. Hunderte Lkw-Fahrer legen seit 16 Tagen mit ihren Gefährten Kanadas Hauptstadt Ottawa lahm. Sie verlangen nicht weniger als die Rücknahme aller Impf-Vorschriften – und den Rücktritt der linksliberalen Regierung von Premier Justin Trudeau.
Staatsverächter, Rechtsextremisten und Verschwörungstheoretiker surfen mit auf der Welle, deren Ausläufer bis nach Neuseeland oder Europa reichen – in Paris werden am Samstag hunderte Lkw zum Protest erwartet. Massiven Beistand erhalten sie auch aus dem Süden. US-Ex-Präsident Trump nennt Trudeau einen "linksextremen Irren" und bietet den Truckern sein bald an den Start gehendes Social-Media-Projekt "Truth Social" als digitalen Marktplatz an.
Flankiert wird Trumps Gebalze von Moderatoren rechter Fernseh-Sender wie Fox News. Dort wird der Eindruck erweckt, in Kanada sei eine Freiheitsbewegung auf Rädern entstanden, die weltweit Vorbildcharakter gegen staatliche Regulierungswut beanspruchen könne.
Die Propagandisten setzen auf Mobilisierung im eigenen Land. Das Heimatschutzministerium in Washington warnt bereits davor, dass noch vor der "Rede zur Lage der Nation" von Joe Biden am 1. März wichtige Verkehrsknoten-Punkte in Metropol-Räumen blockiert werden könnten.
Bereits am jetzigen Super-Bowl-Wochenende soll sich im kalifornischen Coachella ein Trucker-Zug in Bewegung setzen, der Anfang März in der Hauptstadt landen könnte. In sozialen Netzwerken versammeln sich Zehntausende hinter der Idee, der Regierung Biden auf die Füße zu treten.
Viele Trucker ungeimpft
Anders als in Kanada, wo 90 Prozent der Trucker durchgeimpft sind, finden sich unter den amerikanischen Lkw-Lenkern viele, die sich kein Vakzin spritzen lassen wollen. Die "Independent Drivers Association" hat die Biden-Regierung darum aufgefordert, für 150.000 Mitglieder Ausnahmen bei den Impf-Auflagen zuzulassen.
Auch demokratische Senatoren, etwa aus dem grenznahen Montana, haben Verständnis. Sie warnen vor Kollateralschaden, wenn Washington und Ottawa bei den Impf-Vorschriften für Brummi-Fahrer hart bleiben.
Weil große "Rigs", also riesige Trucks, die für tägliche Transporte im Wert von über 300 Millionen Dollar verantwortliche Brücke zwischen Detroit und Kanada blockieren, mussten etliche Auto-Bauer von Ford bis General Motors vorübergehend ihre Fließbänder abschalten.
Das Weiße Haus fordert Trudeau zu mehr Härte im Umgang mit den Aufmüpfigen auf. Sprich: Groß-Einsatz von Polizei, notfalls Militär. Trudeau reagiert bisher zurückhaltend. Er versucht die Trucker als "Rand-Minderheit" abzukanzeln und zum Abzug zu bewegen.
Tamara Lich denkt nicht dran: "Wir bleiben, solange es nötig ist." Mit einer Einschränkung: Das Oberste Gericht in Ontario hat den Truckern ihre Hup-Konzerte bis auf Weiteres untersagt, ansonsten drohen Geldstrafen bis zu 100.000 Dollar und ein Jahr Haft.
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